Blick auf das Museum Schloss Burgk an der Saale unter blauem Himmel.
Das Schloss Burgk beherbergt eine der größten Sammlungen personalisierter Buchkunst. Bildrechte: Schloss Burgk

Wichtige Kunstsammlung in Thüringen Museum Schloss Burgk wird bedeutendstes europäisches Zentrum für Exlibris-Kunst

von Linda Schildbach, MDR KULTUR-Landeskorrespondentin für Thüringen

24. November 2023, 16:22 Uhr

Europas wichtigstes Zentrum für Exlibris-Kunst befindet sich in Thüringen und wächst weiter: Am Freitag, den 24. November 2023, sind mehr als 100.000 Blätter aus der dänischen Sammlung "Den Dansk Exlibris Fond" dem Museum Schloss Burgk übergeben worden. Damit lagern drei unterschiedlich ausgerichtete Sammlungen mit besonderer Buchkunst im Museum. Wichtig für die dänische Stiftung war, dass sie auf Schloss Burgk nicht in Kästen lagern.

Es ist ein gutes Jahr für das Museum Schloss Burgk. Neben seiner eigenen Sammlung von Exlibris (aus dem Lateinischen: aus den Büchern) bewahrt es seit Anfang Juli das Vereinsarchiv der Deutschen Exlibris-Gesellschaft e.V. auf. Zuvor lagerten die rund 36.000 Kunstwerke in Mönchengladbach. Am Freitag, den 24. November 2023, gab es nun einen ganz besonderen Zuwachs: die mehr als 100.000 Exlibris-umfassende Sammlung der dänischen Stiftung "Den Dansk Exlibris Fond" und ein kostbare Spezialbibliothek zum Thema wurden per LKW geliefert.

Hinter der außergewöhnlichen Schenkung steht ein Entschluss von vier Sammlern: Um zu verhindern, dass ihre über Jahrzehnte aufgebaute Sammlung posthum verloren geht, haben sich die noch lebenden Vorstandsmitglieder der Dänischen Exlibris Stiftung entschieden, das Konvolut an das Museum Schloss Burgk zu übergeben.

Bedeutender Zuwachs für die Thüringer Sammlungen

Es sei ein Museum, "in dem die Exlibris-Sammlung nicht nur in Kästen lagert, sondern ein Leben führen wird", sagte Klaus Rödel, Vorstandsmitglied des "Den Dansk Exlibris Fond". "Wir in Burgk arbeiten mit unserer Sammlung", bestätigt die Kuratorin und Leiterin des Museums, Sabine Schemmrich. "Die Sammlung steht Wissenschaftlern zur Verfügung, für andere Museen, Galerien und Institutionen werden immer wieder auch Blätter angefragt – für Ausstellungen oder um Personalausstellungen von Künstlern zu ergänzen."

Nach Ankunft und Übergabe der Kisten und Paletten aus Frederikshavn wird die dänische Sammlung zunächst katalogisiert und erforscht werden. Bereits jetzt ist klar: Durch diese Aufnahme wird die Exlibris-Sammlung auf Schloss Burgk zu einer der wichtigsten weltweit und durch die unterschiedlichen Profile noch interessanter für Wissenschaft und Forschung.

Europas wichtigste Sammlungen auf Schloss Burgk

"Diese drei Sammlungen haben ein ganz unterschiedliches Sammlungsprofil. Die Burgksche Sammlung war immer auf Mitteleuropa und Osteuropa spezialisiert. Die Sammlung der Deutschen Exlibris Gesellschaft war immer westeuropäisch interessiert und die Dänen haben weltweit gesammelt", erklärt Schemmrich.

Insgesamt bedeutet das, dass sich nun ungefähr 250.000 historische Papiere auf Schloss Burgk befinden. Mindestens 70 Prozent davon sind originale Grafiken. Sie stammen aus 100 Ländern der Welt von geschätzt 8.000 bis 9.000 Künstlerinnen und Künstlern, so die Kuratorin weiter. Doch es gehe nicht um reine Zahlen.

Die Sammlung mache spannend, "dass wir 500 Jahre Geschichte dieser Kleinkunst abbilden können und das auch fundiert, weil wir eben nicht nur ein zusammengetragenes Sammelsurium haben, sondern drei aufgebaute Sammlungen."

Mehr Persönlichkeit für Bücher

Seit Mitte der 1980er-Jahre wird in Schloss Burgk Exlibris-Kunst gesammelt – von so bedeutenden Künstlern wie Cranach oder Dürer bis hin zu zeitgenössischen Blättern. Die Existenz eines Exlibris erklärt sich aus der Erfindung des Buchdrucks: Vor Johannes Gutenberg war jedes Buch ein Unikat. Als Auflagendrucke entstanden, seien Buchbesitzer immer noch stolz auf ihren Buchbesitz und ihr Wissen gewesen, so Schemmrich. "Man hat sich dann später diese völlig identischen Bücher über ein Exlibris, über ein Kennzeichen zu seinem eigen gemacht."

Ein gutes Exlibris sagt in der Regel auch etwas über den Eigner oder die Eignerin aus, über deren Beruf, über Hobbys sowie Intentionen. "Wenn wir heute sehr viel zu Recht über Provenienzforschung sprechen, so haben wir bei dem Exlibris in der Regel einen Künstler, der bekannt ist, und wir haben immer einen Eigner", sagt die Leiterin von Schloss Burgk.

Redaktionelle Bearbeitung: tsa

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Kultur Kompakt | 24. November 2023 | 08:30 Uhr

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