Der zweite Bauabschnitt des Hundehauses.
Bildrechte: MDR/Katharina Häckl

Gestiegene Kosten Tierheim Stendal: Neues Hundehaus stürzt Verein in Schulden

von Katharina Häckl, MDR SACHSEN-ANHALT

18. Januar 2024, 04:53 Uhr

Der Bau des neuen Hundehauses im Tierheim Stendal ist bedeutend teurer als ursprünglich geplant. Wegen der gestiegenen Baukosten hat der Altmärkische Tierschutzverein hohe Schulden. Der dritte Bauabschnitt liegt nun erst einmal auf Eis.

  • Der Bau des neuen Hundehauses im Tierheim Stendal ist deutlich teurer als gedacht und stellt das Tierheim vor Probleme.
  • Das Tierheim ist voll belegt und das neue Hundehaus dringend notwendig.
  • Gestiegene Tierarzt-Kosten erhöhen den Druck auf das Tierheim zusätzlich.

Die Planungen von 2017 hatten den Altmärkischen Tierschutzverein noch optimistisch gestimmt. Durch Spenden und Zuschüsse hätten sie nach den damaligen Plänen den Eigenanteil für den dreiteiligen Neubau des neuen Hundehauses stemmen können. Bis dahin waren die Hunde in Freigehegen und in einem alten, dunklen Schweinestall untergebracht.

Susanne Wieske, Vereinsvorsitzende des Altmärkischen Tierschutzvereins.
Susanne Wieske ist Vorsitzende des Altmärkischen Tierschutzvereins. Bildrechte: MDR/Katharina Häckl

Von der anfänglichen Euphorie ist mittlerweile wenig geblieben. Das liegt vor allem an den gestiegenen Baukosten. Konnte der erste Bauabschnitt noch mit Hilfe einer beachtlichen Erbschaft bewältigt werden, musste der Tierschutzverein für den zweiten Bauabschnitt schon einen Kredit aufnehmen. Davon müsse der Verein jetzt noch etwa 300.000 Euro abbezahlen, sagte die Vorsitzende des Altmärkischen Tierschutzvereins, Susanne Wieske, MDR SACHSEN-ANHALT.

Und das trotz der Zuschüsse der Mitgliedskommunen. Das sind – bis auf die Verbandsgemeinde Seehausen – alle im Landkreis Stendal. Geld für den Bau des Hundehauses kam auch vom Deutschen Tierschutzbund. Die Höhe der Zuschüsse für das Hundehaus beträgt insgesamt etwa 130.000 Euro.

Gestiegene Kosten: Dritter Bauabschnitt liegt erstmal auf Eis

Besonders schwierig für das Tierheim Stendal zu stemmen wird der dritte Bauabschnitt des neuen Hundehauses: Der Versorgungstrakt kostet nach jetzigen Erkenntnissen wesentlich mehr als 500.000 Euro, so Susanne Wieske. Noch ist unklar, woher das Geld kommen soll. In dem Gebäude sollen Wasseraufbereitung, Stromversorgung per Photovoltaik und die Heizungsanlage untergebracht werden.

Blick durch den Flur ins Hundehaus.
Im Tierheim Stendal sind viele Kosten gestiegen. Bildrechte: MDR/Katharina Häckl

Der Spatenstich für diesen letzten Abschnitt erfolge sicherlich nicht vor 2026. Allerdings könnten auch ohne diesen dritten Trakt die beiden neuen Häuser betrieben werden; sie seien schon jetzt beinahe komplett belegt, so die Vereinsvorsitzende.

Kapazitätsgrenze bei Hunden erreicht

Im Tierheim in Stendal leben etwa 70 Hunde und rund 300 Katzen. 20 Mitarbeiter kümmern sich um die Tiere, sechs davon in Vollzeit. Hinzu kommen etwa 15 ehrenamtliche Helfer. Ohne sie wäre die Arbeit gar nicht zu stemmen, sagt Susanne Wieske.

Vor allem seit 2021 mussten immer mehr Hunde im Tierheim aufgenommen werden. Eine gehörige Anzahl stammt aus so genannten Beschlagnahmungen, wenn also das Kreis-Veterinäramt Hundebesitzern und -"züchtern" zum Schutz der Tiere ihnen diese wegnimmt. Unter diesen Hunden gebe es besonders viele alte und kranke, sagt Susanne Wieske.

Zu den Hunden gehört auch Omar. Der zwölf Jahre alte Schäferhund ist so krank, dass er seine Hinterbeine nicht mehr benutzen kann. Täglich kommen Martha Hentschel und ihre Freundinnen, Anfang 20 und Kindheitswissenschaftlerinnen. Sie verbinden Omars wunde Hinterfüße und windeln ihn neu.

Der Hund Omar liegt mit verbundenen Hinterpfoten im Körbchen.
Omar kann seine Hinterbeine nicht mehr benutzen. Bildrechte: MDR/Katharina Häckl

Eine großzügige Spenderin hat für Omar einen Rollstuhl besorgt. Wenn Martha ihm den angezogen hat, zieht der Schäferhund mit ihr fröhlich übers freie Feld am Tierheim. Martha sagt, für sie gehöre das Kümmern um Omar zum Menschlich-Sein dazu.

Tierarztkosten ebenfalls gestiegen

Omar ist ein Beispiel für ein weiteres Problem des Altmärkischen Tierschutzvereins: Die Gebührenordnung für Tierärzte war zum Oktober 2022 geändert worden. Die Honorare der Veterinäre stiegen. Für den Verein bedeutet das: Gab man 2021 noch etwa 37.500 Euro für Tierarzt-Kosten aus, waren es 2022 schon 58.000 Euro. Im Jahr 2023 dürfte die 65.000-Euro-Marke überstiegen worden sein.

MDR (Katharina Häckl, Leonard Schubert)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 16. Januar 2024 | 09:30 Uhr

6 Kommentare

randdresdner vor 17 Wochen

Die Leidtragenden sind leider die Tiere und die Menschen, die sich hier toll um diese kümmern.
Ich bin dafür, dass jeder, der sich für ein eigenes Tier entscheidet eine Art Rücklage bilden muss, die dann im Fall einer Abgabe des Tiers ans Tierheim greift. Wenn das Tier bis zum Tod beim Besitzer bleibt, kann er wieder darüber verfügen.
Vielleicht hilft diese finanzielle Hemmschwelle bei gründlichen Nachdenken des zukünftigen Tierbesitzers.

hilflos vor 17 Wochen

So toll das Engagement für Tiere auch ist, so sollte man sich der Realität nicht verweigern. Es ist kein "wichtiges" Projekt für die derzeitige Politik in Sachsen-Anhalt oder in der Bundesrepublik, sonst wäre auch Geld da. Natürlich können sie von den Politikern folgenlos Sonntagsreden bis zum erbrechen hören.
Andererseits kann der Verein, im Gegensatz zum Bund, nur das ausgeben was da ist. Wenn von der öffentlichen Hand nicht mehr kommt, dann muss sich der Landrat, Bürgermeister oder die Landesregierung selbst um die Tiere kümmern

harzer vor 17 Wochen

Wir geben eine Hundfrieseurin von unseren Oscar Decken, Futter sowie viele Spielsachen für ein Tierheim in Derenburg mt! Unsere Frieseurin ist einmal die Woche in Tierheim, und hilft kostenlos , damit es denTiere gut geht!Alle Achtung, solche Menschen unseren Dank, die sich für Tiere so aufopfern.

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