Umzug in Innenstadt Funke-Verlag gibt Standort in Erfurt-Bindersleben auf
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06. November 2023, 10:49 Uhr
1994 hatte der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) das Druckhaus der Funke-Mediengruppe in Erfurt-Bindersleben feierlich eröffnet. 30 Jahre später werden hier keine Zeitungen mehr gedruckt und auch zukünftig keine redaktionelle Ausgabe mehr von hier aus produziert. Der Standort wird aufgegeben. Stattdessen sollen Redakteure und Mitarbeiter in ein Gebäude in der Erfurter Innenstadt ziehen.
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Der Medienkonzern Funke gibt auch sein zweites Verlagszentrum auf der grünen Wiese in Thüringen auf: Wenige Jahre nach dem Auszug aus dem Standort Löbichau bei Gera im Jahr 2015 zieht die Belegschaft auch aus dem Verlags- und Redaktionsstandort in Erfurt-Bindersleben aus.
Das bestätigte Unternehmenssprecher Tobias Korenke MDR THÜRINGEN. Die Redaktionen - unter anderem der "Thüringer Allgemeine" sowie der "Thüringische Landeszeitung" - und Verlagsabteilungen würden in die Erfurter Innenstadt verlegt. Dort werde das Unternehmen ein "attraktives, modernes Arbeitsumfeld schaffen, das dem kreativen Austausch und der Entwicklung neuer Ideen für unsere Medien gut tun wird".
Keine Angabe zur Weiternutzung des Druckerei-Standortes
Korenke sagte weiter, mit dem neuen Standort sei Funke zudem "viel näher an den Lesern, als am Stadtrand". MDR THÜRINGEN-Informationen zufolge sollen die Mitarbeiter ab kommendem Frühjahr im Commerzbank-Geschäftshaus am Erfurter Juri-Gagarin-Ring arbeiten. Dorthin sollen dem Vernehmen nach auch die Lokalredaktion Erfurt und die Funke-Geschäftsstelle mit ihrem Leserservice umziehen, die sich bislang in der Meyfartstraße befinden.
Die Entscheidung, den Standort Bindersleben aufzugeben, trägt laut dem Unternehmenssprecher auch dem Anspruch Rechnung, verantwortlich mit dem Geld der Leserinnen und Leser und Werbekunden umzugehen. Funke-Sprecher Korenke wollte sich nicht dazu äußern, inwieweit es bereits neue Nutzungspläne oder Kaufinteressenten für den bisherigen Verlagskomplex in Erfurt-Bindersleben gibt.
Auflage von TA, OTZ und TLZ sinkt in 20 Jahren um 60 Prozent
Bereits Ende November 2021 hatte Funke das Druckzentrum in Erfurt-Bindersleben und damit die letzte Tageszeitungsdruckerei in Thüringen geschlossen. Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) hatte das Erfurter Druckzentrum am 17. März 1994 feierlich eröffnet. Die Druckerei in Löbichau war schon 2013 geschlossen worden. Die Tageszeitungen lässt Funke nun außerhalb Thüringens drucken. Zur Funke-Mediengruppe gehören in Thüringen die Tageszeitungen "Thüringer Allgemeine", "Thüringische Landeszeitung" und "Ostthüringer Zeitung".
Wie praktisch alle Zeitungsverlage verliert Funke seit Jahren Zeitungs-Abonnenten und Kioskkäufer, was mit sinkenden Einnahmen und geringerer Werbereichweite einhergeht. Laut der Auflagenanalyse des Fachdienstes IVW, sank die verkaufte Auflage der drei Thüringer Titel in zwei Jahrzehnten um mehr als 60 Prozent. Im Jahr 2003 wurden von TA, TLZ und OTZ noch täglich fast 410.000 Exemplare verkauft. In diesem Jahr waren es zuletzt knapp 152.000 Zeitungsexemplare, darunter knapp 19.350 digitale E-Paper. Zuwächse erzielt Funke im digitalen Bereich, etwa mit Leserabos für die Internetportale der Regionalzeitungen und setzt generell auf Wachstum mit digitalen Angeboten.
MDR (kah,jml)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 06. November 2023 | 10:00 Uhr
Ralf G vor 27 Wochen
DP - Da muss man fair sein. Für Recherche haben die nicht das Personal.
Das ist mit der Suche nach geeigneten Methoden der Lesererziehung beschäftigt.
Durfte das jahrelang bis zur Abokündigung selbst erleben.
Wechmarer. vor 27 Wochen
Ich habe öfters Gelegenheit TA und Nürnberger Nachrichten zu vergleichen. Da liegen Welten dazwischen - außer beim Preis. Mir fehlen in der TA die lokaken Themen mit Tiefgang - es gibt hier so viel zu berichten und nachzubohren. Und eine Wochenendbeilage, die den Namen auch verdient. Die braucht ja nicht lokal zu sein. Da reicht Zeitgeist. Das könnte man als Funke Mediengruppe hinkriegen.
Pfaffe vor 27 Wochen
Ich glaube ja nicht, dass die journalistische Qualität der Grund für das Schrumpfen der Auflage verantwortlich ist.
Ich lese gerne TA, obwohl oft nicht viel Neues zu finden ist. Das Meiste kennt man schon aus dem Internet. Aber die Hintergründe, das Einordnen in Zusammenhänge, das macht die Zeitung gut. Immer interessant: Artikel aus der und über die Thüringer Landespolitik.
Und dass die Journalisten dabei eine Meinung haben, die sie mal ganz offen zeigen oder die manchmal nur zu spüren ist, ist für mich ein Vorteil. Ich muss sie ja nicht übernehmen. Ich kann sie für mich bewerten.
Also mein digitales Abo bleibt vorläufig.