Serbiens Präsident Aleksandar Vucic
Präsident Aleksandar Vucic: Serbien will keinen Krieg gegen Kosovo. Bildrechte: picture alliance/dpa/AP | Darko Vojinovic

Kosovo-Konflikt Serbiens Präsident Vucic verspricht Truppenrückzug

01. Oktober 2023, 20:42 Uhr

Serbiens Präsident Aleksandar Vucic hat Berichte über eine bevorstehende Militärintervention im Kosovo zurückgewiesen. Er sagte in einem Interview, er werde den Befehl zum Rückzug der serbischen Truppen geben. Doch die USA und Außenministerin Annalena Baerbock sehen die Gefahr noch nicht gebannt.

Serbiens Präsident Aleksandar Vucic hat Berichte über eine bevorstehende Militäraktion gegen die kleine Nachbarrepublik Kosovo zurückgewiesen. Vucic sagte der "Financial Times", Serbien wolle keinen Krieg. Er habe nicht die Absicht, den Streitkräften zu befehlen, die Grenze zu überschreiten.

Vucic zufolge hat Serbien seine Truppenzahl in der Grenzregion bereits von 14.000 auf 7.500 reduziert. Nun werde man weiter runter gehen auf 4.000 Mann. Eine Eskalation wäre kontraproduktiv für Belgrads EU-Bestrebungen. In einem Video auf Instagram warf der serbische Präsident dem Westen eine "Lügenkampagne" vor.

Baerbock warnt vor anhaltender Kriegsgefahr

John Kirby spricht im Weißen Haus.
Sicherheitsberater John Kirby spricht im Weißen Haus. Bildrechte: IMAGO / MediaPunch

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock warnte indes vor einer weiteren Verschärfung des Konflikts. Sie sagte am Sonntag auf einem kleinen Parteitag der Grünen in München, Serbien müsse seine Truppe an der Grenze reduzieren. Der politische Prozess müsse fortgesetzt werden. Die Sicherheit des Kosovos sei für Deutschland und Europa von zentraler Bedeutung.

Am Freitag hatte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses, John Kirby, von einer beispiellosen Stationierung von Artillerie, Panzern und Infanterieeinheiten nahe der Grenze zu Kosovo gesprochen. Die Nato plant, ihre Präsenz in dem Westbalkan-Land zu erhöhen. Stationiert sind im Kosovo derzeit etwa 3.400 KFOR-Soldaten, davon rund 70 Bundeswehr-Angehörige.

Führung in Pristina sieht sich von drei Seiten bedroht

Am Samstag hatte die kosovarische Führung in Pristina erneut Alarm geschlagen: Serbische Truppen rückten aus drei Richtungen vor. Serbien habe Militär und Polizei in 48 vorgeschobene Operationsbasen geschickt – wenige Kilometer von der Grenze entfernt. Der Nachbar habe Flugabwehrsysteme und schwere Artillerie in Stellung gebracht – "für eine mögliche militärische Aggression gegen die Republik Kosovo".

Was steckt hinter dem Angriff serbischer Paramilitärs?

Hintergrund der jüngsten Spannungen ist ein Angriff serbischer Paramilitärs in Nord-Kosovo am vergangenen Sonntag. Dabei waren drei serbische Angreifer sowie ein kosovarischer Polizist getötet worden. Der kosovo-serbische Spitzenpolitiker und Geschäftsmann Milan Radoicic bekannte sich zu diesem Überfall. Er behauptete, die Aktion auf eigene Faust verübt zu haben. Die Regierung in Pristina bezweifelt das.

Das heute fast ausschließlich von Albanern bewohnte Kosovo hatte sich 1999 mit Nato-Hilfe von Serbien abgespalten und 2008 für unabhängig erklärt. Mehr als 100 Länder, darunter auch Deutschland, erkennen die Unabhängigkeit an. Serbien verweigert bislang die Anerkennung und fordert seine einstige Provinz zurück.

Kosovarische Polizisten zeigen beschlagnahmte Waffen und militärische Ausrüstung während des Polizeieinsatzes im Dorf Banjska.
Kosovarische Polizisten zeigen beschlagnahmte Waffen und militärische Ausrüstung der serbischen Angreifer im Dorf Banjska. Bildrechte: picture alliance/dpa/AP | Visar Kryeziu

dpa, AFP (ans)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 13. Oktober 2023 | 18:33 Uhr

Mehr Politik in Osteuropa

Zehntausende protestieren gegen Regierungspläne 1 min
Zehntausende protestieren gegen Regierungspläne Bildrechte: Reuters

Nachrichten

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gibt beim Besuch der Nato-Übung Quadriga 24 ein Pressestatement. 1 min
Bundeskanzler Olaf Scholz hat deutsche Soldaten in Litauen besucht. Bildrechte: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld
1 min 06.05.2024 | 17:28 Uhr

Bundeskanzler Olaf Scholz hat deutsche Soldaten in Litauen besucht. In Pabradė besuchte er die 10. Panzerdivision der Bundeswehr. Scholz bekräftigte dabei die Unterstützung der Nato-Partner im Ostseeraum.

Mo 06.05.2024 17:16Uhr 00:57 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/politik/video-litauen-bundeskanzler-scholz-bundeswehr-nato-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Mehr aus Osteuropa

Nachrichten

US Außenminister Antony Blinken trifft die Botschafterin der Ukraine. 1 min
Bildrechte: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Brendan Smialowski
1 min 15.05.2024 | 20:50 Uhr

Die US-Regierung stellt der Ukraine weitere zwei Milliarden US-Dollar für militärische Zwecke zur Verfügung. Währenddessen gelten mehrere Dörfer bei Charkiw im Zuge der russichen Bodenoffensive als umkämpft.

Mi 15.05.2024 20:36Uhr 00:32 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/video-ukraine-us-hilfe-geld-militaer-kaempfe-charkiw-russland-offensive102.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video
Protest auf den Straßen von Tiflis wegen des "Agentengesetzes" 1 min
Protest auf den Straßen von Tiflis wegen des "Agentengesetzes" Bildrechte: Reuters
Russischer Raketenwerfer feuert auf einer Wiese Raketen ab 1 min
Russischer Raketenwerfer feuert Raketen ab Bildrechte: AP
1 min 14.05.2024 | 12:43 Uhr

Im Osten der Ukraine ist die russische Armee weiter auf dem Vormarsch. Ihre Truppen eroberten Gebiete 40 Kilometer vor Charkiw. Unterdessen ist US-Außenminister Antony Blinken zu einem Besuch in Kiew eingetroffen.

Di 14.05.2024 11:45Uhr 00:38 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/video-russsisch-truppen-blinken-vormarsch100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video