Schließung droht Galeria Kaufhof: Chemnitzer zeigen Gesicht für Erhalt

18. November 2022, 22:28 Uhr

125 Jobs stehen mit der drohenden Schließung von Galeria Kaufhof in Chemnitz auf dem Spiel. Geschäftsführung, Betriebsrat und Gewerkschaft wollen mit einer Fotoaktion Aufmerksamkeit schaffen. Oberbürger Sven Schulze setzt zusätzlich auf Gespräche mit dem Vermieter.

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Eigentlich freute sich Gisela Molek darauf, als Rentnerin einmal selbst Kundin zu sein und bei Galeria Kaufhof in der Chemnitzer Innenstadt einkaufen zu gehen. Lang ist es nicht mehr hin, die Verkäuferin ist 63 Jahre alt und verbringt schon ihr gesamtes Berufsleben im Kaufhaus, hat mehrere Umbenennungen miterlebt, startete schon vor der Wende im Centrum Warenhaus.

46 Arbeitsjahre im Kaufhaus sorgen für emotionale Bindung

Dass ihr Arbeitsort nun erneut ins Wanken gerät, trifft sie tief. "Bei 46 Arbeitsjahren in einem Kaufhaus steckt man es nicht so einfach weg, wenn so ein großes Geschäft schwankt", sagt sie.

Bei 46 Arbeitsjahren in einem Kaufhaus steckt man es nicht so einfach weg, wenn so ein großes Geschäft schwankt.

Gisela Molek Mitarbeiterin Galeria Kaufhof in Chemnitz

Wie 125 weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter muss sie derzeit um ihren Job bangen. Denn der Konzern Karstadt Kaufhof, zu dem auch Galeria Kaufhof gehört, hat erneut Insolvenz beantragt. Er kündigte zudem an, 47 Filialen in Deutschland zu schließen, auch die in Chemnitz steht auf der Kippe.

Kampflos wollen sie sich dem Schicksal nicht ergeben

Mit einer Fotoaktion will die Belegschaft gemeinsam mit dem DGB Südwestsachsen nun auf die Misere aufmerksam machen. Wer sich mit ihnen solidarisch zeigen und für den Erhalt des Standortes einsetzen will, kann sich vor Ort fotografieren, das Bild sofort ausdrucken und an eine dafür vorgesehene Leinwand hängen.

Die Aktion startete am Freitagnachmittag. Das erste Gesicht an der Wand: das von Oberbürgermeister Sven Schulze (SPD).

Der Verbleib des Kaufhauses sei ihm ein wichtiges Anliegen. "Es ist ein wichtiger Bestandteil einer lebendigen und vielfältigen Innenstadt", sagt der Stadtoberste MDR SACHSEN. Er hofft nun, ebenso wie die die Belegschaft des Kaufhauses und die Gewerkschaft, dass viele Menschen ihr Gesicht zeigen und sich für den Erhalt des Kaufhauses einsetzen.

Es ist ein wichtiger Bestandteil einer lebendigen und vielfältigen Innenstadt.

Sven Schulze Chemnitzer Oberbürgermeister

Oberbürgermeister hofft auf Vermieter

Sven Schulze selbst setzt noch auf eine weitere Strategie. Vor zwei Jahren stand der Mutterkonzern und damit auch das Chemnitzer Kaufhaus schon einmal vor dem Aus. Damals wurde diese durch einen Mietnachlass abgewendet. Darauf hofft Sven Schulze nun erneut.

"Die Stadt kann die Galeria Kaufhof nicht retten, indem sie sie kauft", sagt er. Wie es mit dem Gebäude weitergeht, entscheide allein der Vermieter und nicht die Stadt, man sei jedoch im Gespräch.

Solch ein Gespräch hatte das Kaufhaus schon 2021vor einer Schließung bewahrt. Damals hatten sich Chemnitzerinnen und Chemnitzer, Mitarbeitende, Gewerkschaften und Politiker bis hin zu Sachsens Landesregierung für den Erhalt von Galeria Kaufhof in Chemnitz stark gemacht.

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Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR Sachsenspiegel | 18. November 2022 | 19:00 Uhr

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