Gastronomie Platz für Kinderwagen und Rollator: Café in Ilmenau trotz Krisenzeiten erfolgreich eröffnet

05. November 2022, 21:32 Uhr

Gleich drei neue Läden sind seit dem vergangenen Jahr in der Ilmenauer Fußgängerzone neu hinzugekommen. Ein Bio-Laden, ein Unverpacktladen und das "Café Böcklein". Sandra und Michael Roß haben trotz wirtschaftlich unsicheren Zeiten den Schritt gewagt und das Café in der Innenstadt eröffnet - und das ziemlich erfolgreich.

Sandra und Michael Roß haben schon lange damit geliebäugelt, ein eigenes Café zu eröffnen. Familienfreundlich sollte es sein, "ein Café für alle", erzählt Michael. Sodass an jedem Tisch Platz für einen Kinderwagen ist, aber auch für einen Rollator oder einen Rollstuhl.

Die Idee dafür entstand bereits vor acht Jahren. Als ihre beiden Kinder dann das Schulalter erreichten und sich eine passende Ladenfläche gefunden hatte, stand ihrer Idee nichts mehr im Weg. Nach der aufwendigen Renovierung konnten sie im August ihr "Café Böcklein" in der Fußgängerzone in Ilmenau eröffnen. Für Sandra und Michael eine völlig neue Erfahrung, denn beide haben eigentlich eine ingenieurwissenschaftliche Ausbildung.

Optimistisch in den Winter

In die Selbstständigkeit gehen, eine Festanstellung beenden, und den Traum zur Wirklichkeit werden zu lassen - für die beiden ein mutiger Schritt. Vor allem im Hinblick auf die bestehende Corona-Situation und die steigenden Energiekosten. "Wir sehen das eher als Chance. Schon letztes Jahr war absehbar, dass es keinen dritten Corona-Winter in der Qualität geben wird, wie es die Gastronomie in den letzten zwei Jahren erlebt hat, mit Lockdowns und massiver Einschränkung der Gästezahlen", erzählt Michael.

Mit einem wissenschaftlichen und nüchternen Blick schaut er auf die Situation: "Dass man eben in die Phase reinkommt, in der die Bevölkerung damit lebt“. Damit lagen sie wahrscheinlich richtig, denn Lockdowns, Kontaktbeschränkungen oder staatliche 3G-Regelungen wird es - Stand jetzt - wohl nicht in diesem Winter geben.

Allerdings sind sie dennoch auf so eine Situation vorbereitet und haben das in ihrem Businessplan mitbedacht. Damit der Schritt in die Selbständigkeit gelingen konnte, holten sich die beiden bei der Gründungsberatung der IHK Unterstützung.

Kunden kommen trotz steigender Energiepreise

Auch wenn die Energiekosten weiter steigen, die Leute gehen trotzdem noch ins Café, stellt Michael fest. "Aktuell sehen wir das nicht in unseren Gästezahlen. Ich denke, bevor man aufhört, Essen zu gehen und sich etwas zu gönnen, oder Leute zu treffen, sagt man sich: Naja, vielleicht dieses Weihnachten keinen neuen Plasmafernseher", sagt er.

Ab und zu kommt zwar bei den beiden die Sorge auf, ob sie mit der Entscheidung auch wirklich alles richtig gemacht haben, aber dieser Gedanke zieht schnell von dannen. "Glücklicherweise hatten wir die Sorgen nicht immer gleichzeitig. Sodass der andere immer noch Halt geboten hat", sagt Michael. So konnten sie sich in schwierigen Situationen gegenseitig Mut machen.

Kreativ und regional in Ilmenau

Mittlerweile sind die beiden - zusammen mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern - ein eingespieltes Team. Die Handgriffe sitzen und das Café wird rege besucht. Vor allem das Mittagsangebot werde gut angenommen. Zu ihrer Kundschaft gehören auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der umliegenden Firmen, die in ihrer Pause im Café essen gehen.

"Manche Produkte werden total gehypt", sagt Sandra. Gerade sei Ramen richtig angesagt. Dafür bereitet sie eine vegane Ramenbrühe und Gemüse vor, und die Gäste können dann zwischen verschiedenen Optionen wählen. Fleisch, Ei oder Tofu steht zur Auswahl.

Familienfreundliche Gastgeber

Die Mittagsgerichte plant Sandra eine Woche im Voraus. Immer saisonal angepasst und mit möglichst vielen Lebensmitteln aus der Region. Die Brötchen kommen von einem lokalen Bäcker, das Mehl aus der Mühle in Möhrenbach und das Fleisch liefert die Naturfleischerei aus Oberweißbach im Thüringer Wald. Neben den Frühstücks- und Mittagsangeboten gibt es ganz klassisch Kaffeespezialitäten und Kuchen, aber auch Waffeln und Mixgetränke stehen auf der Karte.

Das Konzept des familienfreundlichen Cafés scheint zu funktionieren. Mehrere Kinderwagen stehen an diesem Nachmittag an den Tischen, eine ältere Damenrunde hat sich im Café zum Kaffeeklatsch versammelt und zwei junge Frauen sitzen mit aufgeklappten Laptops in Sesseln.

MDR (wdy/mm)

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