Herbert Grönemeyer während eines Auftritts
Herbert Grönemeyer am Klavier. Seine melancholischen Balladen treffen mitten ins Herz, berühren. Und dann der verschmitzte Blick, der nie fehlen darf - am 6. Juni 2024 zu erleben in Dresden. Bildrechte: picture alliance/dpa | Axel Heimken

Jubiläumskonzert Herbert Grönemeyer feiert "40 Jahre Bochum" in Dresden

07. Dezember 2023, 09:00 Uhr

Lesen und hören Sie im Interview einen entspannten Herbert Grönemeyer, der über das Jubiläumskonzert "40 Jahre Bochum" im kommenden Jahr in Dresden spricht, sich als Adventsfan outet und sich an Sonntage mit heißem Kakao erinnert.

Das war eine Kracher-Nachricht: Herbert Grönemeyer kommt wieder nach Dresden ins Dynamostadion. Dort war er schon zweimal - und kommt am 6. Juni 2024 wieder. Der Sänger gibt zum 40. Jubiläum des Albums "Bochum" nächstes Jahr nur ein paar Konzerte - in Bochum, Berlin und eben in Dresden. Das macht uns stolz.

Silvio Zschage, selbst großer Grönemeyer-Fan, hat mit dem Sänger für MDR SACHSEN ein exklusives Interview* geführt.

Silvio Zschage: Wir sind stolz, einer von drei Austragungsorten für Ihr Jubiläumskonzert "40 Jahre Bochum" zu sein. Wie kam es dazu?

Herbert Grönemeyer: Wir haben mal geguckt, wo wir einmal quer durch Deutschland spielen. Dann haben wir uns so eine Achse gesetzt oder haben gesagt, das ist doch schön so. Wir wollten nicht durch ganz Deutschland touren, und so kam es, dass wir einmal von West nach Ost fahren wollten. Das passt ja von tief im Westen bis tief in den Osten.

Herbert Grönemeyer während eines Auftritts
"Ich bin so ein Mensch, ich versuche, halt immer Spaß zu haben", sagt Herbert Grönemeyer im Interview mit MDR SACHSEN. Man nimmt es ihm ab. Bildrechte: picture alliance/dpa | Axel Heimken

Das Album Bochum wird 40 Jahre alt. Die Songs sind ja in Köln entstanden. Haben Sie damals gewusst, das wird Ihr Durchbruch?

Nein, es war genau das Gegenteil. Meine Plattenfirma hatte mir nach vier Platten gekündigt. Die hat gesagt, aus Ihnen wird nix, das hat keinen Sinn. Lassen Sie es besser. Ich hatte dann auch das Boot gedreht. Das lief dann auch noch im Kino, das war ja relativ erfolgreich damals. Trotzdem kaufte keiner meine Platten. Die Leute schrieben dann auch: Sie sind so nett im Film, aber Ihre Musik ist furchtbar, speziell Ihre Texte sind grauenvoll. Und mit "Bochum" kam ich zu meiner neuen Plattenfirma nach Köln. Ich wollte einfach nur eine Platte machen, an der ich Spaß habe.

Herbert Grönemeyer 1 min
Bildrechte: Semmel Concerts Entertainment GmbH

Die Radiostationen weigerten sich dann, "Männer" zu spielen, was man sich heute auch nicht mehr vorstellen kann. Die sagten, wir verstehen ja nichts, wir spielen den Song nicht, der singt so komisch. Ich war froh, dass mich endlich noch eine Plattenfirma genommen hatte, muss ich dazu sagen. Und dass ich mal eine Platte machen konnte, wie ich wollte.

Ich bin so ein Mensch, ich versuche, halt immer Spaß zu haben. Für mich war Musik machen, wie Fußball spielen. Ob ich das im Stadion spiele oder nur vor drei Leuten, die nichts zu tun haben. Hauptsache, ich spiele Fußball oder Hauptsache, ich mache Musik. Und dann hatte ich wahnsinnig Glück, dass das dann plötzlich so explodierte. Damit war echt nicht zu rechnen.

Ich wollte einfach nur eine Platte machen, an der ich Spaß habe.

Herbert Grönemeyer über seine erste Erfolgsplatte "Bochum"

(v. l.) Klaus Wennemann, Jürgen Prochnow, Herbert Grönemeyer
Herbert Grönemeyer (re) im Film "Das Boot" mit Klaus Wennemann, Jürgen Prochnow (mitte) Bildrechte: imago/United Archives

Fühlten Sie jetzt Erfolgsdruck - nach dem Durchbruch mit "Bochum"?

Nein, das war gar nicht mein Punkt. Ich mache Musik schon sehr lange. Ich habe mit 13 meine erste Band gehabt und wurde immer als Sänger rumgereicht und war dann auch am Theater mit 17. Und ich habe da immer nur den Spaß gesucht. Dann habe ich auch meine Band kennengelernt.

Ich fand es nun nicht sehr lustig, dass meine Plattenfirma mir wegen Erfolglosikeit kündigte. Das fand ich nicht fair und nicht freundlich. Und "Musik, nur wenn sie laut ist" vom Album "Gemischte Gefühle" fing dann auch an, sich ein bisschen zu entwickeln.

Damals machte man Platten auch wahnsinnig schnell. Ich glaube, Bochum habe ich in drei Monaten gemacht, inklusive schreiben, texten, aufnehmen. Heute arbeitet man viel viel länger an so einer Platte. Erfolgsdruck hatte nicht. Hauptsache, es wird eine schöne Platte.

Herbert Grönemeyer 1984
So sah Herbert Grönemyeyer im Jahr 1984 aus, dem Erscheinungsjahr der Platte "4630 Bochum". Bildrechte: IMAGO / United Archives

Wir sind in der Vorweihnachtszeit. Was ist Weihnachten für Sie?

Ich bin nicht so der Riesenweihnachtsfan. Ich bin aber ein großer Adventsfan. Ich fand Advent immer fröhlich. Da saß man am Sonntag zusammen bei heißem Kakao und dann hat man auch Kekse gebacken. Das hatte immer sowas Entspanntes. Das hatte so was Heiteres.

Ich mag gerne die Adventszeit, weil ich den November nicht mag. Im November ist Buß- und Bettag, Volkstrauertag, Allerseelen, Totensonntag. Der erste Advent war dann ein Befreiungsschlag. Der November war ja nicht auszuhalten. [lacht]

An Weihnachten waren dann alle völlig genervt, gestresst. Wenn man Pech hatte, kam die Familie zusammen. [lacht] Da musste man dann noch ein paar Dinge klären, die noch im Raum standen. Alle waren völlig kaputt und dann konnte das so ein bisschen was Verspanntes kriegen.

Ich fand Advent immer fröhlich.

Herbert Grönemeyer

Herbert Grönemeyer während eines Auftritts
Baden im Applaus - Herbert Grönemeyer lässt sich von seinen Fans feiern. Bildrechte: picture alliance/dpa | Axel Heimken

Viele Künstler haben schon ein Weihnachtsalbum herausgebracht. Bei Ihnen vermisst man das bisher.

Es gibt von mir lustigerweise ein Weihnachtslied und zwar auf "Tumult". Da ist eine Art Weihnachtslied. Ich glaube, das heißt "Mut".

Der Song "Mut" ist ein Weihnachtslied, echt?

Ich meine ja, das ist schon ein Weihnachtslied. Da geht es auch um das kalte Blau im Schnee. Da geht es um das Zusammenrücken in der Weihnachtszeit. Ich wollte auf meine Art ein Weihnachtslied schreiben. Das hat aber noch keiner erkannt, dass das ein Weihnachtslied ist. [grinst]

Und das neue Lied "Kaltes Berlin"?

Dieses Lied ist ganz anders entstanden. Ich bin auf das Berliner Produktionspaar Lucry & Suena gestoßen. Die haben mich gefragt, was ich so für Musik höre. Ich bin Fan von Pop oder Hip-Hop und Rap. Aber eben auch Randy Newman, das ist einer meiner Heros, hat im Grunde die schönsten Balladen geschrieben, die es gibt, meiner Meinung nach.

Die beiden Produzenten sind wesentlich jünger, Mitte 30, und haben einfach mal vor sich hingeschrieben. Der Text hat so ein bisschen die Schüchternheit von Berlin, des alten Berlins, auch diese Schnodderigkeit und dieses gewisse Etwas.

Der Song "Kaltes Berlin" beschreibt nicht das kalte Berlin, im Sinne von abweisend, sondern es beschreibt das Gefühl zur Weihnachtszeit, wo diese Stadt so klar und kalt ist. Es ist ein Winterlied. Es duftet nach Kuchen und Wein. Das Lied ist von einem echten Berliner geschrieben. Ich hätte jetzt auch ein Lied über Berlin schreiben können, weil ich da schon so lange lebe. Aber ich dachte, dann fungiere ich einfach mal als Sänger und das macht total Spaß. Es passt jetzt einfach dazu. Wir haben uns nicht hingesetzt und haben gesagt, lass uns jetzt mal ein Weihnachtslied schreiben. Das kam plötzlich, auch von den Beiden. Und dann fand ich das irgendwie ganz rührend. Das singt sich auch sehr schön, das Lied.

Hier geht's zum Video des neuen Gröni-Songs "Kaltes Berlin" bei Youtube

Wenn ich Ihnen jetzt ein Konzertticket zu Weihnachten schenken dürfte, welches Konzert würden Sie sich dann wünschen?

Wer einen Heidenspaß hat beim Musikmachen ist Bruno Mars. Den habe ich schon live gesehen. Das muss ich sagen, das gehörte mit zu den drei besten Konzerten, die ich je gesehen habe in meinem Leben. Das war ganz, ganz großes Kino. Den würde ich gerne noch mal sehen. Sagen wir mal so, dann würde ich gern von Ihnen ein Ticket für Bruno Mars kriegen.

Also wenn Ihre Lieben jetzt zugehört haben, wissen Sie, Bruno Mars, das kann man ihm schenken.

Herbert Grönemeyer - wir freuen uns drauf, am 6. Juni in Dresden.
Ihnen eine schöne Weihnachtszeit, einen guten Rutsch und danke für das Gespräch!

*gekürztes Interview

Das komplette exklusive, sehr launige Interview können Sie sich hier anhören

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MDR (ino)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 07. Dezember 2023 | 09:30 Uhr

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