Der Redakteur | 01.03.2024 Instantkaffee: Wie wird löslicher Kaffee hergestellt?
Hauptinhalt
01. März 2024, 15:43 Uhr
Kaffee ist für viele Deutsche so etwas wie das zweite Blut. Dabei gibt es viele Möglichkeiten der Zubereitung: aus der Maschine, gefiltert, türkisch oder Instantkaffee. Nur: Wo bitte ist der Kaffeesatz im löslichen Kaffee?
Der erste Satz unserer Kaffeesatzleserei: Selbiger ist im löslichen Kaffee nicht enthalten. Bei der Herstellung dieses Pulvers oder Granulats wird der Kaffee bereits aufgebrüht und das quasi in Dauerschleife. Immer wieder mit dem gleichen gemahlenen Kaffee, ein Unding eigentlich. Das würde man zu Hause niemals machen, gesteht auch Holger Preibisch, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Kaffeeverbandes.
Doch in den großen Kaffeezubereitern geschieht das unter hohem Druck und bei Temperaturen von 200 Grad. Am Ende dieser Kreislaufwirtschaft, die zwischen sechs- und achtmal stattfindet, ist quasi Kaffeesirup entstanden. Kaffee schwarz in Vollendung, Extrakt genannt. Da muss nur noch das Wasser raus, was durch zwei Verfahren geschehen kann, dem Sprühverfahren und durch Gefriertrocknung. Beim Spühverfahren wird der Kaffeesirup von oben in einen großen heißen Turm reingesprüht und kommt unten als Pulver an. Beim Gefriertrocknen läuft der Kaffeesirup auf einem Fließband in einen minus 40 Grad kalten Tunnel und kommt hinten als "Schokotafel" wieder heraus.
Diese Tafel wird durch Walzen kleingebrochen und am Ende hat man den löslichen Kaffee.
Löslicher Kaffee – ein Produkt zweiter Klasse?
Die Diskussion dürfen die Kaffeeliebhaber gern führen. Vor 15 Jahren wäre Holger Preibisch noch mitgegangen, dass der Lösliche nicht zu den Hochgenussprodukten zählt. Mittlerweile sei aber eine Qualitätsstufe erreicht, dass Blindtests keine eindeutigen Ergebnisse bringen, was denn das nun für Kaffee sei. Um das zu erreichen, müssen allerdings etwas andere Kaffeesorten kombiniert beziehungsweise verwendet werden als für Kaffee, der zu Hause aufgebrüht wird. Also die Ausgangsstoffe weichen durchaus voneinander ab, aber die Packungen haben eines gemeinsam: Es ist nur Kaffee drin und zwar ausschließlich Kaffee. Sie als Verbraucher geben nur Wasser dazu.
Beim Kaffee gibt es ein Reinheitsgebot wie bei Bier. Überall, wo Kaffee drauf steht, ist zu 100 Prozent Kaffee drin, auch beim löslichen Kaffee.
Die verrückte Kaffeewelt – von den USA bis nach Vietnam
Teilweise ist der Markt schon so weit, erzählt Holger Preibisch, dass löslicher Kaffee als besondere Delikatesse verkauft wird, so üblich in den USA. Verwunderlich ist das allerdings nicht, der normale Kaffee dort ist für deutsche Gaumen mitunter kaum genießbar. Das hört man regelmäßig von enttäuschten Urlaubern, die dann verstehen, warum sie von ihren in Amerika lebenden deutschstämmigen Freunden gebeten wurden, aus der alten Heimat "richtigen" Kaffee mitzubringen. Deutschland ist ohnehin das Kaffeeland Nummer 1.
Deutschland ist der zweitgrößte Importeur von Rohkaffee und der größte Exporteur von Fertigprodukten. Und die Bevölkerung sollte da auch ein stückweit Erich Honecker dankbar sein. Dem Mangel geschuldet hat die DDR nämlich Vietnam wegen der klimatischen Bedingungen dort zum Kaffeebruderland gemacht. Nur brauchen die Pflanzen halt eine Weile, bis es etwas zu ernten gibt. So kam die Wende kam dazwischen, also zwischen Anbau und erster Ernte und in der Folge trank Honecker dann in Chile wohl eher südamerikanischen Kaffee. Aber Vietnam ist dank DDR-Entwicklungshilfe heute mit einem Weltmarktanteil von 25 Prozent der zweitgrößte Kaffeeproduzent der Welt. Und um die letzte Kurve wieder zum löslichen Kaffee zu nehmen: Sie müssen löslichen Kaffee ja nicht trinken! Es gibt noch andere Verwendungsmöglichkeiten. Wegen der hohen Konzentration und der darin enthaltenen Kaffeesäure, erhalten Sie unter Zugabe von Waschsoda und Vitamin C als Endprodukt Caffenol. Das ist ein brauchbarer Entwickler für Schwarzweißfotos.
MDR (thk)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 01. März 2024 | 16:40 Uhr