Noch mehr Gestank Gülle-Havarie heizt Konflikt um Ferkelzuchtanlage in Stolpen an
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Die Ferkelzuchtanlage in Langenwolmsdorf bei Stolpen stinkt den Anwohnern schon lange. Jetzt spitzt sich der Konflikt mit dem Eigentümer zu, denn er soll Gülle in eine nicht genehmigte Grube gepumpt haben. Außerdem floß Gülle unkontrolliert in die Landschaft.

Am 17. August floss stinkende Gülle aus der Ferkelzuchtanlage in Langenwolmsdorf bei Stolpen unkontrolliert aus dem Stall in die Landschaft. Der Eigentümer selbst habe die Havarie beim Landratsamt in Pirna gemeldet, berichtet Michael Jumel. Er ist im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge für den Immissionsschutz zuständig. Vor Ort habe man festgestellt, dass die Gülle wegen einer defekten Rückstauklappe ausgetreten, einen Hang und eine Wiese heruntergelaufen sei. Außerdem entdeckten die Mitarbeiter des Landratsamtes eine anscheinend nicht genehmigte Güllelagerung in einer ehemaligen Baugrube.
Anwohner entdeckten Güllegrube
Auf diese Güllegrube ist auch Anwohner Mathias Mitzscherling gestoßen. Sein Grundstück liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zur Ferkelzucht. Nachdem es schon seit Tagen ungewöhnlich stark gestunken hatte, habe er die Grube entdeckt: "Wir haben als erstes dieses große Erdloch voll mit der Schweinegülle gesehen." Außerdem hätte er durch ein Fenster der Stallanlage beobachtet, dass im vorderen Bereich der Stallanlage Schweinegülle heraussprudelte, erzählt Mitzscherling. Er und seine Familie stören sich schon seit Jahren an der Geruchsbelästigung. Deshalb engagiert er sich auch in der Bürgerinitiative "Keine Schweinmast in Stolpen".
Sorge um das Grundwasser nach Havarie
Mitzscherling befürchtet nun, dass die Gülle in den Langenwolmsdorfer Bach eingetreten ist. Auch um die Grube sorgt er sich. Sein Vorwurf: Der Betreiber habe hier illegal Gülle abgeladen, die normalerweise oberhalb der Ferkelzuchtanlage gesammelt werden müsse. Er hat Angst, dass etwas ins Grundwasser gelangt sein könnte.
Bei diesem trockenen Sommer haben wir ja sowieso schon Probleme mit unserem Grund- und Trinkwasser. Ich befürchte, dass es durch so etwas noch mehr verseucht wird.
Leichte Belastung im Langenwolmsdorfer Bach
Die Mitarbeiter des Landratsamtes seien seit dem Vorfall mehrfach dagewesen, sagt Michael Jumel. Man habe den Betreiber umgehend angewiesen, die Gülle abzupumpen und die Defekte innerhalb der Anlage zu beseitigen. Im Hinblick auf die befürchteten Schäden im Langenwolmsdorfer Bach kann er zumindest etwas beruhigen. Man habe bei einer Probennahme nur eine leichte Belastung im Bereich des Baches festgestellt.
Am Langenwolmsdorfer Bach ist nicht von einer Gesundheitsschädigung für Lebewesen und auch für den Menschen auszugehen.
Betreiber darf zunächst keine neue Ferkel einstallen
An der illegalen Güllegrube hätten Bodenproben jedoch eine hohe Belastung gezeigt. Allerdings sehe das Landratsamt dort bislang keine unmittelbare Gefahr, da die Grube inzwischen geleert sei. Jumel betonte jedoch, dass das Landratsamt weitere Proben nehmen werde, um festzustellen, wie weit die Gülle in den Boden eingedrungen ist.
Eigentümer aus den Niederlanden schweigt
Der Eigentümer - ein holländischer Investor – wollte sich gegenüber dem MDR auf Nachfrage nicht zu den Vorfällen äußern. Er betreibt die Anlage seit 2017, mehr als 4.000 Ferkel sind dort untergebracht. Bis auf weiteres darf er auf Anordnung des Landratsamtes erst einmal keine neuen Ferkel einstallen.
Alte Anlage hat Bestandsschutz
Die Anwohner von Langenwolmsdorf wünschen sich vor allem, dass die Geruchsbelästigung durch die Ferkelzucht aufhört. Diese sei teilweise enorm, je nachdem, wie der Wind stehe, erzählt Mathias Mitzscherling. Die Bürgerinitaitive hat sich deshalb schon mehrmals ans Landratsamt gewandt, auch Geruchsprotokolle wurden erstellt. Doch Michael Jumel macht momentan wenig Hoffnung auf Besserung, da die alte Anlage Bestandsschutz hat. Zwar redet auch er von „beträchtlichen Geruchsbelästigungen“. Aber diese würden im zumutbaren Bereich liegen.
Wir haben festgestellt, dass die Geruchsbelästigungen in einem zumutbaren Bereich liegen. Letztendlich ist dieser Zustand auch von den Anwohnern - so schwierig, wie sich das anhört - aber auch hinzunehmen.
Bereits 2019 gab es eine Gülle-Havarie
Anwohner Mathias Mitzscherling sieht das nicht so und verweist auf die aktuelle Gülle-Havarie. Er wünscht sich mehr Kontrolle vom Landratsamt, zumal dies bereits der zweite Vorfall dieser Art ist. Bereits 2019 trat Gülle unkontrolliert aus der Anlage heraus. Laut Michael Jumel wird das Landratsamt den Betreiber jetzt aber permanent beobachten, wie er seine Pflichten erfüllt. Dazu gehören die Schadensbeseitigung und Vorkehrungen, dass künftig mögliche Umweltschäden verhindert werden.
MDR (vis,ss)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | SACHSENSPIEGEL | 25. August 2022 | 19:00 Uhr