Arbeiter vor einem Windrad
In Sachsen kommt der Windkraftausbau nicht voran. Bildrechte: imago images/Elmar Gubisch

Energiewende Sachsen hinkt beim Windkraftausbau weiter hinterher

15. Juni 2023, 05:00 Uhr

Die Bundesregierung will die Windkraft massiv ausbauen, damit das Land weniger abhängig von Gas und Öl wird. Besonders in Sachsen geht der Ausbau der Windenergie jedoch schleppend voran. Der Windkraftausbau stagniere im Freistaat im Wesentlichen, kritisiert der Bundesverband Windenergie. Sachsens Energieminister Wolfram Günther verspricht Besserung.

Der Wind weht kräftig auf der Baustelle unweit des kleinen Dorfes mit dem lustigen Namen Kuhschnappel. Die Firma EAB New Energy baut hier auf einem Acker ein Windrad. Ein seltenes Ereignis in Sachsen.

Projektleiterin Linda Friebe ist zufrieden: "Wenn wir mal von dem Standort hier sprechen, da haben wir 2021, also ziemlich genau vor zwei Jahren den Genehmigungsantrag eingereicht und zwei Jahre später stehen wir hier, das Fundament ist fertig gegossen, hinter uns sind die Bagger kräftig am Arbeiten. Das ist eine sehr gute Zeitspanne, auf die wir da zurückblicken können."

Sachsen: Mehr Windräder abgebaut

Doch leider ist das eine Ausnahme. Die Bundesnetzagentur listet monatlich für jedes Bundesland auf, wieviel Windkraft hinzugekommen ist. Sachsen fällt da in eine besondere Kategorie. Denn dort wurden in den ersten vier Monaten des Jahres mehr Windräder ab- als aufgebaut. Die installierte Windleistung ist um fast zwei Megawatt gesunken. Zum Vergleich: In Sachsen-Anhalt stieg dank neuer Windräder die installierte Leistung um 15 Megawatt, in Brandenburg sogar um 96 Megawatt.

Unter den Flächenländern stagniert der Ausbau nur in Thüringen ebenfalls. Für den Geschäftsführer des Bundesverbands Windenergie, Wolfram Axthelm, ist das keine Entschuldigung: "Aus unserer Sicht ist Sachsen immer noch sehr unbefriedigend. Sachsen hat eine sehr starke industrielle Basis, hat also viele Unternehmen, die eigentlich grüne Energie brauchen. Und der Windenergieausbau stagniert im Wesentlichen. Das wird in Zukunft auch nicht so schnell besser werden, weil wir sehen nur sehr zögerliche Genehmigungen."

Energieminister sieht Trendumkehr in Sachsen

Zuständig ist seit dreieinhalb Jahren Energieminister Wolfram Günther. Der Grünen-Politiker sagt, er sei mit dem bisherigen Ausbau auch unzufrieden. Aber er müsse ja die Versäumnisse seiner Vorgänger aufholen.

Günther erklärt: "Projekte brauchen natürlich auch ihre Zeit. Und das letzte Beschleunigungspaket haben wir auch erst kurz vor Weihnachten vergangenen Jahres beschlossen. Das ist noch kein halbes Jahr her. Und das heißt, wir sehen jetzt eine Trendumkehr. Im ersten Quartal 2023 sind für über 40 Megawatt Leistung Windkraftgebiete genehmigt worden. Das entspricht in etwa 29.000 Haushalten. Das ist etwa die Stadt Görlitz mit allen Privathaushalten."

Doch genehmigt ist noch nicht gebaut. Und zum Vergleich: Sachsen-Anhalt genehmigte im ersten Quartal Windräder für 206 Megawatt, Thüringen für 35 Megawatt. Ist Sachsen also nach wie vor langsam?

EAB New Energy: Behörden überfordert

Andreas Lietzmann ist Geschäftsführer von EAB New Energy. Die sächsische Firma baut Windräder auch in Brasilien, Südafrika und Vietnam. Er verstehe schon, sagt Lietzmann, dass ein grüner Minister in einer Regierung mit CDU und SPD nicht alles sofort umsetzen könne. Dass sich Zubau-Erfolge nicht schneller zeigten, habe aber noch einen anderen Grund.

So ist für Lietzmann klar: "Die Behörden sind teilweise jetzt auch etwas überfordert. Nicht, weil sie es nicht können, sondern wegen einer neuen Gesetzeslage. Es fehlt überall an Fachpersonal, in jedem Bereich. Aus meiner Sicht müssten die Behörden klare Regelungen an die Hand bekommen, mit denen sie wirklich umgehen können. Damit sie auch die Vorgaben umgesetzt bekommen."

Das längste Projekt von Lietzmanns Firma hängt nun schon 13 Jahre in der Planung. Ein sächsisches Projekt, ein Windpark bei Königshain-Wiederau. Spätestens nächstes Jahr soll er fertig werden.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 15. Juni 2023 | 06:00 Uhr

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