Beschluss des Kreisvorstands Statt Stahlknecht: Börde-CDU schickt Eileen Koch für die Landtagswahl ins Rennen

28. Januar 2021, 17:22 Uhr

Eileen Koch anstelle von Holger Stahlknecht: Die CDU will statt des früheren Innenministers die Schatzmeisterin der Börde-CDU ins Rennen für die Landtagswahl schicken. Stahlknecht hatte der Partei zuvor ein intern umstrittenes Angebot gemacht, das die Umbesetzung überhaupt erst nötig gemacht hatte.

Die CDU im Landkreis Börde will anstelle des früheren Innenministers Holger Stahlknecht mit Eileen Koch an der Spitze in den Landtagswahlkampf ziehen. Das ist das Ergebnis einer Vorstandssitzung am Mittwochabend. Kreischef Martin Stichnoth sagte MDR SACHSEN-ANHALT im Anschluss, der Beschluss sei einstimmig gefasst worden. Man werde die Liste mit Eileen Koch an der Spitze nun an den Landeslistenparteitag weitergeben. Die 32 Jahre alte Eileen Koch ist laut Stichnoth seit rund fünf Jahren Schatzmeisterin der Kreis-CDU im Landkreis Börde.

Die Beratung des Landesvorstands war kurzfristig nötig geworden – ursprünglich hatte die CDU schon vor geraumer Zeit den früheren Innenminister Holger Stahlknecht auf Platz 2 der Landesliste gesetzt. Stahlknecht hatte seine Partei in der Vorwoche aber mit der Ankündigung überrascht, zugunsten einer "Frau mit Zukunft" auf den aussichtsreichen Platz zu verzichten. Der Einzug in den neuen Landtag ist auf Listenplatz 2 so gut wie sicher. Innerhalb der CDU hatten manche Stahlknechts Angebot als Erpressung ausgelegt. Die Volksstimme zitierte CDUler mit den Worten, Stahlknecht wolle mit seinem "Angebot" wohl Sand ins Getriebe streuen.

Ich schade doch niemandem und nütze der Partei. Ich will die CDU modernisieren und einer Frau eine Chance geben. Dafür muss ich mich nicht entschuldigen.

Holger Stahlknecht, Ex-Innenminister am 19. Januar 2021 in der Volksstimme

In der Tat ist der Frauen-Anteil bei der CDU in Sachsen-Anhalt so gering wie im Landtag sonst nur bei der AfD. Das gilt sowohl für die Landtagsfraktion als auch für die Landesliste, die allerdings noch nicht endgültig beschlossen worden ist. Im Landtag sind nur zwei Mitglieder der 30-köpfigen CDU-Fraktion Frauen (eine von ihnen ist Landtagspräsidentin Gabriele Brakebusch), der bisherige Plan für die Landesliste hatte die erste Frau auf Listenplatz 15 vorgesehen: Anja Schneider aus Dessau-Roßlau.

Stahlknecht plant Wiedereinzug in den Landtag als Direktkandidat

Stahlknecht selbst will seine politischen Ambitionen indes nicht begraben. In der Mitteldeutschen Zeitung hatte er zuletzt angekündigt, den Wiedereinzug ins Parlament als Direktkandidat für den Wahlkreis 08 (Wolmirstedt) schaffen zu wollen. Der 56-Jährige ist beliebt in der Börde-CDU, die er viele Jahre als Kreisvorsitzender leitete. Die Entlassung als Innenminister und sein Rückzug vom Vorsitz der Landespartei haben daran wenig geändert. Stahlknecht hatte seinen Wahlkreis bei den Landtagswahlen 2006, 2011 und 2016 mit jeweils großer Mehrheit für sich entschieden.

Die CDU hatte ihre Landesliste für die Landtagswahl am 6. Juni ursprünglich kommenden Sonnabend auf einer Landesvertreterversammlung beschließen wollen. Dort hätte auch Ministerpräsident Reiner Haseloff endgültig zum Spitzenkandidaten der Regierungspartei gewählt werden sollen. Wegen der Corona-Pandemie hatte die Partei die Versammlung zuletzt aber zum wiederholten Male verschieben müssen. Ein Passus in der neuen Corona-Eindämmungsverordnung des Landes sieht zudem vor, dass Partei-Veranstaltungen vorerst nur dann in Präsenz erlaubt sind, wenn sie zeitlich unaufschiebbar sind.

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Die Spitzenkandidaten der sechs großen Parteien zur Landtagswahl, von links nach rechts: Eva von Angern (Die Linke), Cornelia Lüddemann (Grüne), Katja Pähle (SPD), Reiner Haseloff (CDU), Lydia Hüskens (FDP), Oliver Kirchner (AfD)
Die Spitzenkandidatinnen und -kandidaten der sechs großen Parteien zur Landtagswahl Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Recherche/Redaktion: MDR, Isabell Hartung/Luca Deutschländer

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 27. Januar 2021 | 22:00 Uhr

9 Kommentare

Atheist am 28.01.2021

Ach lieber MDR, kommen Sie uns doch nicht mit Westdeutschen Verhältnissen, wir waren im Osten beim Thema Gleichberechtigung schon mal weiter.
Aber das zuzugeben darf nicht sein, also,sollen wir unsere Identität auf das BRD Bild der 50 ziger gründen.
Frauen werden nicht Gleichberechtigt durch Qute sondern durch gleichen Lohn!

Brigitte Schmidt am 28.01.2021

Aber sicher sehen das nicht nur Experten sondern auch Expertinnen so!!!
Sie stolpern wiedermal über Ihre eigenen Argumentationen und Sprachregelungen (die es ja auch gar nicht gibt).

MDR-Team am 28.01.2021

Leider sehen Experten immer noch eine strukturelle Benachteiligung von Frauen in Staat und Gesellschaft. Siehe zum Beispiel das Zitat der Präsidentin des Juristinnenbundes, Maria Wersig, im Bericht von LTO vom 28.06.2018. "Wenn im Rahmen der sogenannten Frauenquote bei gleicher Leistung Frauen bevorzugt würden, ist diese Ausnahme vom Gleichbehandlungsgrundsatz auf der Grundlage von Art. 3 Abs. 2 GG nur deshalb zu rechtfertigen, weil Frauen in Staat und Gesellschaft immer noch strukturell benachteiligt sind."

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