Segler am Geierswalder See
Segeln ist Teamarbeit. Beim Segelkurs der Stiftung Turning Point auf dem Geierswalder See lernen junge Menschen, wie das geht. Bildrechte: MDR/Jens Czerwinka

Inklusion Segelkurs als Therapie auf dem Geierswalder See

02. September 2023, 05:00 Uhr

Beim Segeln ist jeder auf dem Boot gefragt. Gemeinsam die Herausforderungen der Natur zu meistern, bringt jede Menge Selbstbewusstsein, findet die Stiftung Turning Point. Sie bietet deshalb Segelkurse für junge Menschen an. Vor allem für diejenigen, die eine geistige oder körperliche Behinderung haben oder aus sozial schwachen Familien kommen. Im Lausitzer Seenland gab es jetzt den ersten "Wendepunkt"-Segelkurs am Geierswalder See.

Am Geierswalder See weht eine leichte Brise. Über den Köpfen der jungen Segelkursteilnehmer gibt die Sonne am 1. Septembermorgen ihr Bestes. Zehn Jungen und Mädchen stehen an kleinen weißen Segelbooten und lauschen den letzten Anweisungen der Trainerin. Ein bisschen aufgeregt sei er schon, sagt Nachwuchssegler Fabian. Er war noch nie auf einem Segelboot, nur auf einem Kanu. Dann steigt er an Bord und es geht auf den See hinaus.

Segeln als Wendepunkt

In den nächsten Stunden lernen die Kinder in einem Schnellkurs die Grundlagen des Segelns. Sie alle sind in der einen oder anderen Weise beeinträchtigt, etwa weil sie gehörlos sind oder aus einer sozial schwachen Familie kommen. Deshalb hat sie die Stiftung Turning Point zu ihrem "Wendepunkt"-Segelkurs eingeladen. Mit dabei ist auch Stiftungsgeschäftsführer Jens Kroker, der selbst segelt und bei den Paralympics bereits drei Medaillen für Deutschland geholt hat.

Mit der Natur und dem Wasser alleine

Das Segeln bringe für die jungen Menschen einen echten Schub für ihr Selbstvertrauen, sagt Kroker: "Man ist auf dem Boot mit dem Team, der Natur und dem Wasser alleine. Wenn man das meistert, dann weiß man: 'Ich bin nur wieder an Land gekommen und habe diesen schönen Tag gehabt, weil ich selbst das geschafft habe.'" Das Segeln soll Kindern und Jugendlichen deshalb helfen, die Herausforderungen des Alltags besser zu bewältigen. Nicht umsonst heißen die Segelcamps "Wendepunkt".

Segeln als Therapie

Dass junge Menschen mit Beeinträchtigungen solche Segelkurse besuchen können, ist Heinz-Peter Schmidt zu verdanken. Er gründete vor einigen Jahren die Turning Point Stiftung. Unzählige Mädchen und Jungen haben bislang davon profitiert. Die Universität in Hamburg begleitet das Projekt wissenschaftlich. Die Experten hätten unter anderem festgestellt, dass ein Tag mit dem Segelboot soviel wie zehn Therapiestunden bewirken, erzählt Schmidt.

Ein Ergebnis war, dass Physiotherapeuten und Psychotherapeuten sagen, ein solcher Tag auf dem Segelboot bewirkt so viel wie zehn Therapiestunden.

Es ist kein Zufall, dass die Stiftung Turning Point im Lausitzer Seenland ihren ersten Kurs am Geierswalder See anbietet. Denn Gastgeber ist der 1. Wassersportverein Lausitzer Seenland. Der Verein hat sich auf die Fahnen geschrieben, das Segeln auch für Menschen mit Einschränkungen möglich zu machen. Wie Inklusion aussehen kann, können Interessierte auch am zweiten Septemberwochenende erleben. Dann findet am Geierswalder See die Internationalen Deutschen Meisterschaften statt, bei der Menschen mit und ohne Behinderung antreten werden.

MDR (jc,vis)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 01. September 2023 | 16:30 Uhr

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