Reinigungsmittel Gestörte Lieferketten sorgen für Probleme bei Abwasserreinigung in Hoyerswerda
Hauptinhalt
01. Dezember 2022, 05:30 Uhr
Ein Reinigungsmittel, das in Kläranlagen eingesetzt wird, ist wegen der gestörten Lieferketten nur noch schwer zu bekommen. Ein Problem ist die fehlende Chemikalie unter anderem für die Versorgungsbetriebe in Hoyerswerda. Phosphatgrenzwerte könnten überschritten werden. Eine Firma aus Lauta forscht an einem Ersatzstoff.
- Fehlende Eisensalze für die Abwasserreinigung stellen die Versorgungsbetriebe Hoyerswerda vor Probleme.
- Die Vorräte der Chemikalie reichen noch für etwas mehr als einen Monat.
- Das Landesumweltamt will unter bestimmten Umständen erlauben, dass die Phosphatgrenzwerte überschritten werden dürfen.
In der Kläranlage in Bergen bei Hoyerswerda wird dem Abwasser mit Eisensalzen Phosphor entzogen. Erst danach kann das Abwasser in den Fluss Schwarze Elster eingeleitet werden. Das Problem: Die Eisensalze sind deutschlandweit nur noch schwer zu bekommen. Das sagt der Geschäftsführer der Versorgungsbetriebe Hoyerswerda (VBH), Wolf-Thomas Hendrichs. "Eisensalz wird bei der Produktion von Farben gewonnen. Wegen der hohen Energiepreise wurde die Produktion aber heruntergefahren", erklärt Hendrichs.
Der Einsatz der Salze ließe sich zwar reduzieren. Das hätte aber zur Folge, dass Phosphatgrenzwerte nicht mehr eingehalten werden können.
Vorräte für Filtermittel reichen noch fünf Wochen
170 Tonnen Eisen-II-Chlorid, so die exakte Bezeichnung für die Eisensalze, verbrauchen die VBH nach eigenen Angaben pro Jahr für die Abwasserreinigung. Die Vorräte reichten aktuell noch für rund fünf Wochen. "Der Einsatz der Salze ließe sich zwar reduzieren. Das hätte aber zur Folge, dass Phosphatgrenzwerte nicht mehr eingehalten werden können." Das Wasser, das hinter der Kläranlage in den Fluss geleitet wird, sei aber noch gründlich gereinigt, versichert Wolf-Thomas Hendrichs. Von den Grenzwerten sei man noch weit entfernt.
Firma aus Lauta arbeitet an Alternative
Eine Alternative zu den Eisensalzen könnte irgendwann aus Lauta kommen. Hier produziert die Firma P.U.S Produktions- und Umweltservice Filtermaterial. Dazu nutzt das Unternehmen eisenhaltiges Grubenwasser, das im Kohletagebau anfällt. Allerdings seien die Produkte für die sogenannte Phosphateleminierung noch nicht optimal angepasst, sagt Geschäftsführer Matthias Leiker. Im Labor werde aber daran geforscht, bald einen Ersatz anbieten zu können. "Wir sehen das als potenzielles Geschäftsfeld an", so Leiker.
Die Versorgungsbetriebe Hoyerswerda haben sich nach intensiver Suche jetzt erstmal mit einem zweiten Lieferanten für Eisensalze behelfen können, teilte das Unternehmen mit. Außerdem sollen mit anderen Abwasserentsorgern aus der Region langfristig größere Lager für das Filtermaterial gebaut werden, hieß es.
Landesumweltamt akzeptiert höhere Grenzwerte
Die Lieferschwierigkeiten beim Filtermaterial waren vergangene Woche auch Thema bei einer Konferenz der Umweltminister. Der Bund will bei der Beschaffung und Produktion der Chemikalie helfen. Inzwischen gibt es zudem einen Erlass des sächsischen Landesumweltamts, dass die Phosphatgrenzwerte im geklärten Abwasser unter bestimmten Voraussetzungen überschritten werden dürfen.
MDR (sth/mkl)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen | 30. November 2022 | 16:30 Uhr