Prozessauftakt 15 Polizeiautos in Erfurt angezündet: Brandstiftung "aus Liebe"

08. September 2022, 08:23 Uhr

Ein 30 Jahre alter Mann hat vor dem Landgericht Erfurt gestanden, 15 Polizeiautos in Brand gesteckt zu haben. Mit der Tat vor neun Jahren habe er ein Mädchen beeindrucken wollen, ließ er zum Prozessauftakt über seinen Anwalt mitteilen.

Am Landgericht Erfurt hat am Mittwoch der Prozess um 15 durch ein Feuer zerstörte Polizeiautos begonnen. Der angeklagte 30-Jährige hat gleich zu Prozessauftakt ein Geständnis abgelegt. Er gab an, vor neun Jahren auf dem Gelände eines Erfurter Autohauses 15 Polizeimannschaftswagen in Brand gesteckt zu haben.

Brandanschlag auf Polizeiautos: Angeklagter legt Geständnis ab

Über seinen Anwalt ließ er erklären, dass die Tat nicht politisch motiviert gewesen sei. Stattdessen habe er eine Frau beeindrucken wollen, erklärte der Angeklagte. Sein Anwalt sprach davon, dass sein Mandant "ein Feuerwerk der Liebe" entzündet habe. Die Fahrzeuge waren laut Anklage mit Grillanzünder in Brand gesetzt worden.

Gesamtschaden von rund 750.000 Euro verursacht

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten gemeinschaftliche Brandstiftung mit einem unbekannt gebliebenen Mittäter vor. Er soll im September 2013 die nagelneuen und noch nicht ausgelieferten Polizeiautos in Brand gesteckt haben. Zwei weitere für die Polizei bestimmte Wagen wurden bei dem Feuer beschädigt. Dabei entstand ein Gesamtschaden von rund 750.000 Euro.

Angeklagter saß bereits wegen Brandstiftung in Haft

Die Tätersuche hatte sich schwierig gestaltet, eine Sonderkommission war im Einsatz. Erst 2018 wurde der Tatverdächtige gefunden. Er verbüßte zu dem Zeitpunkt eine Haftstrafe von fünfeinhalb Jahren wegen anderer Brandstiftungen. Nach der Meldung eines Zellengenossen in der Justizvollzugsanstalt Tonna wurden Ermittlungen aufgenommen. 2021, rund acht Jahre nach dem Brandanschlag auf die Polizeiautos, kam es dann zur Anklage.

Zeuge: Angeklagter hat sich mit Tat gebrüstet

Der Mithäflting sagte am Mittwoch als Zeuge zum Prozessauftakt aus. Der 42-Jährige hatte der Polizei damals einen entscheidenden Tipp bei der Suche nach dem Täter gegeben. Vor Gericht sagte er aus, dass sich der Angeklagte im Gefängnis mit der Tat gebrüstet habe. Allerdings, so räumte der Zeuge ein, habe er auf ihn einen bedauerlichen Eindruck gemacht.

Der Zeuge hatte der Erfurter Polizei einen Brief geschrieben und die Ermittler so auf die Spur des Angeklagten gebracht. Davon habe er sich Hafterleichterung versprochen. Außerdem war eine Belohnung von 20.000 Euro ausgesetzt. Die habe der Zeuge bislang noch nicht erhalten, so seine Aussage vor Gericht.

Nicht alle Aussagen des Zeugen seien zutreffend, sagte der Verteidiger nach der Zeugenbefragung. Dass sein Mandant sich in diversen Gesprächen seinem Mit-Insassen geöffnet habe - unter anderem bezüglich der brennenden Polizeiautos -, sei aber korrekt. Bis Mitte Oktober sind vorerst drei weitere Termine geplant.

Der Anschlag auf die Polizeifahrzeuge hatte seinerzeit zu Bestürzung bei der Polizei und in der Politik geführt.

MDR (kir/fno)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 07. September 2022 | 12:00 Uhr

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