Reserve Erstaufnahme für Hunderte Flüchtlinge in Hermsdorf nicht in Betrieb: Landkreise empört

15. Dezember 2022, 19:03 Uhr

Die Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge in Hermsdorf im Saale-Holzland-Kreis geht nicht wie geplant in Betrieb. Die Unterkunft soll als Reserve dienen. Die Thüringer Landkreise reagieren mit Befremden auf die Ankündigung.

Die Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge in Hermsdorf im Saale-Holzland-Kreis hat am Donnerstag nicht wie geplant den Regelbetrieb aufgenommen. Wie das Migrationsministerium MDR THÜRINGEN mitteilte, steht sie zunächst nur als Reserve-Unterkunft zur Verfügung. Minister Dirk Adams (Grüne) hatte vor zwei Wochen angekündigt, dass die Halle ab Donnerstag die Erstaufnahmestelle in Suhl entlasten sollte.

Bis zu 750 Menschen sollen in der Industriehalle in Hermsdorf theoretisch Platz finden. Flüchtlinge sollen erst hierher gebracht werden, wenn es in der Erstaufnahmestelle Suhl noch enger wird, teilte das Migrationsministerium mit.

Bewohnerzahl in Suhler Erstaufnahme sinkt

Im Moment geht in Suhl die Zahl der Bewohner jedoch zurück. Wenn dieser Trend anhalte, muss Hermsdorf nach Angaben des Ministeriums nicht in Betrieb gehen. Offen sei auch, wer die Unterkunft betreiben soll. Inzwischen gebe es Verträge mit einem Wach- und einem Reinigungsdienst.

Die Verpflegung der Menschen müsste kurzfristig organisiert werden. Angesichts von Feldbetten und provisorischer Sanitäreinrichtungen ist die Halle nicht darauf ausgelegt, dass Menschen dort länger leben.

Landkreise kritisieren Entscheidung

Die Thüringer Landkreise haben mit Befremden auf die Ankündigung reagiert, die Erstaufnahmestelle in Hermsdorf vorerst nicht in Betrieb zu nehmen. In einer Mitteilung heißt es, sowohl Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) als auch Migrationsminister Adams hätten verbindlich die Belegung ab 15. Dezember zugesagt.

Nun sollten die Landkreise binnen weniger Tage mehr als 1.000 Flüchtlinge aus der Ukraine und weiteren Ländern unterbringen, obwohl sie "mit dem Rücken an der Wand" stünden und vielerorts keine freien Kapazitäten mehr hätten.

Es sei empörend, "dass auf die Ankündigungen der Regierung kein Verlass mehr sei", heißt es von den Landrätinnen und Landräten. Das Land wälze die Last auf die Landkreise ab, das sei "schlechter Stil".

Unterkunft auch in Erfurt-Linderbach

Die Erstaufnahmeeinrichtung in Suhl, die das Land betreibt, war mit mehr als 1.300 Geflüchteten in den vergangenen Wochen an ihre Kapazitätsgrenze gestoßen. Als weitere Außenstelle sieht das Land einen ehemaligen Baumarkt in Erfurt-Linderbach vor.

Die Thüringer Städte und Landkreise hatten zuvor mehrfach mehr Unterstützung des Landes gefordert, um Flüchtlinge unterzubringen. Zuletzt hat die Landesregierung angekündigt, die Zahlungen an die Kommunen deutlich erhöhen.

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MDR (hey/cfr/KKU/mm)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 15. Dezember 2022 | 07:00 Uhr

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