Modell des Perlmutter-Erlebniszentrum in Adorf
Das Modell zeigt den geplanten Bau des "Erlebniszentrum Perlmutter" in Adorf. Bildrechte: MDR/Bernd Schädlich

Stadtrat Erlebniszentrum Perlmutter soll in Adorf entstehen

07. Februar 2022, 14:49 Uhr

Adorf galt vor allem im 19. Jahrhundert als internationales Zentrum der Fluss-Perlenfischerei und Perlmutterverarbeitung. Nun soll mehr Platz für den wertvollsten Schatz der Stadt geschaffen werden. Der Stadtrat beschäftigt sich am Montag mit dem geplanten "Erlebniszentrum Perlmutter". Hier soll Deutschlands größte museale Perlmuttersammlung zukünftig ihr Zuhause finden – weil das bisherige Museum einfach zu klein geworden ist.

Gut ein Jahr ist es her: Mit der Vorstellung des Modells des zukünftigen Erlebniszentrums Perlmutter wurde ein jahrelanger Adorfer Traum erstmals greifbar. Seitdem hatte Bürgermeister Rico Schmidt (SPD) allerdings eine Menge schlafloser Nächte. 

"Dieser Entwurf musste so weiterentwickelt werden, dass er baulich umsetzbar ist", sagt er. "Damit wir alle Funktionsräume dort unterbringen und alle Ausstellungsräume, so wie wir das angedacht haben."

Neubau soll zwei Häuser verbinden

Das bisherige Museum im historischen Freiberger Tor, dem einzigen noch erhaltenen Stadttor des Vogtlandes, soll über einen modernen Neubau mit einem weiteren denkmalgeschützten Haus verbunden werden, erklärt Steffen Dietz, Leiter des Perlmutter-  und Heimatmuseums.

Es wurde immer wieder gesagt, dass es ein sehr komplizierter Bau ist. Zum einen hat man die zwei historischen Gebäude und dazu noch die ganzen Höhenunterschiede hier in Adorf. Das alles unter einen Hut zu kriegen, war schon eine Herausforderung.

Steffen Dietz Leiter des Perlmutter-  und Heimatmuseums in Adorf

Förderung durch den Bund

Vier Millionen Euro waren dafür anfangs eingeplant. Das wird nicht zu halten sein, ist sich  Bürgermeister Schmidt sicher. "Es waren sicherlich auch Dinge dabei, wo wir gesagt haben, das können wir so nicht umsetzen", sagt er. "Jetzt sind wir an dem Punkt, wo die Zahlen feststehen und sind in einem Bereich, wo wir gute bis sehr gute Chancen sehen, das Projekt auch umzusetzen." 

Der Bürgermeister hofft auf eine breite Zustimmung für die aktuellen Pläne, auch weil man eine große Förderung aus dem Bundesprogramm "Nationale Projekte des Städtebaus" bekommt. Bei der Umsetzung will die Stadt dann ordentlich aufs Tempo drücken. Man könne theoretisch noch in diesem Jahr mit dem Bau beginnen, so Schmidt.

Erlebniszentrum könnte in rund zwei Jahren fertig sein

Das lässt auch Museumsleiter Steffen Dietz lächeln. Er bereitet zwar bereits den Umzug seiner einmaligen und umfangreichen Sammlung vor, bleibt aber dennoch Realist. "Mir ist bewusst, dass es noch wirklich sehr viel Zeit in Anspruch nimmt – zum einen der Bau, zum andern auch die Ausstellungsgestaltung", sagt er. "Wir sind aber froh, dass wir die ganzen Inhalte schön unterbringen. Denn eigentlich ist es schon wieder zu klein ."

Läuft alles nach Plan, könnte in gut zwei Jahren das Erlebniszentrum Perlmutter eingeweiht werden. Vorausgesetzt der Stadtrat ebnet am Montag den Weg für das neue Adorfer Schatzkästchen.

Perlenfischerei im Vogtland Die Nutzung und Pflege der Flussperlmuschel hat in Sachsen Tradition. Das wirtschaftliche Potential erkannte schon 1567 der sächsische Kurfürst Johann Georg I. und erklärte die Perlenfischerei zum Hoheitsrecht des Landesherrn. Über Jahrhunderte hinweg entstand so eine florierende Wirtschaft rund um die Flussperlmuschel.

Um an die Perlen heranzukommen, führten Fischer einen speziellen Schlüssel ein, den sie vorsichtig drehten und so die Schale öffneten. Die fast unversehrte Muschel kam danach wieder ins Wasser.

Fündig wurden Fischer allerdings in nur 0,03 Prozent aller Fälle. Im Jahr 1879 ergab das immerhin 22.732 Perlen. Doch der Ertrag schwankte und war Naturereignissen wie Hochwasser und Trockenzeiten ausgesetzt.

Durch den Rückgang der Erträge stand die Perlenfischerei mehrmals kurz vor dem Aus. Der Perlenfischer Moritz Schmerler kam daraufhin 1849 auf die Idee, auch die Schalen der Muscheln zu verarbeiten und sammelte dafür Leerschalen abgestorbener Tiere. So entstand um 1856 ein neuer Industriezweig: die Muschelschleiferei.

MDR (al/bs)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Chemnitz | 07. Februar 2022 | 16:30 Uhr

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