Blackfacing Erneut Rassismus-Vorwürfe gegen Karnevalsumzug in Bad Schandau

12. Februar 2024, 16:24 Uhr

Der Karnevalsumzug in Bad Schandau steht erneut wegen Rassismus-Vorwürfen in der Kritik. Am vergangenen Samstag zogen vier schwarz angemalte Karnevalisten mit einem Schild mit der Aufschrift "Die lange Schlange aus der Savanne" durch die Stadt. Sie trugen Kraushaar-Perücken und hatten ihre Lippen grellrot geschminkt, zwei Frauen trugen afrikanisch anmutende Gewänder, eine von ihnen zog einen mit Koffern beladenen Wagen. 

Linken-Politiker: Lust an menschenfeindlicher Provokation

"Karneval darf die Grenzen des guten Geschmacks überschreiten. Wenn aber wie hier Millionen Menschen unter Nutzung rassistischer Stereotype herabgewürdigt werden, hört der Spaß auf", sagte Linke-Fraktionschef Rico Gebhardt in Dresden. Bei einigen Teilnehmern des Umzugs scheine seit Jahren "die Lust an menschenfeindlicher Provokation" zu überwiegen. "Daraus sollten die Verantwortlichen vor Ort endlich Lehren ziehen."

Blackfacing Blackfacing – auf Deutsch: sich das Gesicht schwärzen – ist ein Begriff aus den USA. Er geht zurück auf die Minstrel Shows des 18. und 19. Jahrhunderts. Es bedeutet, dass sich ein weißer Mensch das Gesicht mit Farbe bemalt, um auf der Bühne eine Figur mit dunkler Haut darzustellen und sie dadurch abwertet.

SPD-Chef Homann: Fasching tritt nicht nach unten

Auch der sächsische SPD-Chef Henning Homann kritisierte die Darstellung scharf: "Billigster Rassismus und zur Schau gestellte Menschenfeindlichkeit sind einfach nur abstoßend. Wir erleben hier, wie die Saat, die AfD & Co gesät haben, aufgeht". Er liebe den Fasching, der auch dazu diene, den Mächtigen den Spiegel vorzuhalten. "Aber Fasching tritt nicht nach unten. Offenbar haben manche jeden Anstand, jeden restlichen Funken an Respekt gegenüber anderen Menschen verloren."

Frau mit schwarz angemalten Händen und Kraushaarperücke auf Karnavalsumzug.
Auf einem Plakat in Bad Schandau war auch der frühere Aufdruck einer Schokokuss-Verpackung zu sehen. Bildrechte: Daniel Förster

Die Landtagsabgeordnete der Grünen, Ines Kummer, betonte: "Die Vorfälle auf dem Karnevalsumzug in Bad Schandau sind völlig daneben. Blackfacing hat nichts mit legitimer politischer Meinungsäußerung zu tun, sondern ist Rassismus." Leider komme es hier zum wiederholten Male zu einer klaren Grenzüberschreitung. "Die eigentlich schöne Tradition des Karnevals in unserer Region wird durch solche Aktionen beschädigt".

Karnevals Club in Bad Schandau schweigt bislang

Der Karnevalsverein in Bad Schandau reagierte am Montag zunächst nicht auf eine MDR-Anfrage zur Stellungnahme. Die Umzüge in der Elbestadt waren bereits früher in die Schlagzeilen geraten. 2023 fuhr ein Wagen mit der Aufschrift "Asylranch" im Tross mit. Darauf tanzten mehrere Menschen, die sich als amerikanische Ureinwohner verkleidet hatten. Ein Mann in einem Regenbogen-Anzug war an einen Marterpfahl gebunden. Auf einem Schild stand geschrieben: "Deutschland dekadent und krank, Winnetou sucht Asyl im Sachsenland."

MDR (kbe)/dpa

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