Auf einer Lichtung im Wald stehen mehrere Holzbänke und ein kleiner Baumstamm davor. 1 min
Zum Hören: Förster Lennard Sieck über den Bestattungswald Beetzendorf Bildrechte: Lydia Zahn/MDR
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Letzte Ruhe in der Natur Einzigartig im Altmarkkreis Salzwedel: Bestattungswald in Beetzendorf hat Betrieb aufgenommen

04. April 2024, 16:55 Uhr

Auf sieben Hektar Wald können Menschen sich seit Februar in Beetzendorf im Altmarkkreis bestatten lassen. Die Idee dazu kam von einer heimischen Familie. Der Gemeinderat stimmte dem zu, der Bürgermeister machte sich dafür stark.

Seit Februar können Menschen bei Beetzendorf im Altmarkkreis Salzwedel in einem Wald bestattet werden. Dafür wurden 197 Bäume ausgewählt und nummeriert. Sieben Hektar umfasst der Bestattungswald, wovon zurzeit vier Hektar genutzt werden.

Förster Lennard Sieck (31) kümmert sich um die Waldung von Matthias Graf von der Schulenburg, und somit auch um den Bestattungswald, der in dessen Forst liegt. Die Gräber sind wie die Uhr um die Bäume sortiert, heißt, in der Regel zwölf Gräber pro Baum. Stehen diese jedoch zu dicht, wird auf sechs reduziert, damit sich die Uhrkreise nicht überschneiden.

Grabpflege übernimmt die Natur

Bei der Beisetzung wird sich zur Trauerfeier am Andachtsplatz getroffen, von dort aus geht es dann in einer feierlichen Prozession zum entsprechendem Baum, wo die zersetzbare Urne in ein 80 Zentimeter tiefes Loch herabgelassen wird. Zwar ist Grabschmuck verboten, während der Feierlichkeiten ist es aber durchaus in Ordnung, wenn eine Blume niedergelegt wird. Danach übernimmt nur noch die Natur die Grabpflege und dessen Schmuck, betont der Förster.

Portait eines Mannes, der vor Bäumen steht.
Laut Förster Lennard Sieck ist eine Bestattung im Wald auf lange Sicht günstiger als auf einem Friedhof. Bildrechte: Lydia Zahn/MDR

Das sei eine der Besonderheiten, die ein Bestattungswald zu bieten hat, findet Sieck. Also, dass sich die Angehörigen um keinerlei Grabpflege mehr kümmern müssen. Während die Sonne durch die Baumkronen strahlt und die Blätter leise rascheln, wird deutlich, dass gar keine Blumen oder Kerzen nötig sind, um der letzten Ruhe Ausdruck zu verleihen.

Kostentechnisch lohne sich ein Platz im Wald, nennt der 31-Jährige einen weiteren Vorteil. Ein Platz ist erst einmal teurer als auf einem städtischen Friedhof, jedoch lohnt es sich vor allem über die Zeit gesehen, hebt der Förster hervor. Eine einzelne Grabstelle kostet zwischen 680 Euro und 1.800 Euro. Einen ganzen Baum zu reservieren, beispielsweise für eine Familie, kostet zwischen 3.200 Euro und 6.500 Euro für zwei Plätze, jeder weitere dann 400 Euro. Kosten für die Grabpflege entfallen komplett.

Zu sehen ist ein Weg innerhalb eines Waldes. 1 min
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Anfragen aus der gesamten Region

Das Konzept kommt an, erste Bestattungen gab es schon. Die Nachfrage ist sehr hoch, weiß Sieck. Dabei kommen die Anfragen nicht nur aus Beetzendorf und der näheren Umgebung, sondern aus dem gesamten Altmarkkreis. Den größten Teil machen vor allem Grab-Reservierungen noch zu Lebzeiten aus.  "Wir sind positiv überrascht, wie stark die Nachfrage jetzt gerade zu Anfang ist. Und das, obwohl wir noch gar keine offizielle Eröffnung hatten", freut sich Sieck. Die ist nämlich am 5. April.

Der Bestattungswald ist also gefragt. Er liegt auf dem Eiskuhlenberg nordöstlich von Beetzendorf und ist ein Mischwald, der aus zum Teil über hundertjährigen Rotbuchen und Eichen, aber auch Kiefern, Douglasien, Birken und Kastanien besteht. Doch wie kam es überhaupt zu der Umwidmung?

Idee kam von einer Beetzendorfer Familie

Die Idee kam aus der Bevölkerung, von einer Beetzendorfer Familie. Der Vorschlag fand Anklang und wurde vom gesamten Gemeinderat angenommen. Vor allem Bürgermeister Enrico Lehnemann machte sich für den Bestattungswald stark, erinnert sich Sieck. Nachdem der Rat einstimmig für das Vorhaben votiert hatte, wurde der Forst als Bestattungswald umgewidmet und ins Grundbuch eingetragen.

MDR (Lydia Zahn, Sebastian Gall)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 04. April 2024 | 00:00 Uhr

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