Symbolbild - Frau mit Bauchschmerzen auf dem Sofa
Bauchschmerzen können ein Symptom einer Lebensmittelvergiftung sein. Bildrechte: imago images/Westend61

Achtung giftig Lebensmittelvergiftung: Wie die Symptome behandelt werden können

08. September 2022, 08:58 Uhr

Es schmeckt – bis plötzlich Bauchschmerz, Durchfall, Übelkeit und/oder sogar Fieber aufkommt. Dabei war es doch nur ein Eis, ein Stück Bienenstich, ein Hack-Brötchen oder eine Pilzsuppe! Die Symptome können heftig sein. Manchmal verschwinden sie schnell wieder, manchmal werden sie lebensgefährlich – beispielsweise bei Pilzvergiftungen. Was bei Lebensmittelvergiftungen zu tun ist, welche Hausmittel es gibt und wann Sie unbedingt zum Arzt gehen sollten, erklärt Dr. Thomas Dietz.

Dr. Thomas Dietz
Bildrechte: MDR/Jehnichen

Was verursacht eine Lebensmittelvergiftung?

Als Verursacher kommen unterschiedlichste Bakterien, wie Salmonellen, Listerien, Escherichia coli, aber auch Viren oder Giftstoffe (z.B. aus Meerestieren, Fisch) und giftige Pilze in Frage.

Die Erreger können die verschiedensten Lebensmittel besiedeln. Dazu Beispiele:

  • Salmonellen sind oft in rohem Ei, Eiprodukten (Mayonnaise, Cremes, Salaten mit Ei), Milchprodukten (Eis), rohem Fleisch, Hack oder Tartar drin. Aber auch in Salaten aus der Tüte sind sie manchmal nachweisbar.
  • Listerien finden sich in Rohmilch, Rohmilchkäse oder rohem Fleisch.
  • Campylobacter finden sich vor allem in nicht ausreichend erhitztem und durchgebratenen Geflügelfleisch oder Produkten mit rohem Ei.
  • Escherichia coli können in rohem Rindfleisch, Hühnerfleisch oder Rohmilch stecken.

Giftpilze, wie der Fliegenpilz und Knollenblätterpilze, führen zu schweren Vergiftungen. Der Knollenblätterpilz wird leider oft mit dem Champignon verwechselt.

Fisch und Meeresfrüchte können falsch und zu lange gelagert sein, so dass Bakterien eingedrungen sind.

Aber auch Viren können die Ursache von Lebensmittelvergiftungen sein. Meist sind Noroviren und Rotaviren schuld.

Was tun bei Lebensmittelvergiftung?      

Halten die Symptome ungewöhnlich lange an oder sind sie besonders heftig, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Eine Kinderärztin begrüßt in einer Kinderarztpraxis eine Mutter und ihren kleinen Sohn
Vor allem Kinder und Senioren gehören bei jeder Vergiftung zum Arzt. Bildrechte: picture alliance / dpa Themendienst | Christin Klose

Wichtig: Eine Lebensmittelvergiftung bei Babys und Kindern sollte immer ein Arzt begutachten, weil ihr Immunsystem noch nicht voll funktionsfähig ist. Keime und Giftstoffe setzen Kindern stärker zu.

Auch Senioren und Menschen mit chronischen Erkrankungen sollten dann zum Arzt gehen oder auch den Notarzt – 112 – rufen.

Hausmittel gegen die Symptome

  • Viel trinken, denn bei Durchfall und Erbrechen verliert der Körper eine Menge Flüssigkeit und Mineralien. Gut geeignet sind Kräutertees, die den Magen und Darm besänftigen oder Wasser ohne Kohlensäure. Durch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr wird der aus dem Lot geratene Flüssigkeits- und Mineralstoffhaushalt wieder ausgeglichen. Ungeeignet: Kaffee, Cola, Alkohol und Milchprodukte
  • Wer Hunger hat, sollte etwas essen. Bitte auf leichte Kost zurückgreifen, die den Magen nicht unnötig aufwühlt. Geeignet: Weißbrot, Zwieback, Bananen oder etwas Reis.
  • Lebensmittel, die nützliche Bakterien enthalten, sogenannte probiotische Bakterien, sollen sich positiv auf die Darmflora auswirken. Probiotische Lebensmittel gibt es z.B. als Joghurt oder Nahrungsergänzungsmittel (als Kapseln oder Pulver), die probiotische Bakterienstämme enthalten. Sie sollen die "Krankmacher" verdrängen und so die Dauer des Durchfalls verkürzen.
  • Betroffene sollten sich schonen, ausruhen und nicht körperlich anstrengen. Das Immunsystem hat schon genügend mit der Bekämpfung der Erreger oder Schadstoffe zu tun.

Vorbeugen im Alltag – so geht’s!

  • Beim Einkauf von frischem Fisch, Fleisch und anderen leicht verderblichen Lebensmitteln immer auf das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) sowie das Verbrauchsdatum achten. Der beste Ratgeber ist die Nase. Falls der Geruch merkwürdig ist, die Lebensmittel besser nicht essen.
  • Schon beim Einkauf darauf achten, ob die Verpackungen unversehrt sind.
  • Keine nach außen gewölbten Konserven oder Produkte mit beschädigter Folie kaufen.
  • Lebensmittel in geschlossenen Behältern aufbewahren oder vollständig abdecken. So haben Keime weniger Chancen.
  • Obst und Gemüse vor dem Verzehr gründlich mit Wasser abwaschen. So werden Keime, die sich womöglich auf dem Lebensmittel befinden, beseitigt.
  • Fisch und Fleisch gut vor dem Verzehr durchbraten.
  • Nie gleiche Schneidbretter für Fleisch und Salat verwenden.
  • Küchenutensilien (Messer, Gabeln, Schneidbretter, Teller) nach dem Gebrauch gut abspülen.
  • Und ganz wichtig: Gründlich die Hände waschen, bevor Speisen zubereitet werden.

Vorsicht bei Pilzvergiftungen

Für mehr als 90 Prozent der tödlich verlaufenden Pilzvergiftungen ist der Knollenblätterpilz verantwortlich. Er wächst oft in der Nachbarschaft zum essbaren Wiesenchampignon. Das kann zu gefährlichen Verwechslungen führen.

Direkt zum Arzt Bei einer Pilzvergiftung sollte umgehend die Giftnotrufzentrale und bzw. oder ein Notarzt kontaktiert werden. Bei einer Pilzvergiftung muss der Betroffene ins Krankenhaus.

Es ist ratsam, zur Untersuchung am besten Reste der verzehrten Pilze mitzubringen und alle an der Mahlzeit beteiligten Personen zu informieren.

Weißer Knollenblätterpilz, Amanita verna
So kann der Weiße Knollenblätterpilz aussehen. Er und seine "Verwandten" sind hochgiftig. Bildrechte: IMAGO / YAY Images

Die Gifte des Knollenblätterpilzes, die Amatoxine, zerstören die Leber. Erste Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle und Halluzinationen treten in der Regel erst sechs bis zwölf Stunden nach dem Verzehr auf. Und obwohl die Beschwerden dann zunächst zurückgehen, beginnen die Gifte bereits etwa 24 Stunden nach dem Verzehr die Leber zu zerstören. Im schlimmsten Fall kann eine Knollenblätterpilz-Vergiftung zum Leberversagen führen.

Wie wird eine Knollenblätterpilz-Vergiftung behandelt?

Innerhalb der ersten Stunden nach dem Verzehr von Knollenblätterpilzen müssen im Krankenhaus alle Pilzreste aus dem Magen-Darm-Trakt entfernt werden.

Das aus der Mariendistel gewonnene Gegengift Silibinin (Legalon) kann die Aufnahme des Pilzgiftes in die Leberzellen verhindern.

Nach der Magenspülung wird versucht, mit hochdosierter medizinischer Kohle das Gift des Knollenblätterpilzes im Körper zu binden und die Leberzerstörung zu stoppen.

Die Behandlung muss so schnell wie möglich beginnen, denn mit der Zeit schreitet die Leberzersetzung immer weiter voran.

Wichtig: Apps zur Pilzbestimmung oft nicht hilfreich Immer mehr Pilzsammler benutzen Smartphone-Apps zur Pilzbestimmung. Doch nach Ansicht von Experten sollte man sich darauf nicht verlassen: Die Verwechslungsgefahr sei in vielen Fällen zu groß. Sie empfehlen, an einer geführten Wanderung mit einem Pilzspezialisten teilzunehmen. Auch Pilzsachverständige der Deutschen Gesellschaft für Mykologie überprüfen gesammelte Pilze.

Regionale Giftnotrufzentralen kontaktieren

Im Notfall lieber einmal zu viel anrufen als zu wenig. Auch aus dem Ausland können die Giftnotruf-Zentralen erreicht werden, wenn Verdacht auf eine Vergiftung besteht.

Vergiftungsunfälle können auch durch Chemikalien, die sich in vielen Haushaltsprodukten befinden, auftreten. Zum Beispiel durch Wasch- und Reinigungsmittel, Blumendünger, Raumduftmittel, Grillanzünder, Klebstoffe, Farben und Lacken.

Um zu klären, ob die Lage lebensbedrohlich ist, sind folgende Fragen wichtig:

  • Wer ist betroffen? Kind, Erwachsener?
  • Was wurde eingenommen? Genaue Bezeichnung des Mittels (was steht auf der Packung), Firma oder Name der Pflanze.
  • Wie viel wurde eingenommen? Wie viel Stück waren in der Packung? Wie viel ist noch vorhanden? Wie viel kann das Kind maximal eingenommen haben?
  • Wie wurde es eingenommen? Geschluckt? Eingeatmet? Auf die Haut bekommen? Ins Auge?
  • Wann wurde es eingenommen? Gesicherte Zeitangabe oder Vermutung?
  • Wie alt ist das Kind?
  • Wie viel wiegt das Kind (ungefähr)?
  • Wie geht es dem Kind? 
  • Name und Telefonnummer? Für den Rückruf.

Giftnotrufzentrale für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen

Giftinformationszentrum (GIZ)
Telefon: 0361 - 730 730
Klinikum Erfurt GmbH
Nordhäuserstr. 74
99098 Erfurt

Quelle: MDR um 4

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 08. September 2022 | 17:00 Uhr

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