Praktikum Wie der 17-jährige Claas aus Erfurt in einer Schule in Kenia mithalf

16. Juli 2023, 05:00 Uhr

Vier Wochen hat der 17-jährige Claas Thost aus Erfurt in Kenia verbracht. Der Waldorfschüler hat an einer gemeinnützingen Schule in Mombasa ein Praktikum absolviert. Zurückgekehrt ist er mit einer Menge Eindrücken und einem klaren Wunsch für die Zukunft.

Claas Thost hat es schon einmal in die weite Welt verschlagen. Der 17-Jährige war bereits für ein Auslandsjahr in den USA unterwegs. Afrika aber hat er so zuvor noch nie gesehen. Und allein war er schon gar nicht in einem sich entwickelnden Land unterwegs. "Allein die Fahrt vom Flughafen in die Schule war sehr beeindruckend."

Seine Mutter war es, die Claas auf die Idee gebracht hat, sein Schülerpraktikum in der elften Klasse in Mombasa zu verbringen. Seit Jahren engagiert sich die Mutter in einem Klettbacher Verein. Educaid-Kenya e.V. hat in der kenianischen Hafenstadt eine Non-Profit-Schule, also eine gemeinnützige Schule, aufgebaut. Viele der inzwischen rund 500 Kinder werden durch Stipendien Deutscher unterstützt.

Die Menschen dort haben teils schreckliche Schicksale und trotzdem geben sie alles. Sie haben ein großes Herz.

Claas Thost

Auch Claas' Familie hat dort ein Patenkind. Auch das hat der Schüler in seiner Zeit in Mombasa getroffen. "Ich bin herzlich in Empfang genommen worden." Und das nicht nur für den Moment. "Die Menschen dort haben teils schreckliche Schicksale und trotzdem geben sie alles. Sie haben ein großes Herz."

Unterstützung im Deutschunterricht

Claas kam im Schulgebäude unter. In der Educaid Academy gibt es ein Zimmer, reserviert für Praktikanten. Allerdings: Ein Schüler so jung wie Claas, wurde dort bisher noch nicht beherbergt.

Im Schulalltag hat sich der Abiturient eingebracht. "Ich habe hauptsächlich der Deutschlehrerin geholfen. Sie geht gerade auf die Uni und lernt selber Deutsch, um es dann weiterzugeben. Ich habe sie im Unterricht unterstützt."

Aber auch bei den Hausaufgaben, in den Pausen, beim Sport und sogar in der Küche wurde Claas eingesetzt. In Deutschland ist man glücklich über das Engagement. "Claas hat sich wunderbar in der Schule eingebracht. Das ist für ihn, aber auch die Schule ein großer Gewinn", sagt der Chef des Educaid-Kenya-Vereins, Gerd Keßler.

Die Sprachbarriere war nur ab und an ein Problem. "Immer dann, wenn die Kinder vergessen haben, dass ich kein Suaheli spreche, dann saß ich etwas verloren da. Verständigt haben wir uns aber normalerweise auf Englisch."

Ich habe hauptsächlich der Deutschlehrerin geholfen [...] und sie im Unterricht unterstützt.

Claas Thost

Schulbildung für afrikanische Kinder

An die Sicherheitssituation habe sich Claas erst gewöhnen müssen. "Die ersten zwei Wochen war ich schon sehr nervös." In einem armen Land wie Kenia würden Weiße per se als reich angesehen. Er und seine Familie hätten die Gefahr gesehen, Opfer eines Überfalls zu werden. "Aus Sicherheitsgründen habe ich das Schulgelände nie allein verlassen."

Claas hat Erfahrungen gesammelt: "Ich musste allein viele wichtige Entscheidungen treffen. Das hat mich im Leben weitergebracht", resümiert der junge Mann. Lehrer möchte er nach seinem Praktikum zwar nicht werden, "lieber etwas Kaufmännisches machen".

Aber für ihn steht fest: "Wenn ich einmal finanziell auf eigenen Beinen stehe, dann setze ich mich für eine Organisation wie Educaid Kenya ein. Ich habe gesehen, wie glücklich man eine Familien machen kann, wenn man nur ein Kind in seiner Schulbildung unterstützt. Das hat mir das Herz geöffnet."

MDR (dvs)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 16. Juli 2023 | 18:35 Uhr

7 Kommentare

Freies Moria am 16.07.2023

Weniger besitzen macht glücklicher, das ist doch eine gute Erkenntnis die man mit nach Deutschland für sein Leben mitnehmen kann.
Denn Glück kann man einfach so vermehren, da gibt es kein Formular, keine Vorschriften und keine Politik - es genügt, sein Gegenüber ernstzunehmen und ihm wohlzuwollen.

randdresdner am 16.07.2023

Das macht doch nichts. Niemand ist gezwungen sich sozial zu engagieren. Was aber schade ist, dass Sie (gerade mit ihrem riesigen Engagement in der Vergangenheit) mit Ihren Worten diese wichtige Arbeit anderer versuchen schlecht zu reden.

DanielSBK am 16.07.2023

Ich war bei der Bundeswehr, danach trotzdem nochmal "Bufdi" beim DRK, dann bin ich lizenzierter Funkamateur und könnte auch sofort bei der Freiwilligen Feuerwehr oder THW in den Kommunikations/Fernmelde-Zug eintreten (....werden gesucht, quasi Fachkräfte...) tue ich aber nicht ..... weil ich's kann. Passt nicht in Ihr Weltbild stimmts. Ich mache für diesen Staat gar nix mehr, weil der Staat auch nichts für mich macht. So einfach ist das.

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