Konflikt im Nordkosovo USA beobachten serbischen Truppenaufmarsch
Hauptinhalt
30. September 2023, 11:59 Uhr
Der Konflikt zwischen Serben und Albanern im Nordkosovo gewinnt an Schärfe. Die USA wollen serbische Truppenaufmärsche an der Grenze zum Kosovo ausgemacht haben und äußerten Sorge wegen einer möglichen Eskalation. Ein serbischer Politiker bekannte sich zum Anschlag auf kosovarische Polizisten. Die Nato will ihre Präsenz vor Ort verstärken.
- Serbien weist Vorwürfe aus den USA zurück: kein Truppenaufmarsch
- Serbischer Politiker bekennt sich zu Anschlag auf Polizisten
- Nato will Zahl der Soldaten im Kosovo erhöhen
Die USA werfen Serbien vor, seine Truppen an der Grenze zum Kosovo massiv zu verstärken. "Wir beobachten eine große serbische Militärpräsenz entlang der Grenze zum Kosovo", sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby. Die "noch nie dagewesene Stationierung von fortgeschrittener serbischer Artillerie, Panzern und mechanisierten Infanterieeinheiten" habe eine "sehr destabilisierende Entwicklung", erklärte Kirby.
Serbien verneint Truppenaufmarsch
US-Außenminister Antony Blinken habe in einem Telefonat mit dem serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic die Notwendigkeit einer "sofortigen Deeskalation und einer Rückkehr zum Dialog" gefordert, erklärte das US-Außenministerium am Freitagabend.
Laut der serbischen Nachrichtenagentur Tanjug bestreitet Vucic einen größeren Truppenaufmarsch an der Grenze zum Kosovo. Vucic habe die Vorwürfe aus Washington als "Unwahrheiten" bezeichnet. Der serbische Präsident und Blinken seien sich aber einig gewesen, dass nun Deeskalation und eine wichtigere Rolle der Nato erforderlich sei.
Serbischer Politiker bekennt sich zu Anschlag auf kosovarische Polizisten
Die Spannungen im Nordkosovo waren vor sechs Tagen eskaliert, als 30 bewaffnete und maskierte Männer in der Ortschaft Banjska kosovarische Polizisten angegriffen hatten. Dabei starben drei serbische Angreifer und ein kosovarischer Polizist.
Am Freitag bekannte sich der kosovo-serbische Spitzenpolitiker Milan Radoicic zu dem Überfall. "Ich habe mich zu dieser Tat entschieden, weil alle bisher angewandten Widerstandsmethoden keine Verbesserung des Lebens des serbischen Volkes (im Kosovo) brachte", schrieb er in einer Erklärung.
Nato will Präsenz im Kosovo stärken
Als Reaktion auf die jüngsten Spannungen teilte die Nato am Freitag mit, dass sie die Zahl der im Kosovo stationierten Soldaten erhöhen werde. Eine genaue Zahl nannte sie zunächst nicht. Später erklärte das britische Verteidigungsministerium, es habe der Nato ein Bataillon übertragen. Ein Bataillon ist gewöhnlich 500 bis 1.000 Mann stark.
Die Nato hat rund 3.400 Soldaten im Kosovo stationiert, darunter 70 Bundeswehrsoldaten. Sie sollen im Rahmen des KFOR-Einsatzes der Vereinten Nationen den Frieden im Kosovo sichern.
Jahrzehntelanger Konflikt
Das heute fast ausschließlich von Albanern bewohnte Kosovo hatte sich 1999 nach einem 14-monatigen Bürgerkrieg letztlich mit Nato-Hilfe von Serbien abgespalten und 2008 für unabhängig erklärt. Mehr als 100 Länder, darunter auch Deutschland, erkennen die Unabhängigkeit an, nicht aber Serbien, das seine einstige Provinz zurückfordert. In den letzten zehn Jahren kam es immer wieder zu gewaltsamen Konflikten im Nordkosovo, wofür sich beide Parteien gegenseitig beschuldigten.
AFP, dpa, Reuters (mkr)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 30. September 2023 | 11:13 Uhr