Userkommentare Große Wahldiskussionen und eine kleine Wanderung
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02. Oktober 2024, 10:11 Uhr
Die teilweise heftigen Diskussionen zur Landtagswahl lieferten fast Rekordzahlen bei den Userkommentaren. "Klein, aber freundlich" war dafür unsere User-Wanderung, bei der wir eine KI-Variante vorstellten, die Sie hier auch anhören können.
Userkommentare im September: Die Zahlen und Topthemen
Natürlich lieferten Wahlergebnis, Auswertung und konstituierende Sitzung(en) des Landtags noch einmal mehr Gesprächsstoff als der Vorwahl-Monat. Den Sprung über die 40.000er-Marke heben wir uns dann für die Phase der Ministerpäsidentenwahl auf. Sie hatte zumindest 2020 absolute Rekordergebnisse gebracht. Am schärfsten waren die Diskussionen - vor allem auf Facebook - zur Frage, ob der zwar als Fraktion stärksten, aber mangels Partnern mehrheitslosen AfD eine Regierungsbeteiligung zustünde und am Tag der Wahl des neuen Landtagspräsidenten Thadäus König (CDU). Sie lieferten auch phasenweise extrem dichten Eingang mit rund 1.000 Kommentaren in nur vier Stunden.
Auf der Website hatten wir 320 eigene Artikel. Davon waren 67 Prozent der Themen außerhalb des "Blaulichtbereichs" (wie Unfälle, Todesmeldungen, Prozesse, Ermittlungsverfahren) kommentierbar. Dieser Wert liegt niedriger als sonst, vor allem weil wir die Kommentierung von Wahlthemen immer in nur einigen der jeweils aktuellen Artikel gebündelt hatten. Facebook hatte 219 Postings, Instagram 137. Auf der Website blieben 23 Prozent der kommentierbaren Artikel unkommentiert - einer der höchsten Werte bisher, was für ein vor allem auf Wahlthemen konzentriertes Interesse spricht.
Zur Grafik: Im Januar 2024 lieferten die zwei Durchgänge der Landratswahl im Saale-Orla-Kreis sehr nennenswerte Kommentarzahlen und im Juni die Kommunalwahlen. Die Zahlen der Wahlwoche jetzt wurden bisher nur von denen rund um die Ministerpäsidentenwahlen 2020 übertroffen.
Die Topthemen
"Landtag startet I" steht dabei für die erste konstituierende Sitzung, die dann für die Anrufung des Verfassungsgerichtshofs unterbrochen wurde. Der Artikel dazu erreichte die bisher zweithöchste Kommentarzahl überhaupt - in nur 14 Stunden. Spitzenreiter ist ein Artikel zu einer Corona-Demonstration in Erfurt mit 1.231 Kommentaren.
In unseren digitalen Kneipen aufgeschnappt
Einige Ihrer veröffentlichten und unveröffentlichten Kommentare - von uns gesprochen. Viel Spaß - und vielen Dank für Beiträge an die User astrodon, Britta.Weber, chrs.wnklmnn, Daniel Migge, DanielSBK, flussradler, geoandge, h_charlene, Heike Langheinrich, Ilse, kessywagner, klaus.kleiner3, lucifersweib2, Lumberjack, Lutz Falkenburg, Marco Matt Nitsche, Sandra Klemmer, Sebastian Hirsch, Simone Roth, Torsten Benkenstein und einige aus Gründen Ungenannte.
... und noch mehr
Was für andere Themen drangen denn überhaupt noch durch das Wahlgetümmel durch? Auf Facebook waren es etliche populäre "Standards", die hohe Reichweite bekamen und dann mehr oder weniger proportional dazu auch Kommentare: Wurst, Bier, Flugziele ab Erfurt, eine wegen Wassermangels liegengebliebene Dampflok und ein 90-jähriger Büchsenmacher in Suhl zogen. Instagram war entgegen seines häufigen "Nett&freundlich"-Images von Politik dominiert. Der auffallendste Ausreißer dort war noch das Porträt einer Studentin im neuen Dualen Lehramtsstudiengang - Bildung geht fast immer.
Das gilt auch für Energiethemen selbst in dieser Woche. Der geplante Umstieg des Heinz-Glaswerks in Piesau von Gas auf Strom entfachte natürlich die anhaltende Grundsatzdiskussion über Energieformen und -sicherheit. Vergleichsweise zurückhaltend fielen dagegen - etwas unerwartet - die Reaktionen auf Erfahrungen einer E-Auto-Fahrerin aus.
Zu einer spannenden Interessenswabwägung gab es eine kurze aber vielseitige Diskussion, ob Sozialarbeiter in Fußball-Fanprojekten ein Zeugnisverweigerungsrecht bekommen sollen gegenüber Strafermittlern. Die Ermittler sagen aus ihrem Interesse heraus nein, die Fanbetreuer sehen dagegen durch die strafbwehrte Aussagepflicht das entscheidende Vertrauensverhältnis gefährdet.
Wir waren unterwegs
Wir waren mal wieder mit einigen von Ihnen wandern - aber es war knapp: Wir hatten sechs Anmeldungen, die sich zwischen Donnerstag und Samstagfrüh 06:35 Uhr plötzlich um vier verringerten. Es tauchte dafür ein kurzfristiger Einspringer auf und alle verbliebenen Beteiligten wollten sich auch auf den Weg machen.
Wir waren sehr zufrieden und das Trio unserer Gäste schien es auch zu sein - nicht nur, weil wir auf Burg Saaleck blendend informiert wurden, unter anderem über einen politisch brisanten SEK-Einsatz der 1920er-Jahre und erstaunlich raffinierte Arbeitsschutztechniken des Mittelalters (großes Kompliment an Uwe Zeidler vom Heimatverein Saaleck).
Userstimmen zur Wanderung
- Gewünscht: regionale Themen, Menschen vorstellen
- Kommentarfunktion gerne länger offen, gerade in Ferienzeit
- Ich finde persönlichen Kontakt sehr gut; man sieht den Menschen hinter der Meinung
- Interessante Wanderung mit Einblicken in die Moderatorenwelt
- KI-Themen und Diskussion gerne weiterführen
- Anonymität bleibt die ganze Zeit gewahrt => Habt Mut, kommt mit
- Hier trifft man Menschen, nicht nur Meinungen
- Länge der Wanderung war vollkommen in Ordnung + schöne Gegend + schöne Tour
Zweite Teilnahme an MDR-Wanderung
- Schnelle Entscheidung bei Ankündigung: Ja
- Tausend Gründe, warum vielleicht doch nicht, dann am Ende siegte das Wetter und das Gefühl, sich nicht hinter irgendwelchen Pflichten zu verstecken
- Angenehme Runde
- Danke für Einblicke in Sehenswertes im Ländereck
Zum Kommentarforum
- Bei mir wären Foristen weg, die unvermittelt die Namen ändern
- Kommentare helfen, aus eigener Blase herauszukommen, sehr wichtig
- Gesprochene Kommentare: rede den ganzen Tag, bin froh, mal keine Stimmen zu hören, Kommentieren im Tagesverlauf wird schwer möglich, bin auch kein Fan von Sprachnachrichten
- Ironie/Satire? Sehr gern! Gesellschaft muss das können. Und wo, wenn nicht in Medien lernen?
Sondern auch, weil wir unterwegs reichlich Gelegenheit hatten uns zu unserer Arbeit befragen zu lassen und wir uns über mehr oder weniger Erfreuliches aus dem Kommentargeschehen austauschen konnten. Ein paar Bröckchen daraus: Ironie soll bleiben, schließlich könnten gerade Medien der Platz sein, den Umgang damit zu leben (wir ergänzen: die Ironie muss allerdings eindeutig erkennbar sein), faktenmäßig allzu schlichte Sprüche dürfen gerne von uns noch häufiger eingeordnet werden, Verdachtsmomente auf Mehrfachnicks noch intensiver geprüft.
Wir lernten auch, dass sich in einem "alten" MDR-Kommentarsystem mit PN-Funktion User zu Treffen verabredeten. Deshalb unsere Frage, zu der wir natürlich auch auf Ihre Argumente in den Kommentaren gespannt sind:
Diskussionen pseudonym vertont mit KI
Bei einer Pause erfragten wir auch Stimmen zu nicht nur geschriebenen, sondern auch gesprochenen Kommentaren. Wir haben dazu einen kleinen Ausschnitt aus einer realen Diskussion vertonen lassen - durch ein KI-Tool von ElevenLabs, das verschiedene von Menschen gelieferte ("synthetisierte") Stimmen nutzt. Sie erinnern sich vielleicht an die in die letzten Kneipenstimmen eingeschmuggelte KI-Stimme (bei 03:27). Hier knapp drei Minuten gesprochene Diskussion.
Von einer menschlichen Stimme gesprochener Text gilt als angenehmer und weniger aggressiv und konfrontativ bei Streit als geschriebener Text. Wir sind auf Ihre Meinungen dazu gespannt. Die KI versucht, die Emotion des geschriebenen Textes zu erkennen und in eine passende Intonation umsetzen. Die jeweiligen Emotionen müssen dafür halt im eingesprochenen Material ausreichend enthalten sein. Formulierungen wie "sagte er wütend" oder "möchte ich jetzt mal ganz spöttisch sagen" wirken darüberhinaus auch - sowie einige andere Tricks, die aber wie vieles bei KI nicht nach üblicher Werkzeugmechanik berechenbar funktionieren. Die technische Entwicklung könnte aber demnächst auch versteckte Befehle für die Intonation einzelner Textabschnitte ermöglichen. Am sichersten: Gesprochene Sprache schreiben.
MDR (csr)
MDR-Team vor 7 Tagen
@klaus.kleiner3 Ohne etwas zu testen, kann man Möglichkeiten, Grenzen und Aufwand aller Art nicht realistisch beurteilen und wäre auf mehr oder weniger passende Einschätzungen Dritter angewiesen. Man sollte schon selber anhand auch eigener Erfahrungen wissen, was KI bedeutet. Dazu gehört auch die Resonanz des Publikums.
MDR-Team vor 7 Tagen
@klaus.kleiner3 Wo wollen Sie das in den Statistiken gelesen haben? "Über die Jahre" liefern wir hier doch keine Statistiken, könnten Ihnen aber bei konkretem Interesse etwas schreiben. "Konzentration auf bestimmte Themen" ist definitiv unzutreffend.
MDR-Team vor 7 Tagen
Falls Sie es selber mal ausprobieren möchten: Schreiben Sie einfach Ihren nächsten Kommentar "wie gesprochen" und wir stellen die "KI"-vertonten Audioversionen davon hier später ein. Stellen Sie einfach ein #KI ans Ende des Kommentars, dann wissen wir Bescheid.
Sie können dann auch testen, wie sich bestimmte Effekte erzielen lassen oder nicht - und welche kleinen Schwachstellen die KI noch hat. Wir spoilern nicht.