Kultusministerkonferenz Mehr Stunden, größere Klassen: Lehrerverband kritisiert Vorschläge gegen Lehrermangel

29. Januar 2023, 17:02 Uhr

Der Lehrermangel ist schon jetzt ein gravierendes Problem in der sächsischen und gesamtdeutschen Bildungslandschaft. Und er wird sich in den kommenden Jahren verschärfen, da sind sich Expertinnen und Experten einig. Am Freitag hatte eine Kommission der Kultusministerkonferenz Vorschläge präsentiert, um dem Mangel entgegenzuwirken. Diese stoßen auf scharfe Kritik, vor allem von Lehrerinnen und Lehrern.

Der sächsische Lehrerverband (SLV) hat die Vorschläge der Kultusministerkonferenz zur Bekämpfung des Lehrermangels scharf kritisiert. Wie der SLV am Sonntag mitteilte, halte man die Empfehlungen für einen "Affront gegen die sächsischen Lehrkräfte, die mittlerweile seit Jahren an der Belastungsgrenze und darüber hinaus arbeiten."

"Schlag ins Gesicht"

Das Gutachten der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK) sei "ein Schlag ins Gesicht der Lehrerinnen und Lehrer", so der Landesvorsitzende der SLV, Michael Jung. Die Vorschläge wie Ablehnung von Teilzeitarbeit, der Einsatz von Lehrkräften aus dem Ruhestand oder das Heraufsetzen von Klassenobergrenzen seien Maßnahmen im Sinne des sächsischen Kultusministeriums, so Jung.

Zusatzarbeit führt laut SLV zu mehr Ausfällen

Laut SLV-Vorsitzendem Jung ist es "illusorisch, zu glauben, dass durch die vorgeschlagenen Maßnahmen mehr Lehrerarbeitsvermögen gewonnen werden kann." Die zusätzliche Arbeit würde vielmehr zu mehr krankheitsbedingten Ausfällen führen. "Das beweisen die steigenden Zahlen an Überlastungsanzeigen und Langzeiterkrankungen, die bereits jetzt Tatsache sind", sagte Jung. Statt weiterer "Repressalien" brauche man wertschätzende Maßnahmen und bessere Arbeitsbedingungen. Ansonsten werde der Lehrerberuf weiter an Attraktivität verlieren, so Jung.

Gutachter empfehlen zahlreiche Maßnahmen

Die Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz hatte am Freitag in ihrem Gutachten unter anderem empfohlen, dass Lehrkräfte aus dem Ruhestand zurückgewonnen oder diese über die Altersgrenze hinaus beschäftigt werden könnten. Die Experten sprechen sich zudem für weniger Arbeit in Teilzeit aus. Außerdem solle geprüft werden, ob die Anzahl der Unterrichtsstunden pro Woche befristet erhöht werden könne – mit finanziellem Ausgleich oder Abgeltung durch weniger Arbeitszeit in späteren Jahren. Auch Hybridunterricht und eine bessere Anerkennung der Abschlüsse von Lehrern aus dem Ausland werden von den Experten empfohlen.

Aktuell sind nach Angaben der Kultusministerien der Länder mehr als 12.000 Lehrerstellen unbesetzt, wie eine Umfrage des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) in den 16 Bundesländern zeigt.

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MDR (ben)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 29. Januar 2023 | 12:00 Uhr

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