EIn Mann entfernt Rinde von einem Baum.
Forstamtsleiter Jachalke untersucht einen Baum, der vom Borkenkäfer befallen ist. Bildrechte: MDR/Matthias Bruck

Wälder in Gefahr "Durchlöchert wie ein Käse": Borkenkäfer befällt Kiefern in der Altmark

21. August 2023, 09:34 Uhr

Betroffen von dem Befall durch den Kiefernborkenkäfer sind die Waldbestände vor allem in der mittleren und südlichen Altmark. Der Schädling hat sich bereits in einen Großteil der Bestände hineingefressen. Um ihn zu stoppen, müssen die befallenen Bäume gefällt und aus dem Wald gebracht werden. Sonst droht der Schädling auch auf noch auf gesunde Kiefern überzuspringen.

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Wenn Jürgen Bammel sein Waldstück bei Klötze inspiziert, wird ihm zunehmend mulmig zumute. Immer mehr Kiefernkronen verfärben sich braun, unter der Rinde toben die Borkenkäfer. "Als ich im Frühjahr hier war, habe ich das bei drei Bäumen festgestellt. Wenige Wochen später hat mich unser Förster angerufen und mitgeteilt, dass jetzt schon 20 Bäume befallen sind. Da habe ich einen riesigen Schreck bekommen", sagt der Waldbesitzer. Bammel hatte einen Fehler gemacht: Er hätte die schadhaften Bäume gleich fällen und aus dem Wald schaffen müssen.

Durchlöchert wie ein Schweizer Käse

"Das ist das einzige was hilft, den Käfer zu stoppen. Denn bleibt der befallene Baum stehen, bohrt der Käfer sich irgendwann aus der Rinde heraus und fliegt zum nächsten Baum und legt dort seine Eier ab", sagt der Leiter des Betreuungsforstamtes Westliche Altmark, Helmut Jachalke. Die Behörde fungiert als eine Art Dienstleister für die vielen privaten Waldbesitzer der Region.

Und bei seinen Inspektionstouren durch die Wälder hat Jachalke eine beunruhigende Entdeckung gemacht: "Wenn wir so durch die Altmark fahren und uns die Kiefernwälder anschauen, sehen sie von außen überwiegend gesund aus. Bei näherer Betrachtung zeigt sich ein anderes Bild: Er ist durch den Borkenkäferfraß durchlöchert wie ein Schweizer Käse", sagt Jachalke. Im Norden der Altmark seien die Schäden noch nicht so groß wie im Süden.

Trockenheit schwächt die Bäume

Nach der Fichte, die vor allem im Harz verheerende Schäden hinnehmen musste, nun also auch die Kiefer. Der Käfer ist ein anderer als bei der Fichte, es ist der Kiefernborkenkäfer. Zwei verschiedene Varianten gibt es: den zwölfzähnigen und den sechszähnigen Kiefernborkenkäfer. Der sechszähnige macht sich vor allem über die Kronen der Bäume her. Den zwölfzähnigen findet man im unteren Stammbereich unter der Rinde.

Ein Baum wird gefällt.
Viele Bäume sind durch Schädlingsbefall geschwächt. Bildrechte: MDR/Matthias Bruck

Der Grund, dass die Bäume so schnell Opfer des Borkenkäfers werden, ist der gleiche wie bei der Fichte, berichtet Jachalke: der Klimawandel. "Die Trockenheit stresst die Bäume, so dass sie sich nicht mehr gegen den Käfer wehren können. Sie bilden nicht mehr genug Harz, das den Schädling abtöten könnte", sagt er. Und die längeren Wärmephasen führen dazu, dass der Käfer innerhalb einer Saison drei Vermehrungszyklen schafft. Früher war es einer.

Borkenkäfer-Befall relativ frisch

Landesweit gibt es noch keine genaue Übersicht über das Ausmaß des Befalls, "da es sich um ein akutes Schadgeschehen handelt", berichtet Anne Piechulik, Sprecherin des Landeszentrums Wald. "Der Befall ist im Norden und Osten derzeit am stärksten zu verzeichnen, da in diesen Regionen auch die Kiefer die vorherrschende Baumart ist", fügt sie hinzu.

Borkenkäfer auf einem Stück Rinde mit Borkenkäfergängen
Der Borkenkäfer hat sich auf einem Stück Rinde breit gemacht. Bildrechte: MDR/Matthias Bruck

Die Schäden, die die Waldbesitzer beim Käferbefall hinnehmen müssen, sind gravierend. "Beim Verkauf des befallenen Holzes erzielen sie im Schnitt nur noch ein Viertel des Erlöses, den sie bei gesundem Holz erwarten könnten", berichtet Jürgen Lahmann, Vertreter der Forstbetriebsgemeinschaft Westliche Altmark. "Das Geld reicht nicht einmal dafür, um die Flächen wieder aufzuforsten. Und dazu sind die Waldbesitzer nach dem Bundeswaldgesetz innerhalb eines Zeitraums von drei Jahren verpflichtet", sagt er.

Hilfen können beantragt werden

Allerdings gibt es Hilfen vom Staat. "Jeder Waldbesitzer oder jede Forstbetriebsgemeinschaft kann über die Förderrichtlinie zur 'Gewährung von Zuwendungen zur Bewältigung der durch Extremwetterereignisse verursachten Folgen im Wald' (Richtlinie Waldschutz – FP 7507) finanzielle Unterstützung beantragen", erklärt Anne Piechulik. Bei der Antragstellung könne das Landeszentrum Wald als Dienstleister zur Verfügung stehen.

MDR (Matthias Bruck) | Erstmals veröffentlicht am 19.08.2023

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 21. August 2023 | 15:30 Uhr

20 Kommentare

emlo vor 37 Wochen

Beides ist wichtig! Wobei es nicht darum geht, den deutschen Anteil an den CO2-Emissionen zu senken, sondern den deutschen Anteil zur weltweiten Verringerung der CO2-Emissionen zu leisten.

hilflos vor 37 Wochen

@erfurter, falls sie sich mit der Sache ideologiefern oder selbstständig auseinander gesetzt hätten, dann wüssten sie, dass gg 1850 die Kaltzeit ausliefern, die ein paar hundert Jahre dauerte....

DER Beobachter vor 38 Wochen

Könnte der MDR mal deutlicher machen, was jetzt forstsachlich und forstwirtschaftlich vom Forstamtsleiter und was vom Forstbesitzer kommt, auch gerade für augenscheinlich wieder hilflose Kommentatoren?

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