Kita "Schlossparkspatzen" in Sondershausen
Der fehlende Sichtschutz am Zaun ist ein Kritikpunkt von Eltern und Erziehern. Bildrechte: MDR/Armin Kung

Kyffhäuserkreis Streit um Kita in Sondershausen: Stadt geht nach Boykott-Aufruf auf Eltern zu

28. Oktober 2023, 19:40 Uhr

Im Streit um den Kindergarten "Schlossparkspatzen" will die Stadt Sondershausen nun auf die Eltern zugehen. Diese hatten unter anderem die mangelnde Privatsphäre in der umgebauten Biblitohek kritisiert und zu einem Boykott aufgerufen. Die neue Tagesstätte dient als Ersatz für andere Kitas, die künftig saniert werden sollen.

In Sondershausen im Kyffhäuserkreis gibt es Streit um einen neu gebauten Kindergarten für fast drei Millionen Euro. Hintergrund ist nach Angaben der Stadt Protest von Eltern. Sie wollen ihre Kinder nicht in die neue Kita "Schlossparkspatzen" schicken, da es aus ihrer Sicht zahlreiche Mängel an dem neuen Kindergarten gibt. Ursprünglich sollte die Kita am 1. November eröffnen. Dieser Termin wird laut Stadt aber nun verschoben.

Kita "Schlossparkspatzen" in Sondershausen
Die Kita "Schlossparkspatzen" befindet sich in einem ehemaligen Bibliotheksbau. Die vollständige Einsehbarkeit der Gruppenräume ist ein Kritikpunkt an dem Gebäude. Bildrechte: MDR/Armin Kung

Eltern kritisieren neue Kita

Eine Elternvertreterin sagte MDR THÜRINGEN, fast alle Eltern der 75 Kinder würden den Boykott unterstützen. Sie kritisieren mehrere Punkte an der neuen Kita. Zum Beispiel, dass es keine Privatsphäre für die Kinder auf dem offenen Gelände gebe. Die Gruppenräume seien durch bodentiefe Fenster frei von außen einsehbar. Einen Sichtschutz gebe es nicht. Außerdem seien die Parkplätze zu eng, um Kinder aus dem Auto heben zu können.

Zudem hätten Eltern den giftigen Stechapfel auf dem Kita-Gelände entdeckt, und es gebe es zu wenig Bäume oder Hecken, der Zaun sei zu niedrig. Wiederholte Gespräche zwischen Stadtverwaltung und Elternvertretern hätten zu keiner Lösung geführt. Die Eltern wollen derzeit auch im Januar ihre Kinder nicht einziehen lassen.

Stadt Sondershausen geht auf Eltern zu - Kritik an Spielgeräten zurückgewiesen

Wie Stadtsprecherin Janine Skara MDR THÜRINGEN sagte, will die Stadt den Eltern entgegenkommen. So sollen die großen Fenster des Gebäudes zum Teil beklebt und innerhalb der Räume Rückzugszonen gestaltet werden. Für den Kleinkindbereich werde zudem ein großer Sichtschutz am Zaun installiert, sagte Skara. Außerdem sollen spätestens im Frühjahr auch grüne Hecken für Sichtschutz sorgen.

Auch der Forderung nach besseren Parkplätzen soll nachgekommen werden. Kritik an den Spielgeräten weist die Stadtverwaltung jedoch zurück. Diese seien auf Wunsch der Kitaleitung "Anne Frank" ausgesucht worden. Auch ein höherer Zaun könne nicht installiert werden. Der Zaun würde bereits jetzt über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen.

Kita "Schlossparkspatzen" in Sondershausen
Eltern und Erzieher vermissen unter anderem Kletter- und Schaukelmöglichkeiten. Bildrechte: MDR/Armin Kung

Der giftige Stechapfel auf dem Kitagelände soll entfernt werden, so die Stadt. Eine Sprecherin des Thüringer Bildungsministeriums sagte MDR THÜRINGEN, dass keine der Forderungen gegen die Betriebserlaubnis sprechen.

Kindergarten-Umzug für Januar 2024 geplant

Laut Stadt sollen im Januar 2024 dann 75 Kinder der Kita "Anne Frank" in den neuen Kindergarten in der Innenstadt umziehen. Seit dem Baustart im Januar wurde die ehemalige Bibliothek zu einer modernen Kindertagesstätte saniert.

Der Bau der Kita hat "Schlossparkspatzen" hat rund 2,8 Millionen Euro gekostet. In dem Gebäude wurden PV-Anlagen, Fußbodenheizung und moderne Lufttechnik integriert. Die neue Tagesstätte dient als Ersatz für andere Kitas, die über einen langen Zeitraum hinweg saniert werden sollen.

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MDR (aku/cfr)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 27. Oktober 2023 | 17:30 Uhr

3 Kommentare

goffman vor 26 Wochen

Den Wunsch nach einem Sichtschutz verstehe ich nicht. Kinder sollten eher sichtbarer als Teil unserer Gesellschaft gemacht werden. Ich glaube auch nicht, dass es wünschenswert ist, Kindern Verschlossenheit und Abkapselung vorzuleben.

Ein bisschen mehr Natur wäre freilich schön.

DIT vor 26 Wochen

Das Verhalten der Eltern von grober Unkenntnis geprägt: Die bodentiefen Fenster ermöglichen es den Kindern, die Umwelt zu beobachten. Zudem schützt Transparenz vor Missbrauch.

Für die Zaunhöhe gibt es Normen. Entweder er ist hoch genug oder nicht.

Es ist zu hoffen, dass der Träger nicht vor der von fehlender Sachkunde getragenen Kritik einknickt.

Im Übrigen: Es gibt keine Kindergartenpflicht in Deutschland. Wem die Angebote nicht passen, soll sein Kind zu Hause, ggf. durch eine Tagesmutter, betreuen lassen.

Ralf G vor 26 Wochen

Der Anbieter einer Dienstleistung hat sich nach den Wünschen seiner Kunden zu richten.
Die Eltern sollten sich durchsetzen.

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