Ein Büroarbeiter knetet einen Gummiball
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Diskussion Userkommentare des Februars und die Suche nach Wutbremsen

04. März 2024, 10:00 Uhr

"Reg Dich doch ab" ist leichter gesagt als getan. Zu wütende Reaktionen sind auch im Internet gängig. Im Kommentarrückblick suchen wir daher Wutbremsen - und lesen Ihnen ein Promille des Kommentareingangs vor.

Die Zahlen

Hat Sie der rekordwarme Februar etwa schon häufiger aus der digitalen Welt nach draußen gelockt? Der Februar konnte bei den Kommentarzahlen nicht ganz mit dem sehr intensiven Januar mithalten.

Auf der Website hatten wir 289 eigene Artikel. Davon waren 76 Prozent der Themen außerhalb des "Blaulichtbereichs" (wie Unfälle, Todesmeldungen, Prozesse, Ermittlungsverfahren) kommentierbar. Facebook hatte 258 Postings, Instagram 143. Auf der Website blieben 13 Prozent der Artikel unkommentiert, was ein sehr niedriger Wert ist und für vermutlich doch thematisch breites Kommentarinteresse sprechen dürfte.

Zur Grafik: Der 7.000er-Wert hier in der ersten Aprilwoche entstand vor allem durch das Facebook-Posting zum Absatzrekord von Vita-Cola, und im Sommer wurden die Wahlen in Sonneberg und Nordhausen überdurchschnittlich intensiv diskutiert. Der hohe Wert über 7.000 Anfang August geht auf Sommerinterviews und den Bürgerdialog des Bundeskanzlers in Erfurt zurück. Im Januar 2024 lieferten die zwei Durchgänge der Landratswahl im Saale-Orla-Kreis sehr nennenswerte Kommentarzahlen.

Die Topthemen

Die unterschiedlichen Topthemen spiegeln aber nicht nur das Userinteresse daran, sondern auch die etwas unterschiedlichen Inhalte auf den verschiedenen Kanälen. Nicht alle Website-Artikel werden zu Postings auf Facebook oder Instagram, wo wir auch viele Alltagsthemen oder "Leichteres" posten wie mehr oder weniger Ernstes rund ums Essen.

In unseren digitalen Kneipen aufgeschnappt

Einige Ihrer veröffentlichten und unveröffentlichten Kommentare - von uns gesprochen. Viel Spaß - und vielen Dank für Beiträge an die User AlexLeipzig, Bummi, DanielSBK, Dermbacher, Henry Sieler, Karl-Heinz Weyrauch, Karsten Fischer, Max Jurisch, Melanie Kalbitz, Nick Archer, Rubert Budahas, salzbrot, Thomas H., Uborner sowie einige aus verschiedenen Gründen Ungenannte.

Fußball-Fans schauen in einer Kneipe ein Spiel. 2 min
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Ihre Kommentare - von uns gesprochen.

MDR FERNSEHEN Sa 02.03.2024 09:51Uhr 02:03 min

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... und noch mehr

Frotzelei über Quantenphysik und einen Fehler von uns machte "Schrödingers Lkw" mit Hähnchen statt Fischen zu einem unterhaltsamen Kommentar-Thread auf Facebook.

Was auch wir manchmal erst im Rückblick merken: Es ging ziemlich oft um Essen und Trinken - was dann auch in den Kommentaren dazu intensiv angenommen wurde: Pizza, Bier und Aufback-Döner auf Instagram, der unvermeidliche Pfannkuchen-Krapfen-Namenskrieg auf Facebook oder die Erfolgschancen und Geschmacksnuancen entkoffeinierten Kaffees - es ging regelmäßig heftig, aber meist sehr alltagsnah zur Sache bei Geschmacksfragen und Geschäftsaussichten. Sehr intensive Diskussionen gab es auch zu eher fernen (Fußball-)Prominenten aus Madrid beim Zwischenstopp in Erfurt und sehr nahen klimabedingt wachsenden Problemen des Thüringer (Winter-)Tourismus.

Und natürlich beschäftigt auch immer irgendein mehr oder weniger schädliches oder lästiges oder gefährliches Tier - im Februar ein von der Feuerwehr zu großzügig geretteter Waschbär. Unsere User nahmen die Aktion auf allen Kanälen ausgiebigst mit allen Randaspekten durch. Wolf, Biber, Taube, Waschbär - ihr Verhältnis zum Menschen und seiner Lebensweise ist nicht immer einfach und unkompliziert.

Reichlich geladen im wahrsten Sinn des Wortes ging es auf Facebook zum Posting über eine Spedition zu, die auch im Wissen um die (noch?) geringere Reichweite E-Lkw testet. Anders als bei vielen Energiethemen, die oft sehr detailreich und mit konkreten Zahlen und Erfahrungen geführt werden (E-Pkw, Balkonkraftwerke) gab es hier überdurchschnittlich viele reflexartig ablehnende Kommentare. Etlicher dieser User hatten erkennbar den Beitrag gar nicht angesehen, sondern spontan "E ist sch...lecht"-Kommentare abgesetzt.

Wutbremsen: Siebenmal 17 und wütender Kranich

Wem ist es noch nie so gegangen: Kommentar abgeschickt - und dann das Gefühl "Das war jetzt ganz schön heftig. Vielleicht doch zu heftig?" Oder Stunden später weit weg vom Bildschirm und den Kommentaren schlich in der Alltagsumgebung das Gefühl ein, sich vielleicht doch zu weit oder zu grob aus dem Fenster gelehnt zu haben.

Wir reden jetzt nicht von persönlicher Grund- und Daueraggressivität, die eine Studie mal als Eskalationsgrund gesehen hatte, sondern der "normalen" Eskalation, die sich in Diskussionen entwickeln kann (wofür eine andere ebenfalls große Studie spricht). Der redselige Volksmund hat genug Begriffe dafür: "Im Eifer des Gefechts", "in der Hitze der Schlacht", "wenn ein Wort das andere gibt", "das lasse ich nicht auf mir sitzen", "dem zeig ich es jetzt aber", "ist doch nur grober Klotz auf groben Keil", "wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus". In der Praxis fallen die Reaktionen halt meistens noch mal zehn Dezibel heftiger aus...

Wie oft ärgern Sie sich nachträglich über zu scharfe eigene Kommentare?

Dass "dummes Arschloch", "Was sind Sie, Bürgergeldempfänger?" oder "dieser Abschaum" aber halt nicht die Netiquette-Forderung nach sachlicher Auseinandersetzung mit dem Thema erfüllen, ist den Beteiligten mit Abstand vielleicht auch klar gewesen - allerdings zu spät für die gesendeten Postings, die wir dann nicht ans Licht der Öffentlichkeit ließen.

Tipps fürs Einbremsen

"Bevor ich so richtig in der Wut eine Mail abschicke, rechne ich das 17er-Einmaleins wenigstens bis zur Sieben" ist nur einer der Tricks. "Ich schreib' so richtig in voller Wut eine Antwort auf einen Zettel oder sonst wo hin, schmeiße sie weg und schreibe dann die normale Antwort" ist eine andere Variante. Fast schon meditativ könnte vielleicht die Lektüre von einem oder zwei Paragrafen des Thüringer Finanzausgleichsgesetzes zur Berechnung der kommunalen Schlüsselzuweisungen wirken. Auf den Sozialen Medien findet sich häufig der sarkastische Origami-Tipp "wütender Kranich":

Was sind Ihre persönlichen Wutbremsen vor dem entscheidenden Klick? Posten Sie Ihre Tipps in den Kommentaren. Auf für sich allein stehende Tipps klicken wir eine Empfehlung, sodass Sie sich dann alle dieser Ideen per Klick auf "Empfohlen" direkt hintereinander anzeigen lassen können. Alle anderen Meinungen lesen Sie dann im normal sortierten Kommentarbereich.

MDR (csr)

107 Kommentare

martin vor 8 Wochen

Ich möchte meinen Senf auch noch zur Anfrage geben. Zunächst: auch ich gehöre zur bisherigen deutlichen Mehrheit "selten" und musste erst einmal selbst darüber nachdenken, weshalb das bei mir so ist.

Es kommt bei mir durchaus öfter vor, dass ein Beitrag von mir das Licht der Öffentlichkeit nicht erblickt. Bei einem Teil liegt es offensichtlich an unterschiedlicher Einschätzung zum Themenbezug oder Ironie zwischen der Moderation und mir. Ein weites Feld - aber hier jetzt nicht Thema.

Es bleibt aber ein Teil, der wohl seitens der Moderation als zu aggressiv eingestuft wird, weil ich es gelegentlich entsprechend dem im Beitrag genannten Spruch "Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil" antworte. Allerdings würde ich die Stimmung, die derartige Beiträge bei mir erzeugen, nicht als "Wut" bezeichnen. Denn sie stammen meist von Mitkommentatoren, bei denen ich Derartiges erwarte. Bei persönlichen Angriffen versuche ich mich am "Achtel Lorbeerblatt" von Reinhard Mey zu orientieren.

AlexLeipzig vor 8 Wochen

Also meine persönliche Wutbremse läuft oft darauf hinaus, daß ich auf einen mich wütend machenden Kommentar gar nicht erst antworte, um mich nicht auf dasselbe Niveau herabzubegeben, da es sich in der Regel um Provokationen handelt, die man in ihrer Schlichtheit einfach ignorieren sollte.

astrodon vor 8 Wochen

Einfach vor dem "Senden" den eigenen Kommentar nochmal durchlesen, gerne auch laut. Ich finde das hilft ungemein. Manchmal schreibe ich dann was anderes.

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