Konzert Nach 30 Jahren zurück auf der Bühne: Yogas nostalgische Rückkehr in Bleicherode
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03. Juni 2023, 12:48 Uhr
Die einstige Amateurband Yoga kehrt für ihre Wiedervereinigung auf die Bühne zurück, gefilmt für eine MDR-Dokumentation. Die Bandmitglieder und das Kamera-Team feierten am Freitagabend mit hunderten Fans auf dem Festplatz in Bleicherode.
Michael Krusche sitzt am Rand einer Bühne im Kulturhaus Bleicherode. Vor über 40 Jahren spielte er auf diesen Brettern sein erstes "Yoga"-Konzert. Ein Talentwettbewerb war der Geburtsort für die Nordthüringer Amateurband, aus der später die überregional bekannte Gruppe "Emma" hervorgehen sollte.
Vorbereitungen für die Aufzeichnung des Konzerts
Neben Krusche sitzt Ralf Kirchner und spielt Gitarre. Eine Kamera und mehrere Mikrofone sind auf die Beiden gerichtet. Der Regisseur Tim Evers hat die beiden Weggefährten für einen Dokumentarfilm wieder zusammengebracht. Evers will die Zeit der DDR-Amateurbands wiederbeleben.
Dazu porträtiert er für den MDR-Film mehrere Bands aus Ostdeutschland: "Die typische DDR-Amateurband der achtziger Jahre bastelt viel selbst. Die muss improvisieren. Die bauen sich Verstärker selber. Die bauen sich Lichtanlagen aus Backformen. Die treten bei Jugendtanzabenden auf. Man guckt letztlich auch immer auf die DDR dabei. Diese jungen Menschen durften ja auch als Amateurmusiker nicht einfach auftreten, sondern mussten sich regelmäßig 'einstufen' lassen", sagt Evers.
Einstufungen der Amateurmusik zu DDR-Zeiten
"Yoga"-Gitarrist Ralf Kirchner erinnert sich an die Einstufungen. Ein System, was für eine hohe Qualität in der DDR-Amateurmusik sorgte, aber auch kritische Texte aussortierte. "Yoga" erhielt später sogar die höchste Klasse, die "Sonderstufe". "Wir mussten ein Konzert vor einem fast leeren Saal spielen, nur eine Kommission vor der Nase. Das war schon hart", sagt Ralf Kirchner.
Wir mussten ein Konzert vor einem fast leeren Saal spielen, nur eine Kommission vor der Nase. Das war schon hart
Mit unzähligen Konzerten im Nordthüringen der 1980er-Jahre baute sich "Yoga" eine Fan-Gemeinde auf.
Zerfall der Band nach einem Streit
Erst 1989, als Deutschland sich wiedervereinte, zerbrach "Yoga". Nach einem Streit beim FDJ –Pfingsttreffen in Berlin, verließen Michael Krusche und Sängerin Silke Hellmund die Band. Trotz des Zerfalls verlor die Band "Yoga" nie ihren Geist.
Mit neuen Musikern und Coversongs von Punkbands, wie den "Toten Hosen" und "Die Ärzte", blieben sie bei den Fans lebendig. Nun, Jahrzehnte später, erinnern sie an ihre Wurzeln und feiern ihre Wiedervereinigung auf der Bühne. Zumindest für einen Abend.
Abschlusskonzert zu den Dreharbeiten
Hunderte Menschen strömen am Freitagabend auf den Festplatz, wenige Meter entfernt vom Kulturhaus Bleicherode. Die Gäste wollen sich an ihre Jugend erinnern, alte Gesichter wiedersehen und einen sommerlichen Konzertabend genießen. "Yoga"-Gründer Michael Krusche ist aufgeregt:
Also ich bin total geflasht, muss ich sagen. Ich habe so viele Leute hier getroffen, die ich die 30 Jahre nicht mehr gesehen habe.
Gegen halb acht steigen Michael, Ralf und Silke wieder zusammen auf die Bühne. Michael ruft "Hallo Bleicherode" ins Mikrofon. "Hallo Yoga" schallte es zurück.
Fans fordern "Yogaben" zum Abschluss
Zwei Stunden lang spielen sie die alten Hits. Pink Floyd, BAP oder Guns n' Roses. Immer dabei: Kameras, die den Konzertabend für den Film festhalten.
Die Zugabe-Rufe bei einem "Yoga"-Konzert heißen "Yogabe". Fünf "Yogaben" spielt die Band zusätzlich. Bis Silke, Michael und Ralf sich schließlich ein letztes Mal einhaken und vor dem Publikum verbeugen.
MDR-Dokumentation zu Amateurbands in der DDR Die MDR-Dokumentation über Amateurbands in der DDR erscheint am 29. Oktober um 20:15 Uhr
MDR (jw)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Morgen | 03. Juni 2023 | 07:20 Uhr