Menschen an einem Stand auf einem Platz
Trotz ungemütlichem Wetter bleiben am Donnerstag so einige am Pavillon von Oberbürgermeister Torsten Ruban-Zeh (SPD) stehen und nutzen die Gelegenheit zum Gespräch. Bildrechte: MDR/Katalin Vales

Bürgerdialog Hoyerswerdas Rathaus-Chef gestaltet Stadtwandel im Bürgerdialog

26. April 2024, 05:00 Uhr

Torsten Ruban-Zeh will wissen, was die Menschen seiner Stadt beschäftigt. Regelmäßig stellt sich der Oberbürgermeister beim "Offenen Bürgerdialog" den Fragen und Anliegen der Bürgerinnen und Bürger aus Hoyerswerda und gestaltet so den Wandel in der Stadt.

Zwischen Marktständen auf dem Lausitzer Platz in Hoyerswerda, in unmittelbarer Nähe zur Gulaschkanone und zu einem Gemüsestand, ist am Donnerstagvormittag ein regennasser Pavillon aufgebaut. Darunter stehen zwei hohe Tische mit weißen Hussen und der sichtlich gut gelaunte Oberbürgermeister Torsten Ruban-Zeh in Gesellschaft eines Mitarbeiters.

Gulaschkanone schlägt Bürgermeisterstand

Regenschauer, Hagel, Sonne und Wind wechseln sich ab. Während sich an der Gulaschkanone nebenan bereits gegen halb zehn eine lange Schlange gebildet hat, bleibt der Pavillon mit dem OB und seinem Mitarbeiter erstmal leer. Auf dem Platz sind unterdessen weißhaarige Frauen und Männer unterwegs Richtung Einkaufszentrum, einige schieben behutsam ihren Rollator vor sich her, andere schlendern zu zweit unterm Regenschirm von Marktstand zu Marktstand.

Nach und nach kommen dann doch Menschen auf den SPD-Politiker zu. Da ist die ältere Dame mit dem Rad, die anhält und sich entrüstet über zwei neue Fußballtore beschwert, die neuerdings im Hof ihrer Wohnanlage stehen. Dort seien jetzt Kinder, die spielen und es sei laut. Einmal habe sie sogar einen Ball abbekommen, klagt sie. Der Oberbürgermeister versucht, für Verständnis zu werben und verspricht, sich die Sache anzuschauen. Vielleicht würden Netze gegen die herumfliegenden Bälle helfen, stellt er in Aussicht. Doch eigentlich sei er froh, wenn in Hoyerswerda Familien mit Kindern leben. Der Altersdurchschnitt sei hier weit über 50. Umso wichtiger sei es, mit allen ins Gespräch zu kommen.

Was die Menschen in Hoyerswerda beschäftigt

Die Möglichkeit, einfach so auf dem Weg zum Einkaufen direkt mit dem Oberbürgermeister sprechen zu können, kommt gut an. Im Laufe des Vormittags nehmen einige Menschen die Gelegenheit wahr. Der Hoyerswerdaer Hartmut Rehn sagt: "Ich finde es gut, dass er sich hier hinstellt und dass man als Bürger Fragen stellen kann."

Ihn interessiere, wie es mit dem Bau und Umbau von Häusern und Wohnungen weiter gehe und mit den Plänen für einen neuen Einzelhandelskomplex auf dem Areal der ehemaligen Kühnichter Heide, sagt Rehn. "Ich persönlich finde die Pläne gut und kann die Kritik daran nicht nachvollziehen." Außerdem wünsche er sich mehr Geschäfte: "Konkurrenz für den Elektromarkt wäre gut und es ist auch schade, dass der C&A weg ist. Da hat das Preis-Leistungs-Verhältnis gestimmt." Doch alles in allem sei er zufrieden: "Nachdem so viele Leute weggezogen sind, hat sich die Stadt jetzt gut gefangen. Früher war ich negativer eingestellt, aber in den letzten Jahren hat sich doch einiges zum Guten gewandelt."

Menschen beim Bürgerdialog in der Innenstadt von Hoyerdwerda
"Es ist gut, dass man als Bürger Fragen stellen kann", findet Hartmut Rehn. Bildrechte: MDR/Antonia Neumann

Eine Frau mit grau-weißen Locken geht nach einigen Minuten Gespräch mit dem Oberbürgermeister zufrieden weiter: "Ich habe die Möglichkeit genutzt, heute mit dem Bürgermeister persönlich zu sprechen. Erst wollte ich nicht. Aber jetzt bin ich richtig froh. Alle meine Fragen und Probleme, die ich hatte, konnte ich ihm sagen und habe angenehme Antworten bekommen. Nun sehe ich das wieder optimistisch, dass wir das hinbekommen mit der Ordnung und Sauberkeit in der Stadt." Dann muss sie aber weiter.

Belange der Stadt stehen im Vordergrund

Dafür kommt Klaus Groß. Er hat den Stand schon eine Weile beobachtet. Er sagt, viele in Hoyerswerda bewege der Strukturwandel. "Die Kohle geht weg und es kommt was anderes." Auch Wegzug und Arbeitslosigkeit seien Thema. Oberbürgermeister Ruban-Zeh stellt fest: "Die Leute kommen vorwiegend mit Themen, die sie betreffen: Bürgersteige, Straßen oder Probleme, die sie in ihrem Wohnumfeld sehen".

Es gehe weniger um die große Politik als um Belange der Stadt. Dabei hänge die "große" Politik durchaus mit den Belangen der Stadt zusammen, findet Ruban-Zeh. Als Problem empfindet er beispielsweise viele Bedingungen, die an Fördergelder geknüpft sind. Sie würden ihn daran hindern, vorhandene Gelder so einzusetzen, wie es aus seiner Sicht sinnvoll wäre.

Menschen beim Bürgerdialog in der Innenstadt von Hoyerdwerda
Klaus Groß interessiert sich für die Zukunft der Stadt und sucht dafür das Gespräch mit dem OB. Bildrechte: MDR/Antonia Neumann

Trotzdem liegt an diesem Vormittag in Hoyerswerda viel Optimismus in der Luft. Astrid Lehmann erzählt, dass sie gerne in Hoyerswerda lebt: "Ich fühle mich sehr wohl hier, aufgehoben und geborgen. Das ist meine Heimat." Dass der Oberbürgermeister immer wieder Gespräche anbietet, findet sie "in Ordnung", fügt aber hinzu: "Ich selbst brauche das eigentlich nicht. Ich hab keine Probleme. Also keine großen."

Menschen beim Bürgerdialog in der Innenstadt von Hoyerdwerda
Bildrechte: MDR/Antonia Neumann

Ich hab keine Probleme und fühle mich wohl und geborgen in Hoyerswerda.

Astrid Lehmann lebt in Hoyerswerda

Regelmäßig mit den Menschen im Gespräch

Ruban-Zeh ist seit dreieinhalb Jahren Oberbürgermeister von Hoyerswerda. Er ist Mitglied der SPD, sehe sich aber in seinem Amt allen Bürgerinnen und Bürgern der Stadt verpflichtet, wie er MDR SACHSEN sagt. Regelmäßig biete er den Menschen in Hoyerswerda an, miteinander ins Gespräch zu kommen. "Einmal am letzten Freitag im Monat in der Bibliothek und zwei Mal an der frischen Luft." Nur während der Pandemie sei das nicht möglich gewesen.

Am Freitag ist er für das Format "Frag den Bürgermeister" wieder in der Stadtbibliothek. Auch Sachsens Jusitz- und Demokratieministerin Katja Meier (Grüne) wird vor Ort sein. Vorgestellt werden soll dabei das neue Mitmachlabor des Forschungsprojekts zum automatisierten Straßenverkehr.

Stolz auf Erreichtes und mit Optimismus in die Zukunft

"Wir haben viel erreichen können in den vergangenen Jahren. Die Stadt hat sich enorm gewandelt. Wir investieren in die Stadt und stellen uns für die Zukunft auf." So werde der Scheibesee mit Badestrand und Promenade ausgestattet, in Schwarzkollm werde ein Forschungscampus der TU Dresden aufgebaut. Und damit, so die Hoffnung des Stadtoberhauptes, würden in den nächsten 50 bis 60 Jahren viele junge Leute und Studenten in die Stadt kommen.

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Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen | 26. April 2024 | 10:30 Uhr

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