Dienstags direkt | 20.06.2023 | 20-23 Uhr Am besten gesund - woran das Gesundheitswesen krankt
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18. Juni 2023, 20:08 Uhr
Das deutsche Gesundheitssystem zählt zu den besten der Welt! Oder sind diese Zeiten längst vorbei? Wer auf dem Land kaum noch eine Hausarztpraxis findet, monatelang auf einen Facharzt-Termin wartet oder die verschriebenen Medikamente nicht bekommt, wird mit der Versorgung nicht zufrieden sein. Welche Lösungen kann es geben und welchen Einfluss können Verantwortliche und Patienten nehmen? Darüber haben wir bei Dienstags direkt gesprochen.
In Krankheitsfällen vertrauen wir darauf, dass wir angemessen versorgt werden. Doch ist dieses Vertrauen gerechtfertigt? Laut einer von der Bertelsmann Stiftung veröffentlichten Studie hält eine große Mehrheit in Deutschland grundlegende Reformen im Gesundheitswesen für nötig. Zugleich äußert mit 55 Prozent mehr als jeder Zweite den Eindruck, dass sich die gesundheitliche Versorgung in den vergangenen zehn Jahren verschlechtert hat.
Doch ein funktionierendes Gesundheitssystem ist in alternden Gesellschaften vor allem teuer. Die Gesetzliche Krankenversicherung erwartet 2024 ein Milliardendefizit. Gesundheitsminister Lauterbach lehnt Leistungskürzungen als Konsequenz ab. Stattdessen werde der Beitragssatz "erneut leicht steigen müssen", sagte er in dieser Woche.
Der Landkreis Görlitz versucht mit neuen Ideen, viel Mut und Kreativität, aber auch unter erheblichen Anstrengungen, den Anforderungen des demografischen Wandels zu begegnen.
Wer oder was kann dem Gesundheitssystem wieder auf die Beine helfen? Sind es Kompromisse bei der Patientenversorgung? Neue Formen der medizinischen Versorgung?
Dazu sagt der kaufmännische Vorstand der Diakonissenanstalt Dresden (und damit Mitglied der Krankenhausleitungen Diakonissenkrankenhaus Dresden und Krankenhauses Emmaus Niesky), Dr. Ralf Schönherr:
Im Rahmen der Krankenhausreform wird auch der Umbau von Krankenhäuser in 'Gesundheitszentren' gefordert. (Gemeinsam mit der AOK Plus und dem Sozialministerium arbeiteten wir bereits 2015 an dem Pilotprojekt 'Lokales Gesundheitszentrum Niesky'.) Die zukünftige Vergütung solcher Gesundheitszentren muss jedoch dringend geklärt werden. Vorhaltepauschalen halte ich daher grundsätzlich für eine gute Idee. Vor allem in der Notfallversorgung könnten wir damit besser unsere Kapazitäten planen.
Wie sollen und können die steigenden Kosten im Gesundheitssystem finanziert werden? Was heißt das im Einzelnen für Politik, Krankenkassen, Ärzteschaft und Patienten? Wie genau können Effizienzsteigerungen, eine bessere Nutzung von Ressourcen und innovative Technologien dazu beitragen, Kosten einzusparen, ohne die Qualität der Versorgung zu beeinträchtigen? Und wie können die Kosten im Gesundheitssystem transparent gemacht werden?
Was mir Sorgen bereitet, wäre eine sehr starre Einteilung der Krankenhäuser in Versorgungsstufen. Krankenhäuser in der untersten Stufe dürften nur noch sehr reduzierte Leistungen erbringen. Solche Einrichtungen wären wirtschaftlich kaum überlebensfähig. Der Gesundheitsminister hätte die Bundesländer von Anfang an stärker in die Debatte um die Reform miteinbeziehen können. Dies geschieht mit Verspätung jetzt aktuell. Die Länder brauchen Spielräume, um regionale Besonderheiten zu berücksichtigen. Denn letztlich geht es hier um die Daseinsversorge im ländlichen Raum.
Ist das Rezept für ein funktionierendes Gesundheitssystem die ausgewogene Mischung von Maßnahmen? Welche Beispiele funktionieren bereits und welche haben nicht den gewünschten Effekt gebracht?
Darüber sprechen wir mit diesen Gästen:
Meine Erkrankung war eine Zäsur. Nichts ist wie davor, weder ich persönlich noch mein Alltag. Jetzt ist das Danach und ich bin glücklich nach und nach wieder mein Leben gestalten zu können. Ohne das Zutun vieler verschiedener Menschen wäre ich heute nicht da, wo ich bin.
- Göran Donner | selbstständiger Apotheker in Dippoldiswalde, Vizepräsident der Sächsischen Landesapothekerkammer
Wir fordern, dass der Gesetzgeber schnell und grundsätzlich handelt, ansonsten droht uns ein Mangel, der zu ernsten Versorgungsproblemen führen kann.
Der Landkreis Görlitz versucht mit neuen Ideen, viel Mut und Kreativität, aber auch unter erheblichen Anstrengungen, den Anforderungen des demografischen Wandels zu begegnen.
- Dr. Ralf Schönherr | Kaufmännischer Vorstand der Diakonissenanstalt Dresden (und damit Mitglied der Krankenhausleitungen Diakonissenkrankenhaus Dresden und Krankenhauses Emmaus Niesky)
Moderation:
Redaktionelle Mitarbeit: Stephan Wiegand
Leitung: Ines Meinhardt