Deutsche Bahn Aufzüge im Bahnhof Kahla: Sehen gut aus - fahren aber nicht
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14. Mai 2024, 05:00 Uhr
Seit über einem Jahr sollte die Welt im kleinen Kahla im Saale-Holzland-Kreis ein kleines bisschen besser geworden sein. Endlich hat der Bahnhof Aufzüge! Endlich keine Plackerei mehr, die Treppen rauf und runter. Endlich keine langen Umwege mehr für Rollstuhlfahrer ... Ach, wenn die Dinger doch nur funktionieren würden.
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Wer am kleinen Bahnhof von Kahla von Bahnsteig 1 zu Bahnsteig 2 will, nimmt die Unterführung. Über die beiden Gleise geht es nicht - also darunter durch. Ganz normal. Nun gibt es Menschen, die nicht gut zu Fuß sind, Menschen, die im Rollstuhl sitzen oder Menschen, die einen schweren Kinderwagen vor sich herschieben. Sie sind auf Aufzüge angewiesen. Auf einen, der sie nach unten bringt. Und mit dem anderen wieder ans Tageslicht. Auch ganz normal.
Baustart im September 2021
Kahlas Bahnhof hat sogar zwei dieser Aufzüge. Recht neu in edlem Edelstahl stehen sie auf beiden Bahnsteigen. Stehen. Das ist auch das einzige, was sie können. Und zwar seit über einem Jahr. Im September 2021 war Baustart für die Aufzüge.
Der etwas in die Jahre gekommene Bahnhof sollte damit auch aus inklusiver Sicht aufgewertet werden. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Anderthalb Jahre hat es gedauert, bis Aufzugschächte und Kabinen fertig waren. Dann passierte nichts mehr. Keine Einweihung, keine Reden, keine Blaskapelle.
Über Schleichwege aufs andere Gleis
Wer aufs anderen Gleis "fahren" möchte, sei es nun mit oben schon erwähntem Kinderwagen oder Rollstuhl, der muss einen weiten Bogen schlagen. In einiger Entfernung gibt es ja einen Gleisübergang. Schleichweg sozusagen. Geht schon auch, ist aber sicher nicht im Sinne des Erfinders.
Siglinde Jeschull plackt sich mit ihrem schweren karierten Einkaufstrolley die Treppen der Unterführung hinauf. Dass die Aufzüge hübsch aussehen, das aber auch schon alles ist, findet die fast 80-Jährige eine "Zumutung".
Man fühlt sich verarscht.
Sie komme gerade aus Jena und war lange nicht mehr in Kahla. In der Zeitung hätte sie gelesen, dass der Bahnhof endlich Aufzüge habe. Stimmt ja auch. "Man fühlt sich verarscht", resümiert Jeschull.
Aufzüge sollten seit Ende 2022 laufen
Die Deutsche Bahn gibt sich auf MDR-Anfrage zerknirscht und gleichzeitig motiviert - und wartet mit spannenden Begründungen für das Aufzugsdesaster auf: "Wir bedauern, dass die Aufzüge bis heute nicht in Betrieb gehen konnten. Und auch wenn es vor Ort anders aussieht: Die Deutsche Bahn arbeitet kontinuierlich an dem Ziel, die Aufzüge in Kahla zu aktivieren. Zusätzlich zu den Maßnahmen am Bahnhof - (sic!) waren noch Planungs- und Bauleistungen im Umfeld des Bauhofes erforderlich, um die Voraussetzungen für die Inbetriebnahme der Aufzüge zu erfüllen, die viel Zeit und Abstimmungen sowie Sperrpausen im Bahnverkehr erforderten." Da können die Jahre schon ins Land gehen.
Auch wenn es vor Ort anders aussieht: Die Deutsche Bahn arbeitet kontinuierlich an dem Ziel, die Aufzüge in Kahla zu aktivieren.
Ursprünglich sollten die Aufzüge seit Ende 2022 laufen. Neuer Termin für den Betriebsstart: August 2024. Versprochen!
MDR (jn)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 13. Mai 2024 | 19:00 Uhr
Matthi vor 29 Wochen
Dieses Thema der Infrastruktur an Bahnhöfen ist in vielen Regionen ein Thema und zeigt den Zustand der Bahn, ihrer Immobilien. Jahrelang hat die Bahn als Staatliches Unternehmen mit Steuer Milliarden ihre vorzeige ICE Strecken gebaut und der rest wurde vernachlässigt. Selbst am Erfurter Hauptbahnhof ICE Knotenpunkt dauerte der Austausch des hinteren Fahrstuhls zu dem ICE Bahnsteigen Monate. die Rolltreppe zu den Bahnsteigen hatte in der Zeit auch gelegentlich Störungen, wurde zwar Zwischenzeitlich erneuert aber die Monteure sind regelmäßig im Einsatz. Selbst wenn die Bahn viele Milliarden extra bekommt wird sich in absehbarer Zeit wenig ändern, man kann die Fehlenden Modernisierungen der letzten Jahrzehnte nicht in kurzer Zeit aufholen.
Ilse vor 30 Wochen
So ist es ND-tauglich.
Man fühlt sich in der Misswirtschaft von Konzernen der sozialen Marktwirtschaft in der BRD angekommen, in Anlehnung an die ehemaligen DDR-Kombinate.
Cornelius vor 30 Wochen
Danke Ulf für diesen Kommentar! Ganz meine Meinung. Ein bisschen Gefühl für Niveau sollte jeder Journalist haben, auch wenn es sich "nur" um Zitate handelt 😉.