Halb-leerstehender Plattenbau im Wohnkomplex V in Hoyerswerda Neustadt.
Die Neustadt in Hoyerswerda - auch hier sollen Geflüchtete dezentral in Wohnungen leben. Bildrechte: imago/IPON

Wohnung statt Sammelunterkunft Dezentrales Wohnprojekt für Geflüchtete in Hoyerswerda vorgestellt

07. September 2023, 09:00 Uhr

In den Sammelunterkünften für Geflüchtete im Landkreis Bautzen ist der Platz knapp. Deshalb sollen insgesamt 400 Bewohner dezentral in Wohnungen untergebracht werden. Jetzt wurde das Projekt in Hoyerswerda vorgestellt, wo es auch starten soll. Dort sind die meisten Geflüchtete im Landkreis untergebracht. Doch trotz hohen Leerstands wird es offenbar nicht einfach sein, passende Wohnungen zu finden. Und auch in den Schulen gibt es kaum Platz für die schulpflichtigen geflüchteten Kinder.

Der Landkreis Bautzen hat am Mittwoch in Hoyerswerda sein Vorhaben zur dezentralen Unterbringung von Geflüchtete vorgestellt. In der Stadt leben derzeit rund 600 Menschen in Sammelunterkünften. 100 von ihnen sollen in Wohnungen in Hoyerswerda und im Umland umziehen. Diese Wohnungen werden dabei vom Träger des Projektes angemietet und nicht von den Geflüchteten selbst. In Hoyerswerda soll das die Arbeiterwohlfahrt sein. Sie wäre auch der erste Ansprechpartner für die ausländischen Mieter und die Vermieter, zum Beispiel bei Verständigungsschwierigkeiten und anderen Problemen.

Leer heißt nicht automatisch verfügbar

Der Chef der Kreisausländerbehörde, Jörg Szewczik, betonte, dass über ganz Hoyerswerda und das Umland verstreut Wohnungen für das Projekt angemietet werden sollen, um eine sogenannte Ghettobildung zu vermeiden. Oberbürgermeister Torsten Rubahn-Zeh wies allerdings darauf hin, dass der freie Wohnraum in der Stadt sehr ungleichmäßig verteilt sei. Zudem stünden zwar allein in der Neustadt rund 1.000 Wohnung leer. Viele davon seien aber unsaniert oder bereits für den Abriss vorgesehen. Am Ende könnten die Wohnungsgesellschaften und -genossenschaften wohl nur gut 100 Wohnungen zur Verfügung stellen.

Mit einem Mobilkran werden die zu DDR-Zeiten errichteten Hochhäuser Platte für Platte abgebaut.
In Hoyerswerda werden wegen des hohen Leerstandes immer noch Wohnungen abgerissen (Symbolbild). Bildrechte: picture alliance/dpa | Jens Büttner

Mehr Plätze in Schulen nötig

Ein weiteres Problem gibt es in Hoyerswerda im Bildungsbereich. Angesichts der vielen Flüchtlingsfamilien mit Kindern sei schon jetzt klar, dass im kommenden Jahr rund 40 Grundschulplätze in Hoyerswerda fehlen würden, sagte der Oberbürgermeister. Allerdings arbeite man mit dem Landkreis bereits an einer Lösung. Bei der notwendigen Erweiterung der Oberschule ist dagegen die Finanzierung weiter ungeklärt. Deshalb müssten einige geflüchtete Kinder derzeit täglich knapp eine Stunde mit dem Bus nach Kamenz zur Schule fahren.

Kinder sitzen mit ihrem Ranzen in einem Schulbus.
Weil in Hoyerswerdas Schulen Platz fehlt, werden einige Flüchtlingskinder in Kamenz unterrichtet. Dorthin müssen sie mit dem Bus fahren. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Peter Gercke

Kreistag muss noch zustimmen

Noch ist auch das Projekt zur dezentralen Unterbringung im Landkreis Bautzen nicht endgültig beschlossen. Der Kreistag soll Ende September darüber abstimmen. Gibt er grünes Licht, ist geplant, dass im Januar die ersten Flüchtlinge in Hoyerswerda umziehen. In den anderen Regionen des Landkreises sollen später weitere 300 Geflüchtete dezentral in Wohnungen untergebracht werden.

MDR (stt/vis)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 06. September 2023 | 16:30 Uhr

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