Reportage Wie die Magdeburger Feuerwehr die Silvesternacht erlebt hat

02. Januar 2023, 17:11 Uhr

Während die einen feiern und aufs neue Jahr anstoßen, ist auf der Feuerwache Nord in Magdeburg einiges los. Auch dieses Silvester wurden die Feuerwehrleute zu vielen Einsätzen gerufen. Eine Reportage.

Annette Schneider-Solis
Bildrechte: MDR/Jörn Rettig

Silvesternacht, kurz vor Null-Uhr. In der Feuerwache Nord in Magdeburg ist es ruhig. Nur noch wenige Minuten bis zum Jahreswechsel. Vor der Wache treffen sich Anwohner, Leute mit Kindern. Die Tore der Fahrzeug-Hallen öffnen sich, alle Fahrzeuge rollen vor die Tür. Punkt Null-Uhr heulen die Martinshörner, Blaulicht zerreißt die Dunkelheit – die Berufsfeuerwehr begrüßt das neue Jahr.

Einsatz kurz vor Mitternacht

Die Besatzung vom Tanklöschfahrzeug 1 fehlt. Nur wenige Minuten vor Mitternacht gab es Alarm für Marian Weimann, Norman Gartmann, Dirk Schulze und Johannes Sternberg. Das Tanklöschfahrzeug ist die erste Wahl, wenn kleinere Brände gelöscht werden müssen. "Wir haben den großen Wassertank und werden bevorzugt eingesetzt", erklärt Johannes Sternberg.

Die Vierer-Besatzung springt ins Fahrzeug, verlässt mit Blaulicht die Fahrzeug-Halle, fliegt durch die nächtlichen Straßen von Magdeburg. In der Fahrt legen die Männer ihre Ausrüstung an. Ein Blick auf die Uhr: "Frohes Neues. Zumindest haben wir die Einsatz-Nummer 1", flachsen die Feuerwehrleute, während sie zum Einsatzort eilen.

Container-Brände: Typisch für Silvester

Dort erwartet die Besatzung von TLF 1 ein Container-Brand. Der lodert im Müll-Raum eines Neubau-Blocks. Dichte Rauchwolken quellen aus der Tür. Das Feuer ist schnell gelöscht. Mit dem Haken wird anschließend der verkohlte Container-Inhalt auseinandergezogen, damit keine Glutnester übersehen werden – Routinearbeit. Am Himmel explodieren funkelnde Sterne, doch dafür haben die Feuerwehrleute jetzt keinen Blick. Erst, als sie wieder auf dem Rückweg sind.

Container-Brände sind das typische Silvester-Geschäft für die Feuerwehr. "Viele schmeißen ihren Restmüll schon weg, obwohl er noch nicht abgekühlt ist. Dann kommt es zu diesen Container-Bränden", weiß Johannes Sternberg.

17 Einsätze für das Tanklöschfahrzeug 1

In der Leitstelle klingeln sich derweil die Telefone heiß. Die Mannschaft dort wurde aufgestockt, denn Silvester ist einer der Tage im Jahr, an denen mit einem erhöhten Einsatz-Aufkommen gerechnet werden muss. Hier landen alle Anrufer, die im Raum Magdeburg die 112 gewählt haben. Nicht nur Brände, auch medizinische Notfälle werden hier gemeldet.

Für die Besatzung vom TLF 1 wird es eine arbeitsreiche Nacht. Siebzehn Einsätze sollen es werden für die Mannschaft während des 24-stündigen Dienstes – Container-Brände vor allem, Ödland-Brände, ein Balkon-Brand, zu dem auch die Drehleiter ausrückt.

Anruf wegen brennender Pappe

Die Pausen zwischen den Einsätzen sind kurz. Der Kaffee wird tatsächlich kalt, und zum Schlaf kommt die Besatzung von TLF 1 heute Nacht gar nicht. Kaum hat sich die Mannschaft frei gemeldet, läuft der nächste Alarm ein – keine großen Sachen, manchmal nur ein brennender Pappkarton, für den die Feuerwehr gerufen wird.

Vor dem Katharinenturm brennt ein Haufen Pappe. Als die Feuerwehr eintrifft, stehen dort erwartungsvolle Passanten mit gezückten Handys. Sie gehören zu dem geöffneten Geschäft, vor dem der Haufen brennt. Mit einem Eimer Wasser hätten sie das Feuer leicht löschen können. "Das ist nicht mein erstes Silvester", sagt Dirk Schulze, während der Wassertank später an einem Hydranten wieder aufgefüllt wird und fügt hinzu:

Klar würde ich gern mit der Familie feiern, aber ich kenne es nicht anders und mache das auch gern. Das ist unser Job.

Dirk Schulze, Feuerwache Nord in Magdeburg

Beängstigender Trend: Gewalt bei Einsätzen

An Tagen wie diesen, an denen viel Alkohol konsumiert wird, werden auch Feuerwehrleute und Rettungskräfte immer öfter zum Ziel von Angreifern. Nach zwei Jahren eingeschränkter Feierei musste auch in Magdeburg mit Übergriffen gerechnet werden. Doch Szenen wie in Berlin gibt es in Magdeburg heute Nacht nicht. Trotzdem – Direktionsdienst Torsten Schirm kennt den beängstigenden Trend:

Wir haben es speziell im Rettungsdienst zunehmend mit Angriffen zu tun. Die Leute werden aggressiver, die Erwartungen immer größer. Wenn die nicht erfüllt werden, kommt es zu verbalen und sogar zu körperlichen Angriffen. Die Einsatzkräfte haben es mit einer erhöhten Gefährdung zu tun.

Torsten Schirm, Direktionsdienst aus Magdeburg

Fazit: Einsatz-Geschehen wie vor Corona

Das Resümee für diese Silvesternacht: etwa 40 für Silvester typische Einsätze für die Feuerwehr, 50 für die Rettungswagen der Feuerwehr. "Damit haben wir in etwa das Einsatz-Geschehen, das wir vor Corona hatten", bilanziert Torsten Schirm.

Punkt 6 Uhr geht in den Zimmern der Feuerwache Nord das Licht an. Diesmal folgt keine Einsatz-Durchsage. Es ist der normale Weckdienst für die Kollegen, die das Glück hatten, eine Mütze voll Schlaf zu bekommen. In wenigen Minuten trifft die Ablösung ein. Die persönliche Ausrüstung auf den Fahrzeugen wird ausgetauscht. Wach-Abteilung 3 geht in den Feierabend, Wach-Abteilung 2 übernimmt für die nächsten 24 Stunden den Dienst.

Mehr zum Thema: Einsätze an Silvester

MDR (Annette Schneider-Solis/Johanna Daher)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 01. Januar 2023 | 19:00 Uhr

28 Kommentare

kleiner.klaus77 am 03.01.2023

@ Magdeburger jung
Ich scheue mich nicht Menschen als das zu bezeichnen, was sie sind: also z.B einen Faschisten einen Faschisten, einen Antisemiten einen Antisemiten und so weiter! Und wenn Hass und Hetze verbreitet wird, dann sage ich dies auch! Haben Sie ein Problem damit wenn sich Menschen dagegen richten?

Magdeburger Jung am 02.01.2023

Es gibt hier leider einige User, die so verbohrt sind, in jedem zweiten Wort rechte Parolen zu lesen. Irgendwo ist das langsam nicht mehr normal,oder?

DermbacherIn am 02.01.2023

Ich habe gedacht die Kommentare werde moderiert, aber ich bin nicht bereit ihre Arbeit zu übernehmen, aber offenbar sind sie auf dem rechten Auge blind!

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