Sonnabend, 06.04.2019: Bauhaus

"Wie werden wir wohnen? Wie werden wir siedeln? Welche Formen des Gemeinwesens wollen wir erstreben?" Diese drei Fragen von Walter Gropius deuten an, worum es vor hundert Jahren in der Bewegung ging, die wir als Bauhaus bezeichnen.

Bauhaus. Das ist mehr als eine Epoche der Architektur. Das Bauhaus hat ihre Wurzeln in einer Lebensidee. Nach der Erschütterung des 1. Weltkrieges mit abertausenden Toten, nach der Entwertung des Menschen durch die Industrialisierung, nach der Umwälzung des Standesdenkens und mit der Einführung der Demokratie brach sich auch in Architektur und Kunst ein neues Denken Bahn. Wie müssten Häuser gebaut und eingerichtet werden, die die Gleichwertigkeit der Menschen zum Ausdruck bringt? Einfache Formen, Grundfarben, Transparenz durch Glas und offene Durchgänge, einfache, aber hochwertige Materialien. Ein zentraler Raum, der von oben Licht bekommt. Rund herum Zimmer für die Familienmitglieder ohne Hausangestellte.  Auch die Gewerke beim Bau sollten gleichwertig sein. Handwerker sind nicht nur Ausführende dessen, was Architekten und kunstschaffende Intellektuelle in der Theorie erdacht haben. Alle sind von Planung bis Ausführung gleichermaßen in einem schöpferischen Prozess verbunden. Heute eröffnet in Weimar das neue Bauhausmuseum. Auf dem Deckblatt des Bauhausmanifestes ist eine Zeichnung Lyonel Feiningers zu sehen. Sie zeigt erstaunlicherweise eine Kathedrale. Auch wenn das Bauhaus keine christliche Bewegung ist, knüpfte es doch an die Tradition der alten Dombauhütten an. Dort war solch gemeinsames Bauen vieler Gewerke an der Kathedrale exemplarisch verwirklicht.

Der Apostel Paulus schreibt einmal: Es sind viele verschiedene Gaben, aber es ist ein Geist, der da wirkt alles in allem (1. Kor 12). So beschreibt er das Ideal einer christlichen Gemeinde. Kein Höher oder Tiefer, sondern verschiedene Fähigkeiten, die zum Gelingen des Ganzen beitragen. Wie werden wir wohnen? Wie werden wir siedeln? Welche Formen der Gemeinschaft wollen wir erstreben? Das ist eine bleibende Frage, die sichtbar bis in Kunst und Handwerk und modernes Bauen reicht.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Holger Treutmann

Holger Treutmann

1963 in Springe bei Hannover geboren | verheiratet | 2 Kinder | Studium in Bethel, Göttingen, Berlin | 1989 1. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover | 1989-1993 Pharmareferent bei Astra-Chemicals Wedel/Hamburg | 1993-1995 Vikariat in Bröckel bei Celle | 1995 2. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannover | 1995 Wechsel in die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen | 1995-1999 Pfarrer in Eibenberg-Kemtau und Chemnitz-Reichenhain | 1999-2005 Pfarrer in St.-Pauli-Kreuz-Gemeinde Chemnitz | 2006 - Januar 2016 Pfarrer der Frauenkirche in Dresden | Ehrenamtlicher Mitarbeiter der Notfallseelsorge Dresden | seit Februar 2016 Senderbeauftragter der Ev. Kirchen beim MDR und Rundfunkbeauftragter der Ev.-Lutherischen Landeskirche Sachsens

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.