Schulstart Probleme in Sachsens Schulen: Mehr Schüler, massiver Lehrermangel

25. August 2022, 12:47 Uhr

Am Montag startet in Sachsen wieder die Schule. Mehr als 500.000 Schülerinnen und Schüler werden ab kommender Woche wieder die Klassenräume füllen. Ob ihnen allerdings eine Lehrkraft zur Verfügung steht, ist nicht überall sicher. Denn der Freistaat hat zu wenig Lehrer. Das könnte zu Unterrichtsausfällen führen. So sieht es zumindest Kultusminister Christian Piwarz (CDU).


Lehrkräfte an Sachsens Schulen sind knapp. Wegen des Personalmangels rechnet Kultusminister Christian Piwarz (CDU) im kommenden Schuljahr mit Problemen bei der Absicherung des Unterrichts. In welchem Umfang Unterricht ausfallen könnten, darüber wollte Piwarz am Donnerstag in Dresden nicht spekulieren. Das lasse sich pauschal nicht beantworten. "Das wird von Schule zu Schule unterschiedlich sein. Wir werden Schulen haben, die einen erheblichen planmäßigen Unterrichtsausfall haben", so der Minister.

Trotz der schwierigen Situation habe man aber 1.024 Lehrkräfte neu einstellen können. Weitere Einstellungen soll es im laufenden Schuljahr geben. Im Februar würden voraussichtlich rund 700 sächsische Referendarinnen und Referendare ihre Ausbildung abschließen, so Piwarz. Für den Seiteneinstieg im zweiten Halbjahr hätten sich bereits 462 Personen beworben. Aber, so Piwarz, "insgesamt bleibt die Lage bei der Unterrichtsversorgung angespannt".

Insgesamt bleibt die Lage bei der Unterrichtsversorgung angespannt.

Christian Piwarz Sächsischer Kultusminister (CDU)

Sorgenkinder bleiben: Lücken an Oberschulen und auf dem Land

Die meisten der neuen Lehrkräfte treten ihre Stelle an Gymnasien (306) und an den Grundschulen (299) an. Weniger Einstellungen gab es an Oberschulen (186), Förderschulen (143) und Berufsbildenden Schulen in Sachsen (90). Die Quote der Seiteneinsteiger an den Schulen sinkt, derzeit liegt sie bei etwa zwölf Prozent. Aus Sicht von Piwarz ein erfreuliches Zeichen. In Vorjahren hatte der Anteil der Seiteneinsteiger fast ein Drittel des Lehrpersonals ausgemacht.

Die Worte "1. Schultag" stehen auf einer Tafel auf dem Schulhof.
Über eine halbe Million Schülerinnen und Schüler starten ab Montag in Sachsen in das neue Schuljahr. Bildrechte: picture alliance/dpa | Rolf Vennenbernd

Zu wenig Lehrpersonal - immer mehr Schüler

Währenddessen fängt für rund 502.000 Schülerinnen und Schüler am 29. August das neue Schuljahr an, das sind mehr als 8.100 mehr als im vergangenen Schuljahr. Knapp 41.000 Grundschulkinder beginnen ihre Schullaufbahn. Und auch Kinder und Jugendliche aus der Ukraine werden in ganz Sachsen im neuen Schuljahr wieder unterrichtet. Laut Landesamt für Schule und Bildung sind es mehr als 10.000, Tendenz: steigend.

Landtags-Fraktionen alarmiert wegen des Lehrermangels

Die Landtagsfraktionen von CDU, SPD und von Bündnis90/Die Grünen sind wegen der aktuellen Situation an Sachsens Schulen alarmiert. Als große Herausforderung bezeichnete SPD-Bildungsexpertin Sabine Friedel das neue Schuljahr. "Die regionale Verteilung zeigt, dass der Mangel inzwischen in den Großstädten und allen Schularten angekommen ist", sagte Friedel. Jetzt müssten alle Hürden beseitigt und die Weichen neu gestellt werden.

Die CDU-Fraktion hält eine Fortsetzung der Verbeamtung für zwingend erforderlich, "um nicht eines Tages vor leeren Lehrerzimmern zu stehen". Und: "Wer dies in Frage stellt, ist auf dem bildungspolitischen Auge blind", meinte der CDU-Landtagsabgeordnete Holger Gasse. 


Die Grünen verlangen eine offene Diskussion darüber, wie die Personalnot gelindert und die Schulfamilie gestärkt werden könnten. "Viele Maßnahmen wurden bereits ergriffen, weitere Vorschläge liegen auf dem Tisch und sollten ernsthaft auf Umsetzbarkeit geprüft werden", sagte Grünen-Bildungsexpertin Christin Melcher.

GEW beklagt tausende offene Lehrerstellen

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte am Mittwoch wegen der schlechten Lage an den sächsischen Schulen Alarm geschlagen. Kaum ein Schuljahr habe personell so schlecht begonnen wie das diesjährige, sagte die GEW-Landeschefin Uschi Kruse. Nach ihren Angaben fehlen mindestens 3.000 Lehrkräfte. Daher geht die Gewerkschaft davon aus, dass der Ausfall von Unterricht steigen wird. Im letzten Jahr vor der Pandemie fielen über alle Schularten hinweg 5,2 Prozent des Unterrichtes aus.

Keine Corona-Einschränkungen mehr

Im nächsten Schuljahr gibt es in Sachsens Schulen keine coronabedingten Einschränkungen mehr. Laut Piwarz soll der Herbstplan einen Basisschutz vor Corona und anderen Atemwegserkrankungen vorsehen. Zudem sollen auf Empfehlung des Expertenrates der Bundesregierung die Unterrichtsräume mit CO2-Ampeln ausgestattet werden, rund zehn Millionen Euro würden hier investiert. "Sollte sich das Pandemiegeschehen verstärken, wird mit Augenmaß und nach Abwägung aller pädagogischen und infektiologischen Gesichtspunkte über weitere Schutzmaßnahmen entschieden", sagte der Minister.

MDR (lst/bbr)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | SACHSENSPIEGEL | 25. August 2022 | 19:00 Uhr

13 Kommentare

Robert Paulson am 26.08.2022

Ja, die Grünen!
Hm, wer hat seit 1990 das Kultusministerium fest im Griff?
Wer hat 2005/06 gesagt "bloß nicht Lehrer werden"?
Wer hat sich mit Händen und Füßen gegen die Chancengleichheit Sachsens beim Einstellungsverfahren gewehrt?
Wer sorgt mit einem maximalbürokratischen Verfahren, dass jedes andere Bundesland vor Sachsen die Stellenzusagen an Studenten (für das Referendariat) und Referendare (für den Berufseinstieg als Lehrer) die Leute einstellen kann?
Wer wurde vom Zug der Zeit so oft überholt, dass eigentlich eine Nackensteife vorliegen sollte?

Naja, der Klassiker aus den 50ern ist ja: "Wähl auch Du CDU!"
Hier wird die Rechnung präsentiert.

ConnieConnewitz am 26.08.2022

Bezeichnend für den desolaten Zustand: Die Plattform LernSax, auf die alle Lehrer zur ordentlichen Vorbereitung des am Montag beginnenden neuen Schuljahres zugreifen müssen (!), funktioniert seit gestern nicht...

peter1 am 26.08.2022

Jedes Jahr das gleiche Theater, meine Güte! Es nervt und keine Lösung in Sicht.
Herr Piwarz spricht von"planmässigem "Unterrichtsausfall, der Mann ist Minister und verantwortlich für die Bildung???

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