Schmalkalden | Dermbach Technologie- und Gründerzentrum soll aus Verlustzone raus

27. August 2022, 11:56 Uhr

Rote Zahlen beim Südthüringer Technologie- und Gründerzentrum Schmalkalden-Dermbach: Um Verluste zu verringern, wurden jetzt die Büromieten erhöht. Außerdem dürfen auch Nichtgründer Räume anmieten.

Das Technologie- und Gründerzentrum in Schmalkalden und Dermbach (Wartburgkreis) steht vor einem Neuanfang. Gründe sind eine wirtschaftliche Schieflage, hoher Investitionsstau und weniger Nachfrage von Gründern. Der Sprecher des Landkreises Schmalkalden-Meiningen, der Hauptgesellschafter ist, sagte MDR THÜRINGEN, klares Ziel sei es jedoch, "auch künftig sehr gute Möglichkeiten zu bieten, damit Gründer in der Region durchstarten können". Nach Angaben der kommunalen Gesellschafter soll an den Gebäuden ein Investitionsstau abgebaut und gleichzeitig die Ertragslage des Gründerzentrums verbessert werden.

Gründerberater muss gehen

Das Bekenntnis zur Gründerförderung trifft auf deutliche Verunsicherung. Mehrfach erklärten Vertreter der Gründerszene MDR THÜRINGEN, das Gründerzentrum wandle sich offenbar zur reinen Immobilienverwaltung ohne Beratung und Netzwerk. Das gründet sich vor allem darauf, dass mehrere teils langjährige Mitarbeiter die Technologie- und Gründer-Fördergesellschaft Schmalkalden/Dermbach mbH (TGF) verlassen mussten.

Der Sprecher des Landkreises sagte, die Ursache liege im Auslaufen befristeter Projekte. In mindestens einem Fall laufe auch ein arbeitsrechtliches Verfahren. Außerdem sei die Geschäftsführerin aufgrund gesundheitlicher Gründe abberufen worden. Ihre Aufgaben, vor allem zunächst die technische Ertüchtigung der beiden Standorte, seien bis auf Weiteres an die Stadtwerke Schmalkalden übertragen worden.

Dach und Heizung sanierungsbedürftig

Den Reparaturstau bezifferte der Sprecher auf schätzungsweise 600.000 Euro. Demnach muss in Schmalkalden das Dach repariert und die Heizung erneuert werden. Beide Zentren in Schmalkalden und Dermbach (Wartburgkreis) sollen neue Breitband-Glasfaser Anschlüsse erhalten. Brandschutz-, Elektro- und Sicherheitstechnik seien bereits überholt worden.

Das Gründerzentrum wurde 1997 eröffnet. Die Gebäude verfügen über Büros, Labore, Konferenz- und Seminarräume sowie Werkhallen. In Schmalkalden steht zudem ein Reinraum zur Verfügung.

Technologie- und Gründerförderungsgesellschaft (TGF)
  Schmalkalden Dermbach
Büros 27 18
Labore 3 2
Hallen 8 4

Quelle: tgf-schmalkalden.de


Außerdem würden neue Mitarbeiter, unter anderem für Buchhaltung und Gründerberatung, gesucht und eingestellt. So hat das TGF laut Wirtschaftsministerium erneut den Zuschlag für den Gründungsideenwettbewerb Südwestthüringen (GIW) erhalten. Somit wird das Zentrum auch weiterhin, zunächst bis 2025, Gründer von der ersten Idee bis zum tragfähigen Geschäftsmodell beraten und unterstützen.

Wann wieder ein eigenständiger TGF-Geschäftsführer eingesetzt werden soll, haben die kommunalen Gesellschafter noch nicht entschieden. Neben dem Landkreis Schmalkalden-Meiningen sind das die Stadt Schmalkalden, der Wartburgkreis, und die Gemeinde Dermbach.

Gründerzentrum in roten Zahlen

Rein wirtschaftlich ist die Technologie- und Gründer-Förderungsgesellschaft (TGF) GmbH, die das Gründerzentrum trägt, über die Jahre in Schieflage geraten. Im aktuellen Haushaltsplan des Landkreises Schmalkalden-Meiningen wird das umrissen mit "nicht zufriedenstellende Ertrags- und Vermögenslage" und "stärker werdender Substanzverzehr (Rücklagen)".

Um die Verluste des TGF zu verringern, sucht die Geschäftsführung neue Mieter und hat die Quadratmeterpreise erhöht. Neuen Mietern werden Büros und Labore für 5,00 Euro (bisher 4,35 Euro) sowie Lager- und Produktionsräume für 4,00 Euro (bisher 3,35 Euro) angeboten. Gründer können zudem weiterhin die Kaltmiete als Förderung erhalten.

Gründer im Homeoffice statt im Büro

Willkommen sind nun auch Mieter, die keine Gründer sind. Zum Beispiel sind der Regionalverein Rhönforum und das Sozialkaufhaus "Möbelkiste" eingezogen. Der Leerstand habe sich bereits deutlich verringert, hieß es.

Der Sprecher des Landkreises Schmalkalden-Meiningen sagte, das Gründerzentrum habe es schwer, weil die Gründerzahlen gesunken und Bundesförderung für Existenzgründer geschrumpft seien. Außerdem starteten viele Unternehmer heutzutage zunächst in kleinerem Rahmen, etwa am heimischen Schreibtisch.

Das Gründerzentrum biete aber auch künftig beste Bedingungen, um später unternehmerisch zu wachsen. Das TGF sei eine "absolute Erfolgsgeschichte" und bislang ein "Sprungbrett für mehr als 200 Existenzgründer" gewesen.

Schmalkalden plant neue Fördergesellschaft

Weil jedoch die Mittel im Technologie- und Gründerzentrum knapper werden, will der Schmalkalder Bürgermeister es mit einer neuen, städtischen Wirtschaftsfördergesellschaft ergänzen.

Sie soll vom TGF unter anderem eine Kooperation mit der amerikanischen Spitzenuniversität MIT übernehmen und zum Erfolg führen. Die neue Gesellschaft könnte möglicherweise bereits im Herbst als Mieter ins Gründerzentrum in Schmalkalden einziehen.

MDR (nis)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 27. August 2022 | 12:00 Uhr

6 Kommentare

hinter-dem-Regenbogen am 29.08.2022

@Freies Moria ___" Version des RBB Skandals . . ."

Ein Skandal - viele kleine, mittlere und große Skandale ergeben ein System - ein System, dass genauso ausgelegt ist . . . . .

Zumal einen Gewinner gibt es schon im besagten Wirtschaftsförderungsprojekt - Der Erbauer dieser Riesenvilla wird bestimmt nicht dabei verhungert sein. Grundstück An- und Verkauf, inklusive der Beraterfunktion - es gibt viele Interessenten an solchen Projekten.

camper21 am 28.08.2022

Da haben Sie auch Recht Freies Moria, bei dieser katastrophalen Politik in Thüringen machen natürlich die Unternehmen einen Bogen um uns. Und wenn dann noch gefordert wird, Konzerne zu enteignen,brauchen wir uns nicht zu wundern. Hatten wir ja nach dem Krieg schon einmal, dass die Unternehmen vor den Kommunisten gefohen sind, zB BMW aus Eisenach.

Freies Moria am 28.08.2022

Der Bericht liest sich wie eine kleine Version des RBB Skandals.
Durchkorrumpiert, das Wort beschreibt die Lage öffentlicher Einrichtungen dieser Tage wohl am besten!

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