Feld mit Holz
Vor Kurzem stand hier in Pferdingsleben noch ein kleiner Wald. Bildrechte: MDR/Wolfgang Hentschel

Kreis Gotha Nach Abholzung eines Wald-Stücks: Kritik auch aus dem Umweltministerium

15. Februar 2022, 13:33 Uhr

In Pferdingsleben wurde vor wenigen Tagen ein kleiner Wald ohne Wissen der Naturschutzbehörde abgeholzt. Das Umweltministerium kritisierte das Vorgehen scharf: Auch für Thüringenforst würden Recht und Gesetz gelten.

Das Thüringer Umweltministerium hat die Abholzung eines kleinen Waldes bei Pferdingsleben im Kreis Gotha kritisiert. Staatssekretär Olaf Möller (Grüne) sagte, auch für den Thüringenforst würden Recht und Gesetz gelten. Die Landesforstanstalt stehe bei Waldumbau und Klimakrise vor großen Herausforderungen. Naturschutzbelange dürften hier nicht fahrlässig oder bewusst ignoriert werden.

Das Umweltministerium verweist auf das Bundesnaturschutzgesetz, wonach es verboten ist, Fortpflanzungs- oder Ruhestätten von besonders geschützten Tierarten aus der Natur zu beschädigen oder zu zerstören. Das Ministerium will über das Landesamt für Umwelt von der Naturschutzbehörde des Landkreises Gotha eine Stellungnahme einfordern.

Feldweg mit Holz
Die Überreste des kleinen Waldes am Wegesrand. Bildrechte: MDR/Wolfgang Hentschel

Abgeholzter Wald Nistort des geschützten Rotmilans

In Pferdingsleben hatte der landeseigene Thüringenforst vor wenigen Tagen einen kleinen Wald abholzen lassen. Zuvor hatte die Gemeinde aus Gründen der Verkehrssicherheit den Kahlschlag beantragt. Die Pappeln drohten auf angrenzende Gärten und Straßen zu fallen. Der Naturschutzbund warf Thüringenforst daraufhin Rechtsverstöße vor. Für den Kahlschlag hätte laut Gesetz die Naturschutzbehörde des Landkreises mit einbezogen werden müssen. Das sei aber nicht geschehen. Außerdem habe in dem Wald unter anderem der Rotmilan gebrütet, eine geschützte Tierart, die jede Nistmöglichkeit brauche.

Was Thüringenforst dazu sagt

Thüringenforst hat zu den Vorwürfen des Nabu erklärt, dass die Information über den Rotmilan - so wörtlich - "unter dem Radar durchgegangen" sind. Die Gemeinde selbst habe beantragt, dass die Bäume abgeholzt werden, weil sie geschädigt gewesen seien und auf angrenzende Gärten und Straßen zu fallen drohten.

Thüringenforst weist zudem den Vorwurf zurück, dass die Naturschutzbehörde rechtswidrig umgangen wurde. Für die Genehmigung des Kahlschlags sei das Forstamt selbst zuständig, sofern keine Naturschutzbelange betroffen seien.

MDR (rbü)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 14. Februar 2022 | 19:00 Uhr

7 Kommentare

Karl Schmidt am 17.02.2022

@Atheist:
Bin zwar verwundert, dass Sie spontan Ihre Tierliebe entdeckt haben, aber im letzten Jahr wurde im Bundestag beschlossen, dass das schmettern von Küken seit Anfang 2022 verboten ist.

Gern geschehen!

Lothar Thomas am 16.02.2022

Teil 2

Vielleicht könnte auch der zuständige Bürgermeister darüber Auskunft geben, ob schon ein Bauantrag für die freie Fläche vorliegt?

Also ich für meinen Teil halte die Ausrede mit den morschen Pappeln nicht für sehr glaubwürdig.

Beim Stand der heutigen Technik im Holzeinschlag gibt es hervorragende Maschinen, mit denen man gezielt und punktgenau jeden in Frage kommenden Baum einzeln selektieren kann.

Wegen ein paar morschen Bäumen gleich ein ganzes Waldstück platt zu machen, ist mir nicht Verständlich und selbst als Ausrede zu Banal.

Ich bin mir sicher, dieser Kahlschlag hat noch andere Hintergründe.

Hier wurde ganz bestimmt etwas heimlich geplant, wo man sich nicht gedacht hatte, dass es irgend jemandem weiter auffällt

Schade um die jungen Bäumchen und die Nistmöglichkeiten für den Rotmilan

"Den" oder "Die" dafür Verantwortlichen sollte man zur Verantwortung ziehen

Auf jeden Fall müssen an gleicher Stelle wieder Maßnahmen zur Aufforstung erfolgen.

SCHNELLSTENS

Lothar Thomas am 16.02.2022

Ich würde die Frage einmal anders stellen, WEM NUTZT DIESE FREIE FLÄCHE, oder könnte sie von Nutzen sein??

Für so eine kahlgeschlagene Fläche gibt es doch bestimmt schon Interessenten.

Nun wird es nicht gleich ein Elon Musk sein, der hier ein Zweigwerk eröffnen will, aber vielleicht gibt es ja jemand "Einflussreichen", der sich einfach mal eine Villa an einem schönen Platz mit guter Aussicht bauen möchte.
(Nachtigall ick hör dir trapsen)

... und wenn dort sowieso nichts mehr steht, kann man sich schnell mal das Grundstück sichern und mit einem Häuschen bebauen.

Ich habe selbst einige Zeit im Thüringer Wald gebrochene, oder umgestürtzte Bäume für Brennholz aufgearbeitet.
Immer in Absprache mit dem zuständigen Revierförster, der auch des Öfteren kontrolliert hatte.

Wenn ich mir den Haufen mit abgesägten Stämmen jeglichen Alters anschaue, kann ich keine morschen Pappeln erkennen, dass sind nach meinem Verständnis jüngere und gesunde Bäumchen, die einfach abgeholzt wurden

Mehr aus der Region Gotha - Arnstadt - Ilmenau

Mehr aus Thüringen

Drei Menschen rollen in der Innenstadt von Suhl einen großen grünen Teppich aus 1 min
Bildrechte: Mitteldeutscher Rundfunk
1 min 26.04.2024 | 20:37 Uhr

In der Fußgängerzone in Suhl wurde dazu ein grüner Teppich ausgerollt. Das Stadtmarketing will damit Einwohner und Gäste auffordern, häufiger in die Innenstadt zu kommen.

Fr 26.04.2024 19:21Uhr 00:26 min

https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/sued-thueringen/suhl/video-teppich-innenstadt-gruen-aktion-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video