Bombendrohungen Frankreich fürchtet um seine Tourismusbranche

22. Oktober 2023, 14:54 Uhr

Nach mehreren Bombendrohungen gegen Flughäfen und Touristenattraktionen wie Schloss Versailles verzeichnen mehrere Hotels in Frankreich eine erhöhte Zahl von Stornierungen. Das Land fürchtet um die Tourismusbranche.

Angesichts anhaltender Bombendrohungen und der weiterhin geltenden höchsten Terrorwarnstufe bangt Frankreich um seinen Tourismus. Der Hotel- und Gaststättenverband (UMIH) im Großraum Paris meldete zum Start der Herbstferien einen Anstieg der Stornierungen um zehn Prozent. Ein Pariser Hotelbetreiber berichtete im Sender BFMTV, seit Anfang der Woche habe man 15 Prozent der Buchungen bis zum Ende des Monats verloren, fast alle aus dem Ausland.

UMIH-Präsident Franck Delvau sagte dem Sender "France Info", aus Sorge vor weiteren Warnungen verschöben Touristen ihre Reisen. Neben Hotels würden auch Taxifahrer einen leichten Rückgang an Kundschaft registrieren. "Das bringt die Tourismusindustrie in Gefahr", warnte Delvau. Das angstbesetzte Klima sei nicht gut für die Branche.

Flüge gestrichen, Versailles und Louvre geräumt

In den vergangenen Tagen waren nach Bombendrohungen Flüge an Regionalflughäfen gestrichen worden. Allein am Freitag waren nach übereinstimmenden Quellen mindestens 14 Flughäfen betroffen, unter anderem in Rennes und Bordeaux. Touristenattraktionen wie Schloss Versailles oder der Louvre mussten Besucher fortschicken.

Der Bürgermeister von Versailles, François de Mazières, sagte: "Die Menschen haben die Nase voll. Wir sehen bereits, dass Buchungen storniert werden. Wir sind beunruhigt. Wenn man aus dem Ausland kommt und in einer Woche anreist, will man kein Risiko eingehen."

Schloss Versailles wurde am Samstag bereits zum sechsten Mal binnen sieben Tagen nach einer Bombendrohung geschlossen. Obwohl ein Tatverdächtiger festgenommen wurde, halten die – bislang leeren – Drohungen an.

Ministerium: Keine Stornierungswelle

Vom Tourismusministerium hieß es, von einer Welle von Stornierungen könne nicht gesprochen werden und man müsse diese auch nicht heraufbeschwören. Aus Sicht der Tourismusexperten besteht aber vor allem bei Urlaubern aus Nachbarländern wie Belgien oder Deutschland die Gefahr, dass diese aus Sorge vor Behinderungen einen geplanten Kurztrip absagten.

Zu den Bombendrohungen kommt es verstärkt seit dem tödlichen Angriff eines jungen Islamisten auf einen Lehrer in Arras vor einer Woche. Danach wurde in Frankreich die höchste Terrorwarnstufe verhängt. Die Drohungen betreffen in hoher Zahl auch Schulen und die Behörden. In vielen Fällen wurden Jugendliche als Verantwortliche ermittelt.

Die Regierung will nun entschiedener als bisher gegen Urheber vorgehen. Verkehrsminister Clément Beaune kündigte an: "Das sind keine Scherze, sondern Delikte, und sie werden bestraft werden." Straffreiheit werde es nicht geben. Man werde nicht zulassen, dass mit der Angst der Franzosen gespielt werde.

Hohe Strafen für Drohungen gefordert

Die Pariser Staatsanwältin Laure Beccuau forderte in der Zeitung "Le Parisien", einen falschen Bombenalarm künftig nicht mehr als Verbreitung von Falschinformationen zu bewerten, sondern als "vorsätzliche psychische Gewalt". Dies könne mit drei Jahren Haft und 45.000 Euro Geldstrafe geahndet werden.

AFP/dpa(agr)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 21. Oktober 2023 | 14:00 Uhr

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