Wettiner-Hochzeit Ur-Ur-Enkelin des letzten sächsischen Königs heiratet in Dresdner Hofkirche

23. September 2023, 19:10 Uhr

Lange Schleppe, Märchenhochzeit und eine echte Prinzessin: Die Vermählung einer in Dresden geborenen Wettiner-Prinzessin mit einem französischen Grafen hat am Sonnabend hunderte Adlige und Royal-Fans aus ganz Europa in die Dresdner Altstadt gelockt. Es war die erste Hochzeit einer Prinzessin aus der uralten Wettiner-Dynastie in Dresden seit knapp 140 Jahren. Für viele, die am Nachmittag in der Altstadt flanierten, war das Spektakel eine Überraschung.

Presse, Damen in eleganter, farbenfroher Kleidung - von knallpink bis hellblau alles dabei. Dazu auffällige Hüte, Herren in Fracks, vereinzelt Zylinder. Zwei mit weißen Schleifchen geschmückte Bäumchen am Eingang der Hofkirche in der Dresdner Altstadt. Vielen, die zufällig in der Nähe sind, wird schnell klar: Hier spielt sich gleich was Besonderes ab. Nur was? Viele Schaulustige werden eher zufällig Teil des Spektakels. Doch schnell spricht sich vor Ort herum: Gleich wird hier royal geheiratet! Die Spannung steigt und dann kommt die Braut über die sonst für Autos gesperrte Augustusbrücke im Luxus-Oldtimer vorgefahren: Die Wettinerprinzessin Maria Teresita - mit vollem Namen: Anna Luise Caroline Lucardis Prinzessin von Sachsen Herzogin zu Sachsen.

Der Brautvater, Prinz Alexander, von Sachsen, ein Urenkel des letzten sächsischen Königs, führt Maria Teresita vom Hochzeitsauto über die Treppe der Hofkirche hinauf. Der Bräutigam gelangt weit weniger Aufsehen erregend in die Kathedrale. Dann ist es soweit: Die Wettiner-Prinzessin und ihr Bräutigam (Graf) Compte Beryl Alexandre de Saporta geben sich am Sonnabendnachmittag in der Dresdner Hofkirche bei einem katholischen Gottesdienst das "Ja-Wort" - beziehungsweise haben die beiden nach Angaben der Sächsichsen Zeitung "Oui" gesagt, denn der französische Bräutigam lernt erst noch die deutsche Sprache.

Die Trauung findet ganz in der Nähe des Porzellan-gekachelten Fürstenzugs am Stallhof statt - dem "Who is Who" des Wettiner-Geschlechts, das Sachsen fast 800 Jahre lang regierte. Bis 1904 wurde es um den jeweils herrschenden Fürsten verlängert.

Unter den 450 Hochzeitsgästen sind zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus europäischen Adelshäusern, darunter Mitglieder der Häuser Habsburg, Bayern und Sachsen sowie aus dem französischen Adel.

Bischof hatte die Braut schon getauft

Getraut werden die beiden 24-Jährigen vom katholischen Altbischof Joachim Reinelt, aus Dresden, der die Prinzessin auch schon taufte. Als Prinzessin Maria Teresita im Juli 1999 zur Welt kommt, ist sie die erste in Dresden geborene Wettinerin seit einem Jahrhundert. Der Gottesdienst wird zweisprachig auf Deutsch und Französisch abgehalten, die Predigt auf Englisch.

Nach der Trauung wird dem Vernehmen nach im Italienischen Dörfchen mit geladenen Gästen der obligatorische Hochzeitskaffee eingenommen.

Ur-Ur-Enkelin der letzten Könige in Sachsen und Bayern

Maria Teresita ist das jüngste Kind von Prinz Alexander von Sachsen und somit Ur-Ur-Enkelin des letzten sächsischen Königs. Über ihre Mutter, Prinzessin Gisela Prinzessin von Sachsen Herzogin zu Sachsen, die im Grunde eine bayerische Prinzessin ist, ist die Braut zudem auch die Ur-Ur-Enkelin von Ludwig dem 3., dem letzten König von Bayern.

Die Wettiner-Prinzessin wächst mit ihren drei älteren Brüdern in Dresden, Bayern, Mexiko Stadt, Buenos Aires, Santiago de Chile und schließlich Belgien auf. Laut der Internetseite der Familie, für die laut Impressum Brautvater Alexander Prinz von Sachsen Herzog zu Sachsen verantwortlich ist, spricht die Prinzessin neben Deutsch drei weitere Sprachen. Als "begeisterte Natur- und Tierfreundin" habe sie in Mexiko Straßentiere gerettet. Außerdem male und zeichne sie gern und habe eine große Liebe für rhythmische Musik. Als Kind lernte sie Geige und Klavier.

Die Wettiner-Dynastie in Sachsen Die Wettiner herrschten gut 800 Jahre über Sachsen, seit 1806 als Könige. Es ist eine uralte Dynastie mit weitreichenden Verbindungen zu europäischen Fürstenhäusern. Der bekannteste Vertreter der Wettiner war Kurfürst Friedrich August I, genannt der Starke (1670-1733), der zeitweise auch König von Polen war.

Zuletzt hatte mit Maria Josefa am 2. Oktober 1886 eine Wettiner-Prinzessin in der damaligen Hofkirche geheiratet. Sie und ihr Ehemann Erzherzog Otto von Österreich wurden später Eltern von Kaiser Karl I., dem letzten Kaiser von Österreich-Ungarn.

Der nur wenige Tage jüngere Bräutigam (Graf) Compte Beryl Alexandre de Saporta wurde in Paris geboren. Seine Eltern haben der Familienhomepage des Brautvaters zufolge Wurzeln in der Provence, der Bretagne und Skandinavien. Seine Kindheit verbrachte er mit seiner Familie zwischen Paris, Nancy und Brüssel. Der Bräutigam sei begeisterter Bergsteiger, betreibe Kampfsport und lege "großen Wert auf Traditionen und familiäre Werte" heißt es auf der royalen Website weiter. Seine Schwester war im Internat eine Klassenkameradin der Prinzessin.

Prinzessin mit Job in der Computerbranche

Anders als im Märchen, wo die Geschichte meist endet, wenn die Prinzessin geheiratet hat, heißt es für Maria Teresita und ihren Gatten: Zurück an die Arbeit, allerdings nicht in Dresden. Die beiden leben im belgischen Brüssel. Dort arbeitet die Prinzessin gemeinsam mit ihrem Mann im Computerunternehmen seiner Familie, einer Firma für Cybersecurity und Webdesign mit Niederlassungen in mehreren europäischen Ländern. Maria Teresita ist nach Familienangaben Leader vom Webdepartment und spezialisiert auf den Aufbau von Webseiten. Außerdem betreut sie die französisch sprechende Kundschaft.

Privilegien des Adels in Deutschland heute

Juristisch gesehen sind alle Standesvorrechte des Adels in Deutschland mit dem Ende der Monarchie durch die Revolution von 1918/1919 und mit dem Inkrafttreten der Weimarer Reichsverfassung abgeschafft. Adelstitel dürfen zwar als Namensbestandteile weitergeführt werden, politische Privilegien gibt es dadurch allerdings keine mehr. Festgeschrieben wurde dies beispielsweise in Artikel 109 Absatz 3. Auch die preußische Landesversammlung verabschiedete ein Gesetz über die "Aufhebung der Standesvorrechte des Adels". Trotzdem ist die Faszination und das öffentliche Interesse an Nachfahren Adliger bis heute ungebrochen. Aufgrund der Tatsache, dass viele Adelsfamilien ihre Besitztümer wie Ländereien oder Schlösser behalten durften, sind Adlige heute auch ohne politische Privilegien eine recht privilegierte Gruppe.

MDR (kav, böl)/dpa, kna

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | Sachsenspiegel | 23. September 2023 | 19:00 Uhr

3 Kommentare

Kalkbrenner am 24.09.2023

Ein wundervolles Ehepaar und eine herrliche Hochzeit. Ich wünsche den Eheleuten wunderschöne Flitterwochen, viele Kinder, eine glückliche Familie, eine starke Liebe, alles Glück dieser Erde und Gottes Segen.

Uborner am 25.09.2023

Das eben nicht alle Menschen gleich sind, steht doch deutlich da. Oder meinen sie vielleicht sie hätten in der Dresdner Hofkirche heiraten dürfen?

Anni22 am 24.09.2023

Alle Menschen sind gleich, naja es sei denn du bist halt König oder so ...

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