Medientage Mitteldeutschland Viel Lärm um nichts: Aufsehen um Auftritt von Julian Reichelt in Leipzig
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18. April 2024, 17:30 Uhr
Seit Mittwoch treffen sich Medienmacher in Leipzig. Die Medientage Mitteldeutschland beschäftigen sich in diesem Jahr mit Themen wie der KI im Journalismus, Fake News bei Wahlen, Digitalisierung oder der Rolle von sogenannten alternativen Medien. Zu letzterem Thema war auch der Ex-"Bild"-Chef Julian Reichelt eingeladen, was schon im Vorhinein für große Kritik sorgte: Eine Diskussionsteilnehmerin sagte ihren Besuch aufgrund von Reichelt sogar ab.
Der Titel der Diskussionsrunde "Mehr als Nische? Journalismus von außen": Thema soll das Aufkommen von sogenannten alternativen Medien sein und warum diese häufig als aktivistisch oder politisch gelten. Zur Diskussion geladen sind Hans Demmel, ehemaliger Geschäftsführer des Nachrichtensenders "n-tv", die österreichische Journalistin Barbara Tóth, Mitbegründerin der Wiener Zeitung "Falter", und der Ex-"Bild"-Chef Julian Reichelt mit seinem Onlineportal "Nius". Moderiert wurde die Diskussion von der Journalistin Ulrike Simon. Abgesagt hatte Anna Hunger, Chefredakteurin der Wochenzeitung "Kontext".
Wofür wird Julian Reichelt kritisiert? Aufgrund von Missbrauchsvorwürfen wurde Julian Reichelt 2021 bei der "Bild"-Zeitung entlassen. Seit 2023 ist Reichelt Teil des Onlinemediums "Nius". Für das Medium veröffentlicht der Ex-"Bild"-Chef unteranderem auf Youtube "Achtung, Reichelt!". Reichelt und "Nius" stehen dabei immer wieder in der Kritik rechtspopulistische und rechtskonservative Inhalte zu verbreiten.
Reichelt steht im Mittelpunkt
Moderatorin Ulrike Simon eröffnet die Diskussion mit einer Ansprache zur Absage von Anna Hunger, diese begründe ihre Fernbleiben damit, dass sie nicht "Sparringspartner" für Reichelt sein wolle. Dafür gibt es den ersten Applaus der Veranstaltung, die Moderatorin greift das auf und sagt, dass sie sich über die anderen Diskutanten freue und es wichtig sei, dass der Diskurs stattfinde.
Die Diskussion wird schnell hitzig, denn nach der Vorstellung von Tóth und Reichelt, ist Hans Demmel dran und berichtet von seinen Medienexperiment, bei dem er nur sogenannte alternative Medien konsumiert habe. Bei Demmels Fazit, dass es leider zu viele rechte Alternativen neben dem Mainstream gebe, fährt Reichelt dazwischen: Ein bisschen rechter Medienkonsum würde Demmel nicht schaden.
Gäste diskutieren abseits des Themas
Ab diesem frühen Zeitpunkt kommt die Diskussion kaum von der Stelle. Moderatorin Ulrike Simon ist bemüht, das Gespräch immer wieder auf das eigentliche Thema zu lenken. Aber von Hans Demmel und vor allem Julian Reichelt werden dauerhaft Nebenschauplätze aufgemacht. Demmel konfrontiert Reichelt immer wieder mit an anderer Stelle getätigten Äußerungen. Reichelt kontert damit, dass Mainstream-Medien zu nah an der Regierung seien und keine echte Kritik üben würden. Zwischendurch wirft Barbara Tóth die Frage in den Raum: "Wo sind wir hier eigentlich gerade?" Reichelt geht inhaltlich nicht auf die Frage ein und hebt als Antwort nur hervor, dass er nicht das schreiben wolle, was Tóth schreibe, dass sei politischer Aktivismus.
Ein erneuter Versuch der Moderatorin, wieder zurück zum eigentlichen Thema zu kommen: "Warum kommen immer mehr alternative Medien auf?" Was folgt, bringt kaum Erkenntnisgewinn: Man unterbricht sich, lässt sich nicht ausreden und die Moderatorin wird übergangen. Insgesamt 60 Minuten sind angesetzt.
Nachdem die Zeit schon überschritten war, kommentiert Tóth die Streitereien zwischen Reichelt und Demmel mit "Ihr braucht ein eigenes Zimmer". Auch Moderatorin Simon scheint sich dem inhaltlichen Verlauf bewusst und hofft in ihrer Verabschiedung, dass es das "ein oder andere Argument gab, dass die Zuschauer vorher noch nicht hatten." Sie wünsche allen eine gute Heimreise und man sehe sich dann bei den Medientagen 2025.
"Alternative Medien" Telegram, YouTube, "Facebook: Messengerdienste, Videoplattformen und Social Media dienen vermehrt als Informationsquelle für ihre Nutzerinnen und Nutzer, in Ergänzung oder auch als Ersatz für die klassische Berichterstattung in Zeitung, Radio und Fernsehen. Seit geraumer Zeit verzeichnen diese sich selbst als 'alternative Medien' bezeichnenden Kommunikationskanäle vermehrt an Zulauf. Immer mehr Menschen ziehen sich in diese Kanäle und die dort geführten Diskussionen zurück." www.demokratie-leben.de
MDR (lev)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR aktuell | 17. April 2024 | 21:45 Uhr
MiSt vor 32 Wochen
@Der Beobachter / Anita L.
Mein Kommentar bezog sich auf die von D.B. behauptete Logik bezüglich Reichelts Inhalten, die man "nicht in den Qualitätsmedien findet...😏". Ich habe keine Wertung zu Reichelt getroffen.
Vielleicht üben Sie sich erst einmal im verstehenden Lesen, ehe Sie hier Behauptungen aufstellen und Fehler anstreichen.
Anita L. vor 32 Wochen
Naja, lieber eine gerade Linie statt einer starken Abwärtskurve.
Übrigens nächster Fehler: gesellschaftlichen Konsen/ Mainstream als nicht neutral bezeichnen
Und noch ein Fehler: die Meinungsäußerungen eines Herrn Retichelt mit Berichterstattungen zu verwechseln
DER Beobachter vor 32 Wochen
Wer finanziert nius eigentlich? Obwohl - soviel Geld brauchen die gar nicht. Recherche gegen Null und die stets gleichen Versatzstücke plumber Hetze... Dagegen ist selbst Reichelts ehemaliger Arbeitgeber ein Qualitätsmedium...