Protestaktion Arbeitsverhältnisse an Uni Jena: Studenten und Doktoranden protestieren auf Campus

15. Juni 2023, 17:19 Uhr

Gegen die Arbeitsverhältnisse an der Friedrich-Schiller-Universität Jena haben am Donnerstag studentische Beschäftigte, Studenten und Doktoranden protestiert. Eigentlich war nur ein Infostand der Gewerkschaft Verdi und keine Kundgebung geplant.

Rund 100 studentische Beschäftigte, Studierende und Doktoranden der Friedrich-Schiller-Universität (FSU) in Jena haben am Donnerstag vor der Uni gegen prekäre Arbeitsverhältnisse protestiert. Die Studentinnen und Studenten fordern einen Tarifvertrag für die wissenschaftlichen Mitarbeiter, der gerechte Entlohnung und längerfristige Arbeitsverträge garantiert. Für den Herbst kündigten sie Streiks an.

Unsicherheit aufgrund der Sparpläne der Universität Jena  

Die Protestierenden wenden sich vor allem gegen sogenannte Kettenverträge, also eine Folge sehr kurz befristeter Arbeitsverträge. Nach Meinung der Nachwuchswissenschaftler würde eine bessere Planbarkeit der eigenen Beschäftigung auch die wissenschaftliche Qualität stärken. Eine studentische Beschäftigte hing während des Protestes ihren neunfachen Kettenvertrag an die Uni-Hausfassade.

Zudem verschärfen die aktuellen Sparpläne von Thüringens größter Universität die Unsicherheit für viele Hochschulbeschäftigte. Zumal die Universitätsleitung ihrer Meinung nach unzureichend mit den Betroffenen kommuniziere. Nach Angaben der Tarifinitiative TVStud würde der von ihnen geforderte Tarifvertrag rund 1.500 studentischen Uni-Beschäftigten zu Gute kommen.

Verbot von Verdi-Infostand führte zu Protest

Ursprünglich war am Donnerstag gar keine Kundgebung, sondern nur ein Infostand der Gewerkschaft Verdi geplant. Mit dem lautstarken Protest und den Reden reagierten die Betroffenen darauf, dass die Friedrich-Schiller-Universität zuvor mitgeteilt hatte, auf ihrem Gelände keinen Infostand zu erlauben. Gewerkschaft und Studierende kritisierten dieses Verbot scharf. Sie wichen dabei auf städtischen Grund vor den Universitätsgebäuden am Ernst-Abbe-Platz aus.

Universität gibt sich selbstkritisch

Eine Sprecherin der Universität teilte auf MDR THÜRINGEN-Anfrage mit, die Absage sei rein formaljuristisch erfolgt. Denn nicht Universitätsangehörige, sondern eine externe Verdi-Vertreterin habe den Infostand angemeldet. Externe Gewerkschaftsaktionen würden jedoch nur einmal im halben Jahr gestattet - demnach erst wieder in zwei Wochen. Die Sprecherin räumte jedoch ein, dass die Absage nicht gut gelaufen sei und sagte, dass die Universität das Gespräch mit den Beteiligten suchen werde.

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Glas wird geschmolzen. Die Entwicklung neuer Glaswerkstoffe ist bislang ein zeit- und energieaufwändiger Prozess. Bildrechte: Jens Meyer/Uni Jena

MDR (kah/jn)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 15. Juni 2023 | 19:00 Uhr

6 Kommentare

Anni22 am 17.06.2023

Hier muss man mal was auseinander halten. Studentisch Beschäftigte, also Studenten, die einen Nebenjob ausüben sind naturgemäß nur befristet an der Uni (man ist ja nur 3 oder 5 Jahre Student) und Diese werden folglich auch nur Projektbezogen beschäftigt.
Wer dauerhaft an einer Uni tätig sein will, braucht auch ein Planstelle.

kalliope am 16.06.2023

Honorarkräfte bekommen nur Vergütung pro unterrichteter Stunde, werden nicht für Vor- und Nachbereitung, Prüfungen, Korrekturen, Studentenbetreuung und den ganzen Verwaltungskram bezahlt, den sie natürlich trotzdem erledigen müssen. Haben keinen Arbeitsvertrag bei der Uni, sind nicht sozialversichert, kein Verdienst bei Krankheit. Arbeiten das komplette Semester im Voraus unvergütet, Bezahlung insgesamt erst am Ende des Semesters. Jedes Semester muss der Lehrauftrag für sie neu beantragt werden, erst kurz vor Semesterbeginn erhalten sie offiziell Bescheid, ob er genehmigt wurde. Ausbeutung pur.

Jan Will am 16.06.2023

Es macht mich immer wieder fassungslos, wie das LAND THÜRINGEN an seinen eigenen Universitäten und Hochschulen mit Beschäftigten umgeht. ------ Die selben Thüringer Politiker kritisieren prekäre, unsichere Jobs in der Wirtschaft. Weshalb eigentlich?

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