Medien OTZ stellt Teil der Zeitungsabos in Greiz auf E-Paper um

08. März 2023, 12:22 Uhr

Ab Mai erhält ein Teil der Abonnenten der "Ostthüringer Zeitung" im Kreis Greiz keine gedruckte Ausgabe mehr. Der Verlag reagiert damit auf gestiegene Kosten - und will nun beim Umstieg aufs E-Paper, der digitalen Zeitungsversion, helfen.

Ein Teil der Abonnenten der "Ostthüringer Zeitung" (OTZ) in und um Greiz erhält ab Mai nur noch die digitale statt der gedruckten Ausgabe. Wie die Zeitung in ihrer Ausgabe am Dienstag mitteilte, werden die Abonnements von rund 300 Leserinnen und Lesern in dieser Region auf E-Paper umgestellt.

5500 OTZ-Printabonnenten im Kreis Greiz

Diese 300 Abonnenten stellen dabei nur einen kleinen Teil aller Zeitungsleser der OTZ im Kreis Greiz dar. Nach Angaben der Informationsgesellschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (IVW), die so gut wie alle Auflagen der Zeitungen in Deutschland auflistet, gab es Ende 2022 im Kreis Greiz noch knapp 5500 Print-Abonnenten der OTZ. Dazu kamen rund 500 Abonnenten des E-Papers, der digitalen Version der Zeitung. Unabhängig davon baut die OTZ, wie viele alle andere Zeitungen auch, ein bezahlpflichtiges Abo-Modell für ihre Onlineangebote auf.

Mit der Umstellung reagiert der Verlag Funke Medien Thüringen nach eigenen Angaben auf die Preisexplosionen von Papier-, Produktions- und Zustellkosten. Davon sei vor allem der ländliche Raum betroffen. Dort müssten teils lange Strecken von Briefkasten zu Briefkasten zurückgelegt werden.

Auf Anfrage von MDR THÜRINGEN erklärte eine Sprecherin des Funke-Konzerns, zu dem die OTZ gehört, dass es aktuell keine weiteren Planungen gibt, in weiteren Gebieten der OTZ die Zustellung der Zeitung einzustellen. Sie sprach jedoch auch davon, dass die Zustellung besonders im ländlichen Raum sehr anspruchsvoll sei. Ein Pilotprojekt im Altenburger Land, mit einer Drohne Zeitungen zuzustellen, werde vorerst nicht weiterverfolgt.

Verband spricht von Weckruf für Zeitungsbranche

Einen vergleichbaren Fall habe es in Deutschland bisher noch nicht gegeben, teilte der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) mit. Der Leiter Verlagswirtschaft beim BDZV, Christian Eggert sprach von einem Weckruf für die gesamte Branche.

Verlag will bei digitalem Umstieg von Zeitung helfen

Die Mediengruppe sprach von einer schwierigen Entscheidung und will dem einschneidenden Schritt auch etwas Positives abgewinnen. Ziel sei es, den Landkreis Greiz zu einer Modellregion für die Digitalisierung des ländlichen Raums zu machen. Nils Kawig, der seit Oktober 2022 Chefredakteur der OTZ ist, erklärte dazu: "Der Journalismus und die Medienwelt sind im stetigen Wandel - jedoch nicht unser Anspruch an gut recherchierte Geschichten und eine Nähe zu unseren Leserinnen und Lesern".

Der Verlag kündigte an, Menschen, die das Internet bisher nur wenig genutzt haben, so gut wie möglich beim digitalen Umstieg zu helfen. Ab Ende März soll es demnach Schulungsangebote für Leserinnen und Leser geben.

Foto eines Mannes vor einem Computerbildschirm. Außerdem ein weißer Kreis mit einem gelben Verortungssymbol. 10 min
Bildrechte: MDR MEDIEN360G

Printauflagen sinken seit Jahren

Die Entwicklung in Ostthüringen kommt nicht völlig überraschend: In Deutschland gehen seit Jahren die Auflagen der gedruckten Zeitungen zurück. Vor allem auf dem Land ist die Zustellung von Zeitungen schwieriger geworden.

Einige Verlage hätten die Belieferung deshalb schon von eigenen Zustellern auf verlagseigene Postdienstleister übertragen, sagte Eggert vom BDZV. Das Ergebnis sei, dass die gedruckte Zeitung nicht mehr unbedingt frühmorgens, sondern erst später am Vormittag im Briefkasten liegt.

Neben der OTZ in Gera gehören die "Thüringer Allgemeine" in Erfurt und die "Thüringische Landeszeitung" in Weimar zu den Funke-Medien in Thüringen. Bisher waren diese Zeitungen in allen Regionen Thüringens als gedruckte Ausgabe zugestellt worden.

MDR (jn/rom)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 07. März 2023 | 13:00 Uhr

6 Kommentare

lk2001 am 09.03.2023

Das kann man so machen ... damit schließt man dann die letzten Treuen Leser aus. Denn gerade die jetzt noch Zeitung Analog lesen wollen das nicht Digital. Inwieweit die Politisch angehauchte Berichterstattung Sinn macht ... das ist eine andere Baustelle.

Dorfmensch am 08.03.2023

@Ralf G: Mir geht es auch so, auch wenn ich noch Leser der TLZ bin (wahrscheinlich nicht mehr lange). Für "Haltungsjournalismus" will ich mehr bezahlen, bevorzuge dafür richtige Informationen. Wenn man die Kinderseite liest, merkt man, dass schon die Jüngsten in die richtige Richtung gelenkt werden soll. Ganz zu schweigen von reißerischen Überschriften und zu vielen Schreibfehlern.
Als Leser mit landwirtschaftlichem Hintergrund erschrecke ich immer wieder über unsachliche Meldungen auf den vorderen Seiten über die Landwirtschaft, während auf den Regionalseiten gute Reportagen über diesen Bereich zu lesen sind. Großes Lob an die regionalen Journalisten!
Der Rückgang der Auflage vieler Printmedien ist m. E. in erster Linie auf die Informationsqualität und nicht auf die verstärkte Nutzung des Internets zurückzuführen. Jede Zeitung hat es m. E. in der Hand, hier gegen zu steuern.

Ralf G am 08.03.2023

Auch ich war einmal Abonnent, zwar nicht der OTZ, sondern der TLZ und habe 2018 den Vertrag gekündigt. So wie in den letzten Jahren vermutlich viele. Der Grund waren nicht die Kosten, sondern die "Haltung" der meisten Redakteure dieser Zeitung.

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