Bildung Schul- und Hortbetreuung in Thüringen wegen Streiks am Dienstag eingeschränkt

28. November 2023, 13:00 Uhr

Bundesweit streiken am Dienstag Lehrerinnen und Erzieher. Auch in Thüringen müssen sich Eltern daher auf Probleme bei der Schul- und Hortbetreuung einstellen. Die Details erfahren Sie hier.

Porträt-Collage Online-Redakteur Lukas Schliepkorte
Bildrechte: MDR/Daniela Dufft

Thüringenweit müssen Eltern am Dienstag mit Problemen bei der Schul- und Hortbetreuung rechnen. Grund dafür ist ein bundesweiter Streik im Bildungssektor. Die Gewerkschaft GEW ruft Landesbeschäftigte an Hochschulen, Schulen und Horten dazu auf, die Arbeit ruhen zu lassen. Hintergrund sind Tarifverhandlungen für Beschäftigte im Öffentlichen Dienst der Länder.

Die regionalen Schulämter konnten keine Angaben zu genauen Streik-Schwerpunkten in Thüringen machen. Ein Sprecher des Schulamts Nordthüringen sagte, es sei gesetzlich verboten, Mitarbeiter im Vorfeld nach ihren Streikabsichten zu befragen. Die einzelnen Schulleitungen wissen demnach aber in der Regel im direkten Vorfeld von den Plänen ihrer Mitarbeiter und könnten deshalb gezielt Auskunft geben.

Thüringer Lehrer und Erzieher auf dem Weg nach Leipzig

GEW-Sprecher Michael Kummer sagte MDR THÜRINGEN am Montag, es zeichne sich eine hohe Beteiligung ab. Nach Gewerkschaftsangaben machten sich am Dienstagmorgen mehr als 50 Erzieher, Lehrer und Hochschulangestellte aus Mittelthüringen auf den Weg zur zentralen Streikveranstaltung nach Leipzig. Der überwiegende Anteil seien Hortmitarbeitende.

Auswirkungen vor allem bei Hortbetreuung

In Thüringen gibt es Angaben des Bildungsministeriums zufolge 3.176 Erzieherinnen und Erzieher in Schulhorten. Anders als in anderen Bundesländern seien in Thüringen Horterzieherinnen und -erzieher überwiegend direkt beim Land angestellt. Deshalb habe der Streikaufruf hier stärkere Auswirkungen.

Keine Schulschließungen geplant

Das Ministerium teilte MDR THÜRINGEN mit, Schulen würden wegen des Streiks voraussichtlich nicht geschlossen. Verbeamtete Lehrkräfte, die nicht streiken dürfen, könnten erfahrungsgemäß Schülerinnen und Schülerinnen voraussichtlich ausreichend betreuen. Von mehr als 16.000 Lehrerinnen und Lehrern im Freistaat sind den Angaben zufolge über zwei Drittel verbeamtet.

Auch der Thüringer Lehrerverband will angestellte Lehrerinnen und Lehrer am Dienstag versammeln - vor dem Thüringer Bildungsministerium. Laut Verbandssprecher Tim Reukauf sind an mehreren Schulen Notpläne eingerichtet. Vereinzelt seien Eltern informiert worden, Kinder ab den mittleren Jahrgangsstufen am Dienstag nicht in den Unterricht zu schicken.

Die Thüringer Landeselternvertretung riet Eltern, sich in jedem Fall direkt bei den Schulen zu informieren, ob am Streiktag im normalen Umfang betreut wird. Nur diese Angaben seien verlässlich.

Bildungsminister steht hinter Streikenden

Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) solidarisierte sich mit den Streikenden. Er sagte in einer Mitteilung des Ministeriums, insbesondere Horterzieherinnen und -erzieher, Sonderpädagogen und Lehrassistenten hätten ein Lohn-Plus verdient. Er sagte, angesichts des Personalmangels im Bildungsbereich dürfe es dort keine Haushaltskürzungen geben, um die Berufe attraktiv zu halten.

Er sei bereit, das Geld zur Verfügung zu stellen. Dafür müsse im Haushalt an anderer Stelle gespart werden. Holter erklärte, Voraussetzung in Thüringen sei jedoch, dass überhaupt ein Landeshaushalt zustande komme.

Konkret geht es bei den aktuellen Tarifverhandlungen um eine Gehaltserhöhung. Die GEW verlangt 10,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens jedoch 500 Euro, eine Laufzeit von zwölf Monaten sowie ein Tarifvertrag für studentische Beschäftigte an den Hochschulen. Anfang Dezember ist eine weitere Tarifrunde geplant.

MDR (dst)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 27. November 2023 | 18:00 Uhr

30 Kommentare

Sozialberuflerin am 29.11.2023

MamaEF
Sie haben durchaus Recht

Und ehrlich gesagt, gehöre ich zu denen, die einen beruflichen Neuanfang in Erwägung zieht!

Ich habe nicht gestreikt, aber mich in einzigen Organisationen, Gremien und Fort-/Weiterbildungen immer stark gemacht!
Habe mehr als nur meine wöchentliche Stundenzahl gearbeitet, privat Materialien besorgt, gestellt und gefahren.

Habe beratend Institutionen empfohlen, gesucht weitergeleitet, habe päd. gefordert und gefördert.

Es war mir immer eine Herzensangelegenheit

Und nun...nach vielen Jahren "einstecken und einsehen müssens" bin ich es leid.

Und am aller schlimmsten empfinde ich die gesellschaftliche Ignoranz und Herabwürdigung sozialer Berufe.

Schlimm genug das politisch alles zum Himmel stinkt.

Pflege-, Rettungs-, Erzieher-und Lehrberufe sind die systemrelevantesten überhaupt....
Und grade die müssen am meisten kämpfen
Armes Deutschland, arme Gesellschaft, arme Zukunft!!

Und bevor es los geht... Ja ich weiß wovon ich rede!!!

MamaEF am 29.11.2023

Das ist ja auch eines der größten Probleme des Systems, die Sache mit der Ländersache. Wenn Bildung Sache des Bundes wäre ließe sich vieles vereinheitlichen und jede Menge Posten und Pöstchen mit entsprechendem Salär in der Verwaltung einsparen. Zudem würden wohl viele Lehrkräfte, die in Ämtern und Ministerien sitzen frei und könnten die Kollegen im Schuldienst unterstützen ....

MamaEF am 29.11.2023

Leider ein ziemlich deutsches Problem. Wertschätzung ist hier halt Mangelware. Schön brav arbeiten, krank nur im Urlaub und am Wochenende, Überstunden gern.... nicht gerügt ist schon gelobt.
Mehr Zeit durch besseren Betreuungsschlüssel, ordentliche funktionierende "Arbeitsplätze" und entsprechende Wertschätzung der Gesellschaft wären ja schon mal ein Anfang...

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