Ein ehemaliger Wachturm steht im Grenzmuseum Sorge am Rande eines Kolonnenweges aus Lochplatten.
Vielen Tier- und Pflanzenarten bietet das Grüne Band einen Lebensraum. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Klaus-Dietmar Gabbert

Tiefgreifende Konsequenzen Grünes Band leidet unter Trockenheit

03. Oktober 2022, 16:14 Uhr

Das Grüne Band, der frühere Todesstreifen zwischen West- und Ostdeutschland, ist eines der größten zusammenhängenden Biotope in Deutschland. Doch auch hier bedroht die Trockenheit Lebensräume von Pflanzen und Tieren. Naturschützer sind besorgt und fordern die Instandsetzung von Stauanlagen und den Rückbau von Entwässerungsanlagen.

In Sachsen-Anhalt beklagt der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) die Folgen der Trockenheit am Grünen Band und fordert ein sofortiges Gegensteuern durch den Menschen. Der stellvertretende Landesvorsitzende, Dieter Leupold, sagte, Landwirte, Fachverbände und Gesetzgeber müssten dafür sorgen, dass mehr Flächen in nassen Zeiten länger unter Wasser stehen können. Dafür müssten Stauanlagen wieder Instand gesetzt werden.

Außerdem müsse man wahrscheinlich darüber nachdenken, in einem gewissen Umfang Entwässerungsanlagen wieder zurückzubauen, so Leupold. Für die eigenen Flächen im Grünen Band hat der BUND bereits entsprechende Anträge gestellt. Das sei im Moment noch ein Verwaltungsakt.

Gräben sind ausgetrocknet

Dieter Leupold betreut seit mehr als 30 Jahren das Grüne Band im Norden Sachsen-Anhalts. Aus dem ehemaligen innerdeutschen Todesstreifen ist eines der bedeutendsten Naturschutzgebiete Europas geworden. Durch die Trockenheit der vergangenen Monate und Jahre seien allerdings selbst tiefe und breite Gräber ausgetrocknet. Das habe tiefgreifende Konsequenzen.

Nahrungskette ist unterbrochen

So ist Leupold zufolge die komplette Fischfauna am Grünen Band ausgefallen. Das habe zur Folge, dass beispielsweise der Fischotter keine Nahrung finde bzw. auch Vogelarten, die von Fischen leben. Die Trockenheit betreffe aber auch Kleinstlebewesen wie Insekten und Larven, die in Gewässern leben und durch das Ausdorren komplett wegblieben. Die Dürre bekäme auch den verschiedenen Libellenarten an den Brietzer Teichen westlich von Salzwedel und den seltenen Orchideenwiesen nicht. Die bleibenden Schäden erkenne man erst in einigen Monaten. Problematisch für das Ökosystem sei außerdem, dass die Trockenheit im Cheiner Moor Torf zerstöre. Torf sei wichtig, um Kohlenstoffdioxid zu binden.

Grünes Band im Südharz
Gut sichbar von oben, wie sich das Grüne Band durch die Landschaft schlängelt. Bildrechte: MDR/BUND/Klaus Leidor

MDR (Susanne Ahrens, Katharina Häckl)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 03. Oktober 2022 | 12:00 Uhr

2 Kommentare

W.Merseburger am 04.10.2022

Der Artikel kommt zur falschen Zeit. Zunächst möchte ich das Positive hervorheben. Es ist vernünftig und dringend notwendig, ein ausgeklügeltes Management der Wasserversorgung auch in Zeiten geringer Niederschläge für dieses einmalige Biotop zu installieren. Unsere Altvorderen waren klug genug, um Bewässerung und/oder Entwässerung zu schaffen. Ein zurück zu diesen Systemen ist erforderlich.

Und nun zur Trockenheit. August und September waren 2022 nicht zu trocken, im Gegenteil. Sachsen, Thüringen und Meck.-Pom hatten bereits in 8/22 ausreichend Regen und in 9/22 fielen enorme Regenmengen,auch in Berlin - Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Gleichzeitig war 2021insgesamt ein überdurchschnittlich regenreiches Jahr.

Beim Betrachten obiger Graphik zeigt sich, dass der Mittelwert, bezeichnend nur für März bis Juli(!) ,im 140 jährigem Vergleich praktisch nie erreicht wurde. Die Abweichungen liegen bei maximal +50% bis -50% in ständiger Abwechslung. Es besteht kein Grund zum Pessimismus.

C.T. am 04.10.2022

... und ich leide an der grünen Politik - ausgleichende Gerechtigkeit :-)

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