Mittwoch, 13.01.2021: Lasten tragen

"Dass uns so viele geholfen haben, hat mich am meisten beeindruckt und ermutigt", sagte mir in der vorigen Woche die Leiterin eines diakonischen Altenpflegeheims, in dem es kurz vor Weihnachten zu einem Corona-Ausbruch gekommen war. Zahlreiche Bewohnerinnen und Bewohner waren erkrankt, teilweise mit Fieber, Erbrechen oder anderen schweren Symptomen. Sie brauchten in dieser Situation viel Fürsorge und Unterstützung. Jedoch hatte das Virus zur gleichen Zeit auch viele Pflegekräfte erwischt. Die konnten deshalb nicht arbeiten. Die Heimleiterin erzählte, dass sie manchmal vor Sorgen nicht schlafen konnte. Sie habe nicht gewusst, wie sie alle Bewohner versorgen sollte. Aber dann sei es doch gegangen.
Mitarbeitende aus anderen Arbeitsbereichen der Diakonie haben mit angepackt. Und eine Nachbareinrichtung habe drei Auszubildende geschickt. Aus dem Ort und der Kirchengemeinde haben sich Freiwillige gemeldet, die Essen gereicht und Betten gemacht haben, mit den Bewohnern gesprochen oder spazieren gegangen sind. Das habe sehr geholfen.

Unter diesen Freiwilligen war z.B. auch eine Fachärztin. Sie hatte die Praxis zwischen den Feiertagen geschlossen und bot ihre Hilfe an. Auf die Frage, warum sie das tue, antwortete die Ärztin: "Jetzt müssen wir alle mit anpacken, unsere Alten schützen und gut versorgen. Das sind wir den alten Menschen doch schuldig."

Es ist beeindruckend, wie in dieser und vielen weiteren Altenpflegeeinrichtungen sich Frauen und Männer bis an die Grenzen der Belastbarkeit dafür einsetzen, dass die pflegebedürftigen Menschen, trotz Kontakteinschränkungen und Mitarbeiterausfall, gut und würdevoll leben können. Stammpersonal, Aushilfskräfte und Freiwillige pflegen gemeinsam die Würde der alten Menschen und setzen so ein Zeichen der Nächstenliebe.

Genau darum ging es Paulus, der vor langer Zeit in einem Brief schrieb: "Helft einander, die Lasten zu tragen. Das hat uns Christus geboten" Gut, dass sich Menschen noch immer daran halten, Solidarität üben und Gemeinsinn zeigen!

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Volker Krolzik

Volker Krolzik

1956 in Bielefeld-Bethel geboren | verheiratet, vier erwachsene Kinder | Studium der Diakonie und Sozialen Arbeit in Hamburg sowie der Diakoniewissenschaften in Bethel | Ordination zum Diakon, später zum evangelischen Pfarrer | Nach verschiedenen beruflichen Stationen in Westfalen und im Rheinland war er von 1998 - 2009 Konviktmeister des Rauhen Hauses in Hamburg. Dort hat er auch Lehraufträge an der Ev. Hochschule wahrgenommen. | Seit 2010 ist er Theologischer Vorstand der Stiftung Herrnhuter Diakonie und Geschäftsführer des Christlichen Hospizes Ostsachsen. | Ehrenamtlich engagiert er sich u.a. im Kuratorium der Ev. Hochschule Dresden sowie der Diakonie auf Landes- und Bundesebene. | Er lebt mit seiner Frau in Herrnhut.

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.