![Plattenbau von außen | Bildrechte: MDR/Bobo Mertens Plattenbau von außen](https://cdn.mdr.de/index-transparent_h-3_w-4_zc-a5bfe475.gif)
Mieterrechte Anwohner verzweifeln an Zuständen in Erfurter Wohnhaus
Hauptinhalt
27. November 2023, 19:04 Uhr
Es ist der Albtraum für die meisten Mieter: Dreck in den Hausfluren, kaputte Briefkästen und Schimmel in der Wohnung. Diese und weitere Vorfälle häufen sich in einem Mehrfamilienhaus in Erfurt-Herrenberg. Nach Ansicht der Mieter unternimmt die Hausverwaltung zu wenig in dem Plattenbau.
Es könnte so schön sein in der Tungerstraße 2 im Erfurter Südosten. Aus den oberen Etagen des elfstöckigen Hauses hat man einen fabelhaften Blick über das hügelige Erfurter Umland. Viele Bäume und grüne Wiesen säumen den Bau aus den 80er-Jahren. Wäre da nicht der Zustand des Hauses.
Verschmutzte Flure und fehlende Hilfe
Vor knapp zwei Wochen haben wir in der Redaktion von MDR THÜRINGEN einen Brief erhalten. Der Inhalt: eine lange Liste von Missständen in den Wohnungen und Hausfluren des Gebäudes. Von Vandalismus war die Rede, von Verwahrlosung und von Verzweiflung.
"Das letzte Wochenende standen wir vier Tage ohne Heizungsanlage da", berichtet eine Anwohnerin, die nicht namentlich genannt werden möchte. "In den letzten Jahren hat es sehr oft im Haus gebrannt. Dann kommt noch dazu, dass die Hausflure sehr verschmutzt sind. Es wird in die Flure gepinkelt und reingeschissen."
Die Frau ist besorgt über die Zustände im Haus. Die zweifache Mutter möchte mit ihren Kindern nicht weiter unter diesen Umständen leben. Das Immobilienunternehmen TAG Wohnen komme seinen Pflichten seit mehreren Jahren nicht nach, so der Vorwurf von ihr und anderen Mietern. Sie hätten sich mehrfach bei der Hausverwaltung beschwert, jedoch ohne Erfolg. Man werde, so der Tenor, im Stich gelassen.
Seit zwölf Jahren sind so viele Menschen ein- und ausgezogen, da braucht man sich nicht wundern, weil hier in den Wohnungen nichts gemacht wird.
Die TAG selbst hat MDR THÜRINGEN auf Anfrage mitgeteilt, dass ihr derzeit kein konkreter Fall von Beschädigungen und Beschmutzungen im Haus vorliege. Mit der Präsenz des Hausmeister-Teams verzeichne man eine Verbesserung der Situation.
Zwölf Jahre Schimmel im Bad
Dennis Gille wohnt seit 2011 Jahren in der Tungerstraße. Er sieht die Situation anders. Seitdem er eingezogen ist, schimmelt es in seinem Badezimmer. Dass die Verwaltung seitdem nichts getan hat, versteht er nicht. "Seit zwölf Jahren sind so viele Menschen ein- und ausgezogen, da braucht man sich nicht wundern, weil hier in den Wohnungen nichts gemacht wird", sagt Gille.
Welche Rechte haben Mieter?
Was also tun, wenn im eigenen Mietshaus die Lebensqualität eingeschränkt ist? Jutta Hartmann vom Deutschen Mieterbund empfiehlt, die Miete zu mindern. Sobald ein Mieter einen Mangel bei der Vermietung angezeigt habe, könne man die Miete mindern.
Dazu müsse keine Frist vergehen und auch kein Verschulden des Vermieters vorliegen. Wichtig sei, dass Mängel, die nicht vertragsgemäß sind, dem Vermieter oder der Hausverwaltung mitgeteilt würden.
Einen kleinen Trost gibt es für die Anwohner in der Tungerstraße. Ab Anfang Dezember soll es im Haus umfassende Malerarbeiten geben.
MDR (bm/sar)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 27. November 2023 | 19:00 Uhr
Niemann vor 34 Wochen
Das Mietrecht in Deutschland ( auch in anderen Ländern) ist schon eine famose Sache. Die Rechte der Mieter werden ständig gestärkt aber die der Vermieter runtergefahren. Zumeist dauert es Jahre bis es einem Vermieter gelingt Mietnomaden loszuwerden, aber anschließend hat er auch noch ein zerstörtes Wohneigentum und bleibt sogar noch auf den Gerichtskosten sitzen. Besser ist es schon Mietwohnungen an die Kommune zu verkaufen (oder zu vermieten unter entsprechenden Bedingungen) die dann flugs die Wohnungen an Ankömmlinge in den Einreisestaat vergibt und dann muß die Schäden wenigstens nicht der Vermieter sondern der Steuerzahler tragen. Und selbst wenn es keine Herbeigeeilten sind gibt es genügend Mieter die das ihnen anvertraute Eigentum nicht achten und sorglos oder vorsätzlich schlecht damit umgehen und verkommen lassen. Ich weiß von was ich Rede weil ich selbst mal in so einer Umgebung wohnen mußte. Der Weg zum Eigenheim wird außerdem vom Staat vorsorglich immer mehr verbaut.
nasowasaberauch vor 34 Wochen
Die Platte in der DDR heiß begehrt und heute ein Ort der Verwahrlosung. Überall ist das so nicht zu finden, aber wo sich die Abgehängten häufen ist es für die Anständigen kaum auszuhalten. Wer alimentiert wird und sich nicht wie ein Mensch benehmen kann gehört unter die Brücke, der Staat ist zu nachsichtig.
Welt am Draht vor 34 Wochen
Es lebe der Sarkasmus.
Btw., hatte zu DDR-Zeiten am Moskauer Platz in einem Hochhaus gewohnt. Auch damals schon gab es Zeitgenossen, denen der Unterschied zwischen Bad/Toilette und Aufzug bzw. Treppenhaus nicht bekannt war.