Wohlfahrtsverband Thüringer Awo stellt Prokuristen frei

26. April 2023, 10:36 Uhr

Die Arbeiterwohlfahrt in Thüringen hat einen ihrer Manager freigestellt. Es handelt sich um den Prokuristen des Tochterunternehmens AJS, Sebastian Ringmann. Zu den Gründen wollte sich der Sozialverband bisher nicht äußern. Schriftlich hieß es, dass die Entscheidung nach eingehender Prüfung der zuständigen Gremien gefallen sei.

Der Prokurist der Awo Alten-, Jugend- und Sozialhilfe gGmbH (AJS), Sebastian Ringmann, ist nach Informationen von MDR THÜRINGEN am Montag mit sofortiger Wirkung freigestellt worden. Das bestätigte die Thüringer Arbeiterwohlfahrt am Mittwochmorgen. Der Entscheidung hatte der gesamte Aufsichtsrat zugestimmt. Die AJS ist ein Tochterunternehmen des Wohlfahrtsverbandes.

Zu den Gründen wollte sich die Awo bislang nicht äußern. Schriftlich hieß es, dass es sich um eine "bedauerliche Entscheidung" nach "eingehender Prüfung und Beratung der zuständigen Gremien" handle. Weitere Informationen könnten zum jetzigen Zeitpunkt nicht gegeben werden, teilte die Awo mit.

AJS ist größter sozialer Dienstleister in Thüringen

Ringmann ist seit 2003 Prokurist des Unternehmens AJS gewesen, das thüringenweit rund 200 Einrichtungen, wie Kindergärten, Pflegeheime und Sozialstationen betreibt und 5.000 Beschäftigte zählt. Damit handelt es sich um den größten sozialen Dienstleister im Freistaat.

Zudem ist Ringmann Geschäftsführer zweier weiterer Awo-Tochterunternehmen, der Awo Soziale Dienste gGmbH Gotha und dem Essensanbieter Mephisto Consult GmbH. Er sei von all seinen Ämtern enthoben, heißt es aus Wohlfahrtskreisen. Öffentlich bestätigt ist es bisher jedoch nicht.

Bereits 2020 kündigte die Arbeiterwohlfahrt den damaligen Geschäftsführer Michael Hack fristlos. Der Awo-Bundesverband hatte im Vorfeld dessen unangemessen hohes Gehalt kritisiert. Das Jahresgehalt von rund 300.000 Euro verstieß gegen die im Awo "Governance Kodex" formulierten Empfehlungen für Gehaltsobergrenzen. Seitdem streiten sich beide Parteien vor Gericht.

Kritik an Jahresgehalt von 174.000 Euro

In dem gleichen Bericht hatte der Bundesverband das Jahresgehalt des Prokuristen Sebastian Ringmann als überzogen kritisiert. Demnach erhielt Ringmann im Jahr 2020 rund 174.000 Euro brutto, angemessen sind laut Verband rund 119.000 Euro. Zudem hatte er einen Firmenwagen und seine 162 Quadratmeter große Dienstwohnung wurde zum damaligen Zeitpunkt vom Arbeitgeber bezahlt.

Nach dem Awo-Skandal akzeptierte Ringmann ein deutlich niedrigeres Gehalt. Laut der AJS-Geschäftsführung einigte man sich auf einen neuen Arbeitsvertrag, der dem Kodex der Awo entspricht. Auch die Dienstwohnung und deren Nebenkosten habe der Prokurist seitdem selbst bezahlt.


MDR (dr/ar/co)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 26. April 2023 | 10:00 Uhr

7 Kommentare

camper21 am 27.04.2023

Was hat da die ganze Zeit der Aufsichtsrat gemacht, dessen Aufgabe es ist die Awo zu kontrollieren? Wer ist dort eigentlich im Aufsichtsrat? Normalerweise sind im Aufsichtsrat die Eigentümer und Funktionäre aus der Gewerkschaft, sie genehmigen den Lohn des Vorstandes.

ElBuffo am 27.04.2023

Wieviel vergütet denn die Kasse z.B. bei Pflegerad 3 stationär? Mich deucht, dass der Satz hier deutschlandweit und schon seit Jahren bei 1262€ liegt. Ganz egal wieviel der Geschäftsführer oder wer auch immer verdient. Es ist eher so, dass dieser Festbetrag ein Zuschuss zum Eigenanteil ist. Und auch die weiteren Vergütungen, die die Kasse oder der Staat trägt, müssen erstmal verhandelt werden. Da können auch keine Phantasiegehälter angegeben werden und es wird einfach zugestimmt.

Ralf G am 26.04.2023

Führungskräfte beziehen jahrelang Gehälter, die nicht mal annähernd den Richtlinien entsprechen und keiner nimmt daran Anstoß. Eine interne oder externe Aufsicht scheint es nicht zu geben. Die Bosse genehmigen sich ihr Gehalt selbst. Ein Schlaraffenland für Führungskräfte.

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