Dampflok in einer Werkhalle
Bildrechte: MDR/Marlene Drexler

Baukrise Dampflok-Erlebniswelt: Fertigstellung wegen Baukrise in Gefahr?

08. Januar 2023, 12:58 Uhr

Bauen macht derzeit wenig Spaß. Fachkräftemangel und gestiegene Rohstoffpreise bereiten der Branche große Probleme. Was heißt das für den Bau der Dampflok-Erlebniswelt in Meiningen? Das millionenschwere Großprojekt soll laut ursprünglichem Plan in der zweiten Jahreshälfte fertiggestellt werden.

Technik nicht nur bestaunen können, sondern tatsächlich erlebbar machen - das ist das Ziel für das Millionenprojekt Dampflok-Erlebniswelt. Der Standort Meiningen ist dabei kein Zufall. In der Südthüringer Kreisstadt befindet sich eines der letzten großen Instandhaltungswerke für Dampfloks in Westeuropa.

Schon jetzt pilgern jährlich zu den "Dampflok-Tagen", während derer der Betrieb seine Pforten für Besucher öffnet, mehr als Zehntausend Eisenbahnfans an nur einem Wochenende nach Meiningen. Die Dampflok-Erlebniswelt wird in der Lage sein, auf das Jahr gerechnet, weitere 40.000 Menschen anzulocken, so sagt es zumindest eine unabhängige Machbarkeitsstudie voraus.

Kosten steigen auf 17 Millionen Euro

Die Dampflok-Erlebniswelt entsteht auf dem Gelände des Meininger Dampflokwerks in einem alten Kantinengebäude. Das denkmalgeschützte Haus wird dazu kernsaniert. Neben der Dacherneuerung wurde auch der Boden neu gegossen. Doch die Baukrise ist auch auf der Baustelle der Dampflok-Erlebniswelt allgegenwärtig.

Die ursprünglich mit zehn Millionen Euro kalkulierten Gesamtkosten, liegen mittlerweile bei geschätzten 17 Millionen Euro. Mitunter sei es auch schwierig gewesen überhaupt Baufirmen zu finden, berichtet Meiningens Bürgermeister Fabian Giesder. "Wir mussten teilweise Unternehmen richtig motivieren, an Ausschreibungen teilzunehmen", sagt er.

Große Bauleistungen schon vergeben

Die Gefahr, dass das Großprojekt an den gestiegenen Baukosten scheitert, besteht aber nicht. "Der point of no return ist längst überschritten", wie Fabian Giesder es ausdrückt. Die großen Bauleistungen seien mittlerweile alle vergeben. Um die Geldlöcher zu stopfen, würden derzeit Gespräche mit den Fördermittelgebern laufen "Wir loten jetzt aus, welche Anpassungen im Rahmen der Förderkritieren möglich sind und beantragen auch neue Fördermittel." Giesder wirkt zuversichtlich, dass Lösungen gefunden werden.

Dass es trotz der Widrigkeiten voran geht, sieht man auch auf der Baustelle. Der Rohbau ist fast fertig. Der Ausstellungsbereich - ein großer offener Raum mit hohen Decken - lässt erahnen, wo die Reise hingeht: die Ausstellung soll als Bahnhofshalle mit Gleisen inszeniert werden.

Kosten einzusparen, sei selbstverständlich ein Thema, so Bürgermeister Giesder. Aber dafür die Ausstellung einzudampfen, komme nicht in Frage: "Die Dampflok-Erlebniswelt soll nicht irgendein Dorfmuseum werden".

Der Anspruch, dass die Besucher nicht nur gucken, sondern wirklich etwas erleben können, bleibe. Auf diese Weise sollen neben eingefleischten Eisenbahnfans auch Schulklassen, Familien und andere neugierige Menschen angelockt werden.

Die Dampflok-Erlebniswelt soll nicht irgendein Dorfmuseum werden.

Fabian Giesder

Dampflok "Preußische T13" als Herzstück der Ausstellung

Für den Erlebnisfaktor sorgen soll vor allem die knapp 40 Tonnen schwere "Preußische T13", die in den vergangenen Monaten aufwendig restauriert und aufgeschnitten wurde. Die historische Lok wurde so präpariert, dass man die physikalischen Vorgänge, die die Dampflok früher mal wortwörtlich in Bewegung gesetzt haben, nachvollziehen kann.

Dampflok in einer Werkhalle
Attraktion wird die knapp 40 Tonnen schwere "Preußische T13". Bildrechte: MDR/Marlene Drexler

Im Internet gab es für das Aufschneiden der Lok auch Kritik. Man habe die historische Lokomotive dadurch zerstört. Jürgen Eichhorn, Leiter des Instandhaltungswerks und technischer Kurator der Ausstellung, hält dagegen: "Wir haben die Lok auf diese Weise vor dem Hochofen gerettet."

Schon seit Mitte der 1960er-Jahre habe sie nicht mehr auf Gleisen gestanden. "Als sie hier ankam, war das ein Berg aus verrostetem Eisen", so Werksleiter Eichhorn. Um sie wieder fahrtüchtig zu machen, hätten diverse Teile, darunter auch der Kessel, ausgetauscht werden müssen. Vom historischen Original sei so dann kaum etwas übrig geblieben.

Eröffnung im laufenden Jahr realistisch?

Weil die Lok für die Ausstellung nicht tatsächlich fahren können muss, konnten die Originalteile erhalten bleiben. Nächster großer Meilenstein auf der Baustelle wird sein, die restaurierte Dampflok durch die Fensteröffnung in den Ausstellungsraum zu heben. Eigentlich sollte die Dampflok-Erlebniswelt zu den Dampflok-Tagen im Herbst 2023 öffnen. Stand jetzt ist Bürgermeister Fabian Giesder unsicher, ob das klappt. Für realistisch hält er aber einen Start Anfang 2024.

MDR (dvs)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 08. Januar 2023 | 10:00 Uhr

7 Kommentare

kleiner.klaus77 am 09.01.2023

Seit wann gibt es das Reichsbahnausbesserungswerk nicht mehr? Was das Dampflokwerk betrifft ist es meines Wissens das einzige welche Dampfloks in Deutschland noch Repariert!

DermbacherIn am 08.01.2023

Also wenn das Dampflokwerk so geheim ist, also lieber keine Schilder aufstellen, dass es Ortsfremde lieber nicht finden und sehen können! Und schon gar nicht, wenn die Dampflok-Welt im Jahr 2024 fertiggestellt ist, lieber keine Wegweiser aufstellen, denn die Dampflok-Welt muss geheim bleiben!

kleinerfrontkaempfer am 08.01.2023

gehört schon einiger Mut dazu so ein projekt anzugehen. Zumal die Deutsche bahn AG nicht mehr macht als das die Züge einigermaßen und halbwegs gut rollen. Der Niedergang der Bahnhöfe und Haltepunkte, der Rückgang im Frachtaufkommen......
Das ehemalige Reichsbahnausbesserungswerk fristet seit dem Beitritt der fünf neuen Bundesländer auf über 50% seiner Baulichkeiten eh das Dasein einer Industrieruine.

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