Montag, 01.04.2019: Verstehen Sie Spaß?

Ganze Unterhaltungssendungen am Samstagabend lassen sich damit füllen. Ein Spaßvogel, ein Lockvogel und ein Opfer. Nicht zuletzt eine Zuschauergemeinde, die ihrer Schadenfreude ein wenig Raum geben darf und beobachtet, wie elegant mancher aufs Glatteis geführt wird; wie er die Orientierung verliert und dann mit herzlicher Freude aus dem Verhängnis gerettet wird. Verstehen Sie Spaß?

Heute ist der erste April. Warum nicht einmal dem eitlen Gockel einen Fleck auf der Krawatte andichten? Oder der überbesorgten Mutter ein Chaos in der Schule ausmalen. Dem Autoverliebten eine Beule vortäuschen. Oder den Held der Arbeit zum Rapport beim Chef schicken.

Verstehen Sie Spaß? Wohl dem, der über sich selbst lachen kann. Der 1. April hat den guten Sinn, unseren Eitelkeiten mit einem Augenzwinkern den Spiegel vorzuhalten. Er übt uns auch in die Weisheit ein, dass nichts selbstverständlich ist. Für einen Moment wird das Grundvertrauen außer Kraft gesetzt. Wie zum Test, dass es auch anders sein könnte; dass die vertrauten Menschen zu Verschwörern werden und die erwartbaren Sicherheiten einmal wegbrechen. Es erdet uns neu und lässt uns wissen: Gut, dass es anders ist. Dass Vertrauen zählt; Wahrhaftigkeit uns umgibt; Wohlwollen der anderen da ist. Nur so kann ich leben.

Wer gerade in einer Krise steckt, sollte von Aprilscherzen verschont bleiben. Weil der Boden ohnehin schon schwankt. Ja, es gibt sogar einen Impuls in uns, den Angeschlagenen durch Gelächter erst richtig zum Opfer zu machen.

"Du willst König der Juden sein?", lachen die Soldaten. Sie ziehen dem gedemütigten Christus einen Purpurmantel über seine geschundene Haut; und setzen ihm eine Krone auf aus Dornen.

Humor gegen Geschwächte zeugt immer auch von der Armseligkeit der Lacher. Ich will keine Spaßbremse sein, schon gar nicht am 1. April. Auch ich sehe mir gern Comedy-Sendungen im Fernsehen an. Eine allzu große Lust an Parodie und Karikatur erzählt aber immer auch etwas über die Gesellschaft; ihre Zwänge, ihre Fassaden, ihre Ausweglosigkeiten. Manchmal wäre es mir lieber, wir würden Menschlichkeit leben, statt unsere Energie für die Belustigung über andere aufzuwenden.

  

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