Eine Frau zeigt einer anderen Frau etwas auf einer Landkarte.
Die Geschäftsführerin der Südharz Kali AG Babette Winter (r.) zeigt auf einer Karte das Bergbaugebiet. Bildrechte: MDR/ Marie-Theres Engemann

Bergbau Pläne für neues Bergwerk im Eichsfeld werden konkreter

12. Oktober 2023, 16:01 Uhr

Im Ohmgebirge im Eichsfeld will der Bergbauentwickler Südharz Kali ein neues Bergwerk bauen. Die Pläne dazu werden immer konkreter. Auf welchem Stand diese sind, haben wir für Sie zusammengetragen.

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Was sieht der Plan vor?

Die Pläne für ein neues Bergwerk im Ohmgebirge im Eichsfeld nehmen Gestalt an. Der Bergbauentwickler Südharz Kali hat sie am Mittwochabend in Leinefelde vorgestellt. Den Angaben zufolge sollen die entsprechenden Unterlagen bis Ende des Jahres beim Landesverwaltungsamt eingereicht werden. Dann könne die Umweltverträglichkeit geprüft werden.

Arbeiter treiben eine Tiefbohrung zur Erkundung der Kalilagerstätte unter dem Ohmgebirge am nördlichen Rand von Worbis voran
Arbeiter treiben eine Tiefbohrung zur Erkundung der Kali-Lagerstätte unter dem Ohmgebirge am nördlichen Rand von Worbis voran. Nun soll das Bohrungsgebiet Küllstedt erkundet werden. (Archivfoto) Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Martin Schutt

Was sieht der Plan vor?

Die Unterlagen sehen dem Unternehmen zufolge zwei mögliche Wege vor: Zum einen könnte bei Bernterode die bestehende bergbauliche Infrastruktur genutzt werden. Alternativ könne bei Haynrode ein neuer Schachtzugang geschaffen werden.

Außerdem sei ein Industriegebiet in Leinefelde als Standort für die Rohsalzaufbereitung und für Transport und Logistik möglich. Durch das Schienennetz und die Autobahnanbindung sei die Infrastruktur gut geeignet für das Vorhaben.

Was hat Kali Südharz bisher auf den Weg gebracht?

Das Ohmgebirge gilt als die größte Kaliressource in Westeuropa. Bereits vor drei Jahren hatte sich das Unternehmen dazu entschieden, in der Region wieder Kali-Salz zu fördern. Im letzten Jahr wurden im Ohmgebirge entsprechende Probebohrungen durchgeführt, um das Kali-Vorkommen in der Region zu untersuchen.

Seit Februar dieses Jahres wird der Umweltzustand der Umgebung umfassend untersucht und die Landschaft mit ihrer Flora und Fauna kartiert. Mit diesen Daten gehe Kali Südharz nun in die Regionalplanung und in das Genehmigungsverfahren.

Mehrere Menschen sitzen während einer Pressekonferenz in einem Raum.
Die Pläne für ein neues Bergwerk im Ohmgebirge wurden am Mittwoch vorgestellt. Bildrechte: MDR/ Marie-Theres Engemann

Wie geht es mit dem Vorhaben für ein Bergwerk nun weiter?

Aktuell befindet sich das Vorhaben mitten in der Machbarkeitsstudie. Weitere Studien zu Energieversorgung, zu Infrastruktur, Logistik und Bahnanschluss stehen kurz vor dem Abschluss, erklärte Geschäftsführerin Babette Winter. Die entsprechenden Unterlagen dafür will Südharz Kali bis zum Ende des Jahres beim Landesverwaltungsamt vorlegen.

Im kommenden Jahr wolle Südharz Kali dann das Planfeststellungsverfahren mit allen Gutachten vorbereiten. Je nachdem, ob oder wann die Thüringer Behörden das Vorhaben genehmigen, könne dann das Bergwerk frühestens ab 2026 gebaut werden. 500 Arbeitsplätze sollen dort entstehen und die Aufbereitung im neuen Bergwerk soll weitestgehend mit Strom erfolgen und damit klimaschonend und nachhaltig sein.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Kali-Bergwerken solle es auch keine dauerhafte Abraumhalde geben - das Material würde in die unterirdischen Hohlräume zurückgebracht. Die Investitionssumme beläuft sich den Angaben nach auf ungefähr 600 Millionen Euro.

Was sagen die Menschen in der Region zu den Plänen?

Das Interesse an dem Vorhaben ist groß. Unter den Fürsprechern sind viele ehemalige Kali-Bergleute aus Bischofferode. So sagt etwa Günter Henkel, der im Alter von 16 Jahren in der Grube Bischofferode angefangen hatte: "Mein Phantomschmerz aus dem Jahre 93 der wirkt noch immer. Der ist noch immer da. Wie man uns behandelt hat und wie wir aus dem Rennen genommen wurden. Da es nun mehr seit 2022 ein Konsortium von Südharz Kali gibt, die den Bergbau hier in der Südharzregion wieder beleben wollen, das war für mich ein freudiges Erlebnis. Das ist eine ganz, ganz tolle Angelegenheit, wenn sie denn zum Tragen kommt, worauf ich natürlich sehr hoffe."

Menschen stehen mit Portestschildern vor dem Eingang des Kalibergwerks Bischofferode im Eichsfeld
1993 protestierten die Arbeiter in Bischofferode gegen die Schließung des Bergwerks. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Ein Herr äußerte Bedenken, wie man die 500 geplanten Arbeitsplätze denn besetzen wolle, schließlich hätten jetzt schon viele Betriebe Schwierigkeiten, Fachkräfte zu gewinnen. Auch seine Skepsis in Bezug auf die Frischwasserzulieferung und das Landschaftsbild sprach er an.

Obwohl Zuspruch und Hoffnung der Menschen groß sind und viele den Bergbau in der Region haben wollen, glauben viele noch nicht daran, dass der Bergbau auch tatsächlich wieder ins Eichsfeld zurückkommt.

Lagerhallen der ehemaligen Werkstatt des Kaliwerks 30 min
In der ehemaligen Werkstatt des Kaliwerks hatte der ehemalige Bürgermeister und Kalikumpel Helmut Senger einen Metallbaubetrieb gegründet und einige Kollegen eingestellt. Nach seinem Ruhestand wurde das Unternehmen verkauft. Doch der Nachfolger meldete Insolvenz an. Heute sind hier Lagerhallen. Bildrechte: MDR/Steffi Springer

Mehr zur Schließung des Kalibergwerkes in Bischofferode

Kalikumpel 9 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

MDR (jn)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 12. Oktober 2023 | 19:00 Uhr

1 Kommentar

kleinerfrontkaempfer vor 28 Wochen

Gut wenn das so klappt!
Und wieder mal ein anschauliches Beispiel wie Kapitalismus/Marktwirtschaft funktioniert.

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