Erfurt Ehemaliges Klostergut in Alach wird Wohnanlage

16. April 2023, 15:05 Uhr

Ein Investor aus Hessen hat 2019 das ehemalige Klostergut im Erfurter Ortsteil Alach erworben. Jetzt rollen die Bagger - insgesamt sollen auf dem Gelände 18 Wohneinheiten entstehen und dem Ortskern neues Leben einhauchen.

Das Gelände ist von einem Bauzaun umgeben. Durch das Metallgitter hat man dennoch einen guten Blick auf das Klostergut - oder was davon noch übrig ist. Der linke Teil, da wo mal der Kapellenraum war, musste vor wenigen Wochen dem Bagger weichen. Vor dem Gebäude steht ein großer blauer Container. Daneben ein riesiger Steinhaufen - das waren mal die Mauern der Kapelle. "Die Steine verwenden wir wieder und die Portale sind schon beim Restaurator", sagt Theo Herrmann. Trotz aller Schwierigkeiten brennt der Projektentwickler aus Bad Homburg für das alte Kloster. "Einfach kann jeder" ist sein Motto, sagt er.

Ein schwieriges Projekt

Einfach war es bis hierher sicher nicht. Im vergangenen Sommer haben die archäologischen Ausgrabungen auf dem Gelände begonnen. Die haben nicht nur Zeit, sondern auch einen sechsstelligen Geldbetrag gekostet. Hinzu kommt, dass es für das Grundstück keinen ausreichenden Stromanschluss gibt. E-Ladesäulen und Wärmepumpen sind vorgesehen und die Straße vor dem Kloster wurde eigentlich erst saniert. "Aber keiner hat gedacht, dass hier mal jemand baut", sagt Herrmann. Und jetzt reicht der "Saft" nicht.

"Wir müssen die Kosten für die Erschließung natürlich selbst tragen und damit letztendlich auch die künftigen Käufer", erklärt Herrmann. Rund 4.000 Euro soll der Quadratmeter Wohnfläche kosten. Zur Wahl stehen insgesamt 18 Wohneinheiten. Neben Eigentumswohnungen im ehemaligen Klostergebäude gibt es drei Neubauten: Einen Winkelbau vor dem Kloster, einen Neubau mit Reihenhäusern und ein neu errichtetes Doppelhaus. Dazwischen soll es viele Grünflächen, Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und Kinderwägen sowie Autostellplätze geben.

Die ersehnte Rettung für das Klostergut

Besonders junge Familien sollen mit dem Projekt angesprochen werden. "Wir haben wirklich viele Anfragen nach Häusern und Grundstücken", sagt der stellvertretende Ortsteilbürgermeister von Alach, Guido Vogel. Der Ortsteilrat war froh, als er von dem Projekt erfahren hat. Seit Mitte der Neunziger stand das Klostergut leer und war dem Verfall überlassen. "Wir als Ortsteilrat konnten wenig machen, weil das Anwesen immer in Privatbesitz war", erklärt Vogel.

Vor einigen Jahren hatte der Ortsteilrat aber zumindest eine Notsicherung angestoßen. Dennoch war das Gebäude so stark beschädigt, dass zumindest ein Teil abgerissen werden musste. Von Bürgern aus dem Ort aber auch aus Erfurt kamen deshalb einige Beschwerden, auch über die sozialen Medien. "Das sind eben die, die es immer besser wissen", sagt Vogel. "Über den Abriss sind wir natürlich auch traurig. Aber es ist toll, dass sich jetzt jemand um das Kloster kümmert und der historische Kern von Alach wiederbelebt wird", so Vogel.

Laut Theo Herrmann war der Abriss unvermeidbar. "Bei jeder Begehung waren wieder neue Teile der Kapelle eingestürzt", so der Projektentwickler. Dennoch soll der sanierte Bau am Ende dem ursprünglichen Kapellengebäude sehr nahekommen.

Angenehme Wohnatmosphäre

Rund neun Millionen Euro beträgt die Gesamtinvestitionssumme. Auf der Baustelle arbeiten laut Herrmann nur regionale Firmen. Auch das verantwortliche Architekturbüro hat seinen Sitz in Erfurt. Bis Ende 2024 soll zumindest der Großteil fertig sein und die ersten Bewohner einziehen können. Vor ein paar Wochen hat der Verkauf der Wohneinheiten begonnen.

Noch gibt es laut Herrmann die Möglichkeit, eine der Wohneinheiten zu erwerben. Zwischen 100 und knapp 130 Quadratmetern sind die Wohnflächen groß - teilweise mit kleineren oder größeren Gartengrundstücken. "Ich möchte hier einfach was schaffen, was den Menschen Freude macht - eine angenehme Wohnatmosphäre", sagt Theo Herrmann abschließend.

MDR (anh/dr)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 14. April 2023 | 18:40 Uhr

1 Kommentar

Lyn am 16.04.2023

4000€ pro qm, heißt eine 100qm Wohnung kostet 400.000€.
Sehr teure Eigentumswohnungen, für normale Familien kaum bezahlbar. Aber sicher wird es gut betuchte Käufer geben.
Ich würde dann gern erfahren, wie es nach Fertigstellung aussieht. Wird bestimmt toll, eben nichts für Normalos.

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